Jobprofil: Rechtsanwälte

Rechtsanwälte beraten und vertreten ihre Mandanten in rechtlichen Fragen und in Gerichtsverfahren. Die Strafverteidiger bewerten Sachverhalte, prüfen Rechtsnormen und entwickeln Lösungen für ihre Mandanten. Sie arbeiten eng mit anderen Juristen, Gutachtern und Sachverständigen zusammen. In Deutschland werden die Anwälte immer älter, die weiblichen Advokaten immer zahlreicher…

Rechtsanwalt Beruf

Es gibt kaum eine Berufsgruppe, über die so viele Klischees im Umlauf sind wie über Rechtsanwälte. Dieses zum Beispiel: Rechtsanwälte, das sind die Anzugträger mit dem schwarzen Aktenköfferchen, die die Reichen vertreten und viel Geld scheffeln. Nichts für Ungut, aber dieser Mythos gehört ins Reich der Phantasie.

Irrtümer ausräumen:

Tatsächlich gehört der Beruf zu den sehr abwechslungsreichen Jobs, aber dennoch ist er in der Realität weit weniger glamourös, als es die Medien oder einschlägigen Fernsehserien glauben machen wollen. Es gibt einige, die es in die High Society schaffen, aber weit mehr Juristen leben ein gutbürgerliches Leben. Mythos Nummer zwei: Von Berufswegen sind Anwälte dem Recht und der Gerechtigkeit verpflichtet. Das ist richtig. Aber wer dem Irrglauben anhängt, der Mandant schildere seinem Verteidiger immer den wahren Tathergang, liegt falsch. Oftmals ist das Gegenteil der Fall.

Gerechtigkeit herstellen:

Dann geht es für den Rechtsanwalt im Strafprozess um die Frage: „Bestehen angesichts der Beweislage vernünftige Zweifel daran, dass der Angeklagte der Täter ist?“ Hier müssen Rechtsanwälte in ihrer Strategie oftmals Mut zur Lücke beweisen. Darüber hinaus gehören viele Routinetätigkeiten zum Berufsprofil des Rechtsanwalts: E-Mails checken, Telefonate führen, Post beantworten, Akten heraussuchen und bearbeiten. Dazwischen liegen Gerichtstermine und Mandantengespräche.

Verantwortung tragen:

Je nach Größe eines Falles tragen Rechtsanwälte eine erhebliche Verantwortung. Vor allem dann, wenn es um Prozesse geht, die von einer relevanten Größenordnung für Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft sind. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Denn die Taktik eines Rechtsanwalts gilt immer auch als ein Aushängeschild für das Moralverständnis einer Gesellschaft.

Vorteile als Rechtsanwalt:

Rechtsanwälte können sich über eine Menge Prestige, gute Karriereaussichten und Verdienstmöglichkeiten freuen. Ihre Arbeit erfordert zudem eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit neuen rechtlichen Entwicklungen und die Fähigkeit, kreative Lösungen für komplexe rechtliche Probleme zu finden. Dies kann für viele Menschen sehr motivierend und stimulierend sein.

Nachteile als Rechtsanwalt:

Zu den großen Nachteilen des Berufsstandes gehören die Arbeitszeiten, die besonders in internationalen Großkanzleien extreme Ausmaße annehmen können. Allerdings ist die Bezahlung dort auch nicht von schlechten Eltern. Der Arbeitsmarkt für angehende Rechtsanwälte ist gut, aber nicht grandios. Aufgrund der kontinuierlich großen Zahl an Jurastudenten ist der Markt bislang immer gut gesättigt gewesen.

Rechtsanwälte Fähigkeiten

Die anwaltlichen Kernwerte sind Unabhängigkeit, Verschwiegenheit und das Verbot der Wahrnehmung widerstreitender Interessen. Diese Fähigkeiten und Kompetenzen machen darüber hinaus einen guten Rechtsanwalt bzw. eine gute Rechtsanwältin aus:

  • Fachwissen
  • Analytisches Denkvermögen
  • Begeisterung für das Argumentieren und Hinterfragen von Sachverhalten
  • Ausdrucksweise und Kommunikationsvermögen
  • Organisationstalent
  • Einfühlungsvermögen
  • Selbstbewusstes Auftreten
  • Selbstdisziplin
  • Ausdauer
  • Verhandlungsgeschick
  • Verschwiegenheit
  • Zeitmanagement
  • Integrität

Rechtsanwälte Gehalt

Anwälte können in Deutschland zu den Spitzenverdienern gehören. Aber das trifft gewiss nicht auf alle zu. Je nachdem, ob ein Jurist in einem Unternehmen in der Rechtsberatung arbeitet, selbstständig tätig ist, oder in einer Kanzlei angestellt ist, variiert das Einkommen stark. Kanzleigröße, Berufserfahrung und Standort entscheiden maßgeblich über die Höhe des Einkommen mit.

Auch spielt es eine große Rolle, in welchem Rechtsgebiet ein Anwalt tätig ist. Zu den Topverdienern zählen in der Regel Anwälte, die im Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Insolvenz-, Bank- oder Kapitalmarktrecht tätig sind. Unterdurchschnittlich verdienen Anwälte, die sich auf Sozialrecht, Familien- oder Mietrecht spezialisiert haben.

Die Gehaltsspanne ist riesig. Zwischen 2.500 Euro und 12.000 Euro brutto im Monat ist für einen Anwalt alles drin. In Großkanzleien oder als selbstständiger Anwalt sind sogar noch höhere Beträge möglich. Die meisten Anwälte kommen auf monatliche Bruttogehälter zwischen 4.900 Euro und 6.700 Euro. Berufseinsteiger starten ab 3.700 Euro aufwärts in ihre juristische Karriere, speziell in Großkanzleien können sogar schon beim Jobstart fünfstellige Monatsgehälter auf der Lohnabrechnung stehen. In kleinen Kanzleien hingegen können selbst erfahrene Anwälte an der Marke von 3.000 Euro brutto im Monat scheitern.

Gehalt selbstständige Anwälte

Einer Studie des Soldan Instituts zufolge kommen selbstständige Rechtsanwälte in kleinen und mittleren Kanzleien auf einen durchschnittlichen Jahresumsatz von rund 200.000 Euro. Die Hälfte verzeichnet dabei einen Umsatz von weniger als 100.000 Euro. Vom Umsatz müssen 40 bis 80 Prozent Kosten abgezogen werden, so dass der persönliche Jahresüberschuss deutlich darunter liegt.

Anwalt Gehalt Freshfields

Anwälte bei Freshfields Bruckhaus Deringer verdienen nach Kununu-Angaben durchschnittlich 115.800 Euro brutto im Jahr. Ihre Gehaltsspanne liegt zwischen 40.000 Euro und 191.800 Euro. Die meisten kommen auf Beträge zwischen 70.360 Euro und 100.720 Euro brutto jährlich.

Anwalt Gehalt CMS

Anwälte bei CMS Hasche Sigle verdienen nach Kununu-Angaben durchschnittlich 111.600 Euro brutto im Jahr. Ihre Gehaltsspanne liegt zwischen 69.100 Euro und 160.900 Euro. Die meisten kommen auf Beträge zwischen 105.820 Euro und 124.180 Euro brutto jährlich.

Jobs als Rechtsanwälte für Sie:

Rechtsanwalt werden

Der Weg in den Beruf führt über ein Jurastudium. An vielen Hochschulen ist die Zulassung zum Studium durch einen Numerus Clausus beschränkt. Das Jurastudium dauert neun Semester. Es unterteilt sich in vier Semester Grundstudium und fünf Semester Hauptstudium. Das Grundstudium werden den Jura-Studierenden die Grundkenntnisse im Bürgerlichen, Öffentlichen und Strafrecht vermittelt. Es schließt mit einer Zwischenprüfung ab. Im Hauptstudium spezialisieren sich die Studierenden auf einen Schwerpunkt. Bundesweit gibt es mehr als 300 Schwerpunktbereiche, zum Beispiel Internationales oder Europäisches Recht, Medienrecht, Kultur- und Kirchenrecht Umweltrecht oder Wettbewerbsrecht. Das Jura-Studium gilt als anspruchsvoll, ungefähr jeder Vierte bricht es vorzeitig ab.

Juristische Prüfung:

Das Grundstudium endet in der Regel mit einer Zwischenprüfung, die aus mehreren schriftlichen und mündlichen Prüfungen besteht. Das Hauptstudium endet mit der ersten Juristischen Prüfung. Sie umfasst eine Pflichtfachprüfung und eine Schwerpunktbereichsprüfung. Die Pflichtfachprüfung fragt Inhalte des Grundstudiums ab, die Schwerpunktbereichsprüfung fokussiert sich auf Kenntnisse im gewählten Schwerpunkt des Hauptstudiums. Von einem Staatsexamen kann nicht mehr gesprochen werden, seitdem die Universitäten einen Teil der Prüfungen vornehmen.

Referendariat:

An das Jura-Studium schließt sich eine zweijährige Praxisphase an, das sogenannte Rechtsreferendariat. Es endet mit dem „zweiten Staatsexamen“. Während des Referendariats nehmen Berufsanwärter an Lehrveranstaltungen teil. Parallel dazu sammeln sie Praxiserfahrung in unterschiedlichen juristischen Bereichen, zum Beispiel bei einem Zivilgericht, bei der Staatsanwaltschaft oder im Strafgericht, in einem Verwaltungsgericht oder einer Behörde und bei einem Rechtsanwalt.

Zweites Staatsexamen:

Am Ende des Referendariats schreiben die Juristen mehrere schriftliche Klausuren für das zweite Staatsexamen. Vor der mündlichen Prüfung absolvieren sie noch eine mehrmonatige Station ihrer Wahl, zum Beispiel bei einer Anwaltskanzlei im Ausland. Haben Sie das zweite Staatsexamen erfolgreich absolviert, dürfen sie sich Volljuristen nennen und eine Karriere als Rechtsanwalt, Richter, Staatsanwalt oder Beamter im höheren Verwaltungsdienst beginnen.

Zulassung:

Wer sich für den Berufsweg des Rechtsanwalts entscheidet, muss nun noch eine Zulassung bei der Rechtsanwaltskammer beantragen — und zwar bei der Rechtsanwaltskammer, in deren Bezirk er oder sie als Anwalt tätig werden möchte. Die Zulassung ist Voraussetzung, um eine eigene Kanzlei gründen oder als angestellter Anwalt tätig werden zu können.

Rechtsanwälte Jobs

Juristen können in unterschiedlichen Bereichen tätig werden. Viele Juristen folgen dem Ruf der Selbstständigkeit und eröffnen allein oder mit Partnern eine Kanzlei. Andere arbeiten bei einer kleineren oder größeren Kanzlei in Festanstellung. Auch Unternehmen beschäftigen Juristen. Hier kümmern sie sich als Syndikus-Anwälte bzw. Justiziare um die rechtlichen Belange eines Betriebes. Wer als Staatsanwalt arbeiten möchte, bewirbt sich bei einer Staatsanwaltschaft. Auch Startups im Bereich Legal Tech bieten zunehmend Beschäftigungsmöglichkeiten.

Das sind nach Angaben des Juve-Verlags die größten Wirtschaftskanzleien in Deutschland 2022:

  • Freshfields Bruckhaus Deringer
  • CMS Hasche Sigle
  • Hengeler Mueller
  • Hogan Lovells
  • Noerr
  • Gleiss Lutz
  • Linklaters
  • Flick Gocke Schaumburg
  • Clifford Chance
  • White and Case

Rechtsanwälte Anzahl:

Die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte in Deutschland ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten steil nach oben gegangen — nach Angaben der Bundesrechtsanwaltskammer von rund 56.600 im Jahr 1990 über 126.800 im Jahr 2005 auf mehr als 165.500 im Jahr 2022. Seit 2014 stagniert die Zahl, wenngleich auf sehr hohem Niveau.

Arbeitsort:

Rechtsanwälte arbeiten in ganz Deutschland, in der Metropole wie im Dorf. Die großen Kanzleien und Kunden aber sitzen in den Städten. Vorwiegend gibt es für Anwälte daher Jobs in Berlin, Hamburg, München, Köln oder Frankfurt.

Frauenquote:

Von den rund 165.500 zugelassenen Rechtsanwälten in Deutschland sind laut Bundesrechtsanwaltskammer mehr als 60.000 Frauen. Dies entspricht einer Frauenquote von 36,2 Prozent – der höchsten aller Zeiten. Im Jahr 2000 hatte sie noch bei 24,6 Prozent gelegen, 1970 sogar nur bei 4,5 Prozent.

Durchschnittsalter:

Das Durchschnittsalter der Anwaltschaft in Deutschland geht laut Bundesrechtsanwaltskammer kontinuierlich nach oben — von 44,6 Jahren 1998 über 47,5 Jahre 2012 auf 51,7 Jahre 2022. Nur noch knapp 16 Prozent der Rechtsanwälte sind jünger als 40 Jahre, dafür schon mehr als 27 Prozent 61 Jahre und älter.

Rechtsanwälte Zukunftsaussichten

Schlecht ist der Arbeitsmarkt für Juristen sicherlich nicht, doch von einem Fachkräftemangel kann keine Rede sein. Das heißt für Berufsanwärter, dass sie sich im Bewerbungsprozess gegen andere durchsetzen müssen. Mit Qualifikationen wie einem Master-, oder Doktortitel oder fachbezogenen Fremdsprachenkenntnissen lassen sich die Karriereaussichten deutlich verbessern.

Trends für Anwälte

In Zukunft wird die demographische Entwicklung in Deutschland, insbesondere die Alterung der Gesellschaft, die Nachfrage nach Rechtsberatung in bestimmten Bereichen wie beispielsweise im Erbrecht, im Gesellschaftsrecht und im Familienrecht erhöhen. Rechtsanwälte, die auf diese Bereiche spezialisiert sind, werden daher auch in Zukunft gefragt sein.

Digitalisierung:

Die technologische Entwicklung wird die Arbeitsweise von Rechtsanwälten verändern. Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen führen zu einem höheren Effizienz- und Produktivitätsniveau. Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz und der Einsatz von Legal-Tech-Tools werden zu einer Verbesserung der Arbeitsabläufe beitragen. Dennoch wird die menschliche Komponente in der Rechtsberatung auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, insbesondere bei der Interaktion mit den Mandanten, der Bewertung komplexer Sachverhalte und der Verhandlung von Verträgen.

Datenschutz:

In der Gesellschaft gibt es eine zunehmende Sensibilität für Themen wie Datenschutz, Nachhaltigkeit und Diversity. Diese Themen werden auch in der Rechtsberatung eine immer wichtigere Rolle spielen. Anwälte, die sich auf diese Themen spezialisiert haben, können von einem steigenden Bedarf an Beratung und Vertretung profitieren.

Weiterbildung zum Fachanwalt

Für Rechtsanwälte bietet sich die Ausbildung zum Fachanwalt an, der auf einem bestimmten Rechtsgebiet über besondere Kenntnisse und Erfahrungen verfügt. Grundsätzlich darf ein Jurist maximal drei Fachanwaltsbezeichnungen führen.

Um als Fachanwalt anerkannt zu werden, muss ein Rechtsanwalt innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragstellung mindestens drei Jahre als Rechtsanwalt zugelassen gewesen sein. Außerdem muss er in einer Prüfung theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen auf dem jeweiligen Rechtsgebiet nachweisen. Entsprechende Kurse bereiten darauf vor. Zum Nachweis der praktischen Erfahrungen ist eine bestimmte Anzahl von bearbeiteten Fällen aus dem jeweiligen Fachgebiet nötig.

Es gibt derzeit diese 24 verschiedenen Fachanwaltschaften:

  • Agrarrecht
  • Arbeitsrecht
  • Bank- und Kapitalmarktrecht
  • Bau- und Architektenrecht
  • Erbrecht
  • Familienrecht
  • Gewerblicher Rechtsschutz
  • Handels- und Gesellschaftsrecht
  • Informationstechnologierecht
  • Insolvenzrecht
  • Internationales Wirtschaftsrecht
  • Medizinrecht
  • Miet- und Wohnungseigentumsrecht
  • Migrationsrecht
  • Sozialrecht
  • Sportrecht
  • Steuerrecht
  • Strafrecht
  • Transport- und Speditionsrecht
  • Urheber- und Medienrecht
  • Verkehrsrecht
  • Vergaberecht
  • Versicherungsrecht
  • Verwaltungsrecht
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