Bewerbung in Spanien: Eine Karriere auf der iberischen Halbinsel wird von viel Sonne und Fiesta begleitet. Das ist jedenfalls die Wunschvorstellung. Vor der Paella aber steht die Arbeit. Das fängt schon bei der Bewerbung an. Zwar fallen die Bewerbungsunterlagen in Spanien so knapp aus wie ein Bikini auf Ibiza. Dafür sollten Sie mit mehreren Vorstellungsgesprächen rechnen, um am spanischen Personaler vorbeizukommen und ihrer spanischen Bewerbung zum Durchbruch zu verhelfen…
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In Deutschland wird von Bewerbern erwartet, dass sie deutsch sprechen – von den meisten jedenfalls. Genauso ist es in Spanien auch. Ohne Spanischkenntnisse kein Job in Spanien! Ausschließlich mit Englisch kommt man weder in Deutschland noch in Spanien über die Runden. Immerhin ist Spanisch eine Weltsprache. Und sogar eine große Zahl der Einwanderer, die nach Spanien kommen, haben Spanisch als Muttersprache – die Südamerikaner vorwiegend. Darum ist es auch für Mitteleuropäer elementar, zunächst spanisch zu sprechen, bevor man sich ins Abenteuer Espana stürzt. Keine Sorge: Ihr Spanisch muss nicht perfekt sein. Aber es sollte so gut sein, dass Sie sich im Alltag relativ problemlos verständigen können. Es gibt Ausnahmen: In Katalonien (Barcelona) könnte Katalanisch ausreichen bzw. vonnöten sein. Und auf einer Urlaubsinsel wie Mallorca tut es im Einzelfall womöglich eine deutsche Bewerbung – wenn Sie sich bei einem deutschsprachigen Arbeitgeber bewerben. Daneben sind vor allem Kontakte und ein großes Netzwerk wichtig. In Spanien läuft vieles – wie in anderen Ländern auch – über Beziehungen und Referenzen. Wenn Sie spanische Freunde und Bekannte haben oder solche, die in Spanien arbeiten oder Arbeitserfahrungen gesammelt haben, dann bringen Sie diese bei Ihrer Bewerbung in Spanien möglichst ins Spiel. Hier gibt es Antworten auf die Frage: Welche Netzwerke zur Jobsuche?
Spanien ist nicht das einzige Land, in dem Sie sich auf spanisch um eine Stelle bewerben. In diesen Ländern in Lateinamerika und der Karibik ist Spanisch offizielle Amtssprache oder Zweitsprache:
Die spanische Bewerbung ist mit der deutschen nicht vergleichbar. Das gilt nicht nur für die Bewerbung in Spanien selbst, sondern auch für jene in anderen spanischsprachigen Ländern. Die Bewerbungsunterlagen haben in Spanien einen geringeren Stellenwert. Sie sind eher mit der deutschen Kurzbewerbung zu vergleichen. Für Sie als Bewerber hat dies den den Vorteil, dass eine Bewerbung in Spanien weniger Aufwand verursacht. Nachteil ist, dass Sie es schwerer haben, mit Ihrer Bewerbung aus der Masse hervorzustechen. Eine Bewerbung in Spanien besteht nur aus zwei Dokumenten:
Übrigens: Die Initiativbewerbung heißt in Spanien Autocandidatura.
Halten Sie das Anschreiben bei Ihrer Bewerbung in Spanien so kurz wie möglich. Von Interesse sind insbesondere die Fähigkeiten und Kenntnisse des Bewerbers. Und achten Sie darauf, Ihren Ansprechpartner im Unternehmen persönlich anzusprechen. Am besten, Sie recherchieren vorher den Namen, falls er Ihnen nicht bekannt ist. Als Anrede können Sie verwenden:
Falls Sie Ihren Ansprechpartner partout nicht eruieren können, dann schreiben Sie:
Das ist spanische Pendant zu Sehr geehrte Damen und Herren. Als Grußformel für die spanische Bewerbung bieten sich an:
Unter die Grußformel setzen Sie in der spanischen Bewerbung Ihre Unterschrift. So weit, so gut – und vergleichbar mit der Bewerbung in Deutschland. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch auf. Nicht üblich ist es in Spanien, weitere Anlagen wie Arbeitszeugnisse oder Bescheinigungen beizufügen. Ihre Bewerbung um Anlagen ergänzen müssen Sie nur, wenn es in der Stellenanzeige ausdrücklich gefordert wurde. Andernfalls können Sie abwarten, ob der Arbeitgeber von sich aus noch Arbeitsproben oder Zeugnisse anfordert. Relevanter sind da schon die Referenzen. Liegt Ihnen eine Referenz in deutscher Sprache vor, dann übersetzen Sie sie ins Spanische bzw. lassen Sie sie übersetzen. Es ist für Sie als Bewerber von großem Vorteil, wenn Sie einen Fürsprecher in Spanien vorzeigen können. Vielleicht haben sie ja bereits ein Praktikum oder Auslandssemester in Spanien absolviert und verfügen noch über Kontakte. Wenn Sie diese nutzen, steigen Ihre Chancen um ein Vielfaches.
Das Anschreiben halten Sie bei der Bewerbung in Spanien möglichst kurz, den Lebenslauf auch. Das bedeutet konkret: Der Lebenslauf sollte nicht mehr als eine DIN-A4-Seite umfassen – maximal zwei Seiten. Er sollte nur die wichtigsten Stationen und Erfahrungen umfassen. In der spanischen Bewerbung baut man den Lebenslauf üblicherweise auf. Vergessen Sie nicht die wesentlichen Daten über sich. Das wären:
Zwei Punkte sind besonders wichtig. Sprach- und Computerkenntnisse haben für viele spanische Arbeitgeber einen hohen Stellenwert. Geben Sie auch Ihr jeweiliges Niveau an: muy bien für sehr gut, bien für gut oder regular für durchschnittlich. Hobbys und Interessen im Lebenslauf müssen Sie dagegen nicht nennen. Auch sind die praktischen Erfahrungen, die Sie bislang gesammelt haben, von größerem Wert als Ihre formellen Ausbildungen. Die Ausbildung reduzieren Sie im Lebenslauf daher auf das Wesentliche. Vermeiden Sie Abkürzungen oder Akronyme – oder erklären Sie ihre Bedeutung. Eine Unterschrift können Sie sich sparen, sofern Sie Berufseinsteiger sind. Dies wird allerdings unterschiedlich gehandhabt. Auf ein Bewerbungsfoto sollten Sie dagegen nicht verzichten, auch wenn es nicht obligatorisch ist. Warten Sie nicht darauf, dass das Unternehmen den Eingang Ihrer Bewerbung bestätigt. Dies ist in Spanien nicht üblich. In Spanien müssen sie Geduld mitbringen – vermutlich noch sehr viel mehr Geduld als in Deutschland – während Sie auf eine Reaktion warten.
Hier finden Sie einen spanischen Lebenslauf als kostenloses Muster und Vorlage für Sie zum Downloaden und Bearbeiten. Einfach auf die Links unter dem Vorschaubild klicken.
Ein anderes Beispiel für einen spanischen Lebenslauf können Sie als PDF hier kostenlos herunterladen. Wie Sie einen spanischen Lebenslauf verfassen, zeigt Ihnen auch die Universität Alicante hier und hier.
Wo findet man Jobs in Spanien? Zum Beispiel in den Jobbörsen der führenden spanischen Zeitungen wie El Pais, El Mundo, La Vanguardia oder Actualidad Economica, über private Stellenvermittlungsagenturen oder auch das Spanische Handelsbüro im Generalkonsulat in Düsseldorf. Oder Sie bewerben sich einfach initiativ in Spanien. Diese 9 spanischen Unternehmen sind im Fortune Global 500-Ranking 2019 vertreten – und damit die umsatzstärksten des Landes:
Sie sind zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden? Felicitationes! Das Jobinterview ist der erste Schritte zum neuen Job. Das ist in Spanien genauso wie in Deutschland. Aber beachten Sie: Das Bewerbungsgespräch ist in Spanien noch weitaus wichtiger. Was daran liegt, dass die Bewerbungsunterlagen sehr knapp ausfallen und die Jobinterviews dadurch an Bedeutung gewinnen. Oft gibt es sogar mehrere Gespräche, in denen die Kandidaten auf Herz und Nieren getestet werden. Die Bewerber müssen vor der Personalabteilung bestehen und vor der jeweiligen Fachabteilung. Wenn sie zu einem Vorstellungsgespräch in Spanien eingeladen wurden, denken Sie insbesondere an diese 3 Punkte:
Der erste Eindruck zählt auch in Spanien. Wenn Sie sympathisch wirken und eine gute Figur abgeben, zahlt das auf Ihr Konto ein. Das Äußere spielt in Spanien eine größere Rolle als in Deutschland. Das klingt nach einem Klischee, dürfte Ihnen aber durch zahlreiche Erfahrungsberichte bestätigt werden. Das Modebewusstsein ist stark ausgeprägt, ähnlich wie in Italien. Ziehen sie sich gut an, wählen Sie hochwertige Anziehsachen aus, sparen Sie nicht an der Kleidung. Die Krawatte ist bei Männern Pflicht. In punkto Timing dürfen – nein, sollten – sie dagegen ganz teutonisch daherkommen. Pünktlich sein!
Das Jobinterview beginnt in Spanien mit einer Runde Smalltalk. Wie war Ihr Weg? Wo wohnen sie? Kommen Sie aus Deutschland? Was führt Sie nach Spanien? Sie müssen jetzt nicht Ihre Lebensgeschichte ausbreiten. Eine kleine, nette Plauderei ist alles, was von Ihnen erwartet wird, um die Atmosphäre aufzulockern. Falls Ihnen das nicht liegt: Bereiten Sie einfach ein paar unverfängliche Sätze über Wetter, Land und Leute vor, die Sie jederzeit aus dem Hut zaubern können. Der Smalltalk ist nur die Aufwärmphase. Seien Sie professionell und nicht zu emotional, aber auch nicht nordisch unterkühlt.
Offen und ehrlich sein und Dinge direkt ansprechen – das ist eine deutsche Spezialität. Spaniern ist diese Art manchmal zu direkt. Sie kann tatsächlich schroff und uncharmant rüberkommen. Speziell im Vorstellungsgespräch sollten Sie sich mit Kritik daher zurückhalten. Wenn Sie Kritik üben wollen, dann drücken Sie sich ein wenig, nun ja, sanftmütiger aus und umschreiben Sie Ihre Kritik blumig. Allzu forsche Rückfragen im Vorstellungsgespräch sind ebenfalls nicht empfehlenswert. Natürlich kommt es stets auf den jeweiligen Gesprächspartner an. Was Sie aber nie vergessen sollten: Bleiben Sie stets höflich und freundlich. Taktgefühl wird auf der iberischen Halbinsel groß geschrieben.
Wenn Sie diese Ratschläge beherzigen, stehen Ihnen alle Türen in Spanien offen. Dafür müssen Sie aber wahrscheinlich mehrere Jobinterviews bestehen, mitunter auch einen Eignungstest oder Einstellungstest. Danach geht es zur Vertragsunterzeichnung und Visumsbeschaffung. Dieser Prozess kann sich in die Länge ziehen. Übrigens verlangen viele spanische Unternehmen noch ein ärztliches Attest, für das Sie eine medizinische Begutachtung über sich ergehen lassen müssen. Buena suerte!