Galvaniseure beschichten Metall- und Kunststoffoberflächen. Sie verpassen Brillengestellen, Schmuckstücken oder Karosserien von Autos eine schützende oder abweisende Schicht. Dafür wenden sie Oberflächentechniken wie Galvanotechnik, Feuerverzinken oder Anodisieren an. Auch kennen sich Oberflächenbeschichter mit chemischen, elektrochemischen, elektrischen und physikalischen Verfahren aus. Die Ausbildung dauert drei Jahre, Absolventen aller Schulformen haben gute Chancen auf eine Lehrstelle. Offiziell heißt der Beruf Oberflächenbeschichter, bis zum Jahr 2005 war es der Galvaniseur.
➠ Inhaltsverzeichnis
Unbehandelt korrodieren Metalle schnell, wenn sie sich in Außenbereichen befinden oder als Schmuck direkt am Körper getragen werden. Damit das nicht passiert, veredeln Galvaniseure Metalle mit chemischen, elektrochemischen, elektrischen und physikalischen Verfahren. So entstehen Überzüge, die sie schützen. Auch Kunststoffen verpassen Oberflächenbeschichter bei Bedarf eine Schutzschicht.
Galvanisierbad:
Zunächst säubern sie die zu behandelnden Stücke von Schmutz oder bereits vorhandenen Ablagerungen durch Umwelteinflüsse. Dann entscheiden sich Galvaniseure je nach Art und Beschaffenheit des Metalls für die weitere Behandlung. Ihren Jobtitel verdanken die Fachkräfte dem Galvanisierbad. Das ist eine Metallsalzlösung. In ihr befindet sich der Stoff in gelöster Form, der auf die zu behandelnde Oberfläche aufgebracht werden soll: ein Metall. Gold- oder Silber zum veredeln von Schmuck, Bestecken oder Metallbauteilen beispielsweise.
Eloxieren:
Damit sich die beiden Stoffe verbinden, muss ein elektrischer Stromkreis geschlossen werden. Dann kommt es zur Wanderung der in der Lösung vorliegenden Ionen, die sich an das Werkstück anlagern. Ein ähnlicher Vorgang ist das Eloxieren, das zur Behandlung von Aluminium oder Aluminiumlegierungen eingesetzt wird.
Feuerverzinken:
Der Galvaniseur versteht sich auch auf das Feuerverzinken. Dabei handelt es sich um das Eintauchen von Stahl in eine flüssige Zinkschmelze. Hierbei ist äußerste Vorsicht gefragt. Immerhin hat das Verzinkungsbad eine Temperatur zwischen 440 und 530 Grad Celsius.
Vakuumbeschichtung:
Auch das Verfahren der Vakuumbeschichtung ist für einen Oberflächenbeschichter kein Buch mit sieben Siegeln. Hierbei wird mittels physikalischer Verfahren das Ausgangsmaterial, das später die Schutzschicht bilden soll, in den gasförmigen Zustand überführt und anschließend zum zu beschichtenden Werkstoff zusammengebracht. Auf diesem kondensiert es und bildet eine schützende Schicht.
Diese Fähigkeiten und Kompetenzen sollten angehende Galvaniseure in ihrer Bewerbung in Lebenslauf und Anschreiben unterbringen:
Oberflächenbeschichter kommen auf ein durchschnittliches Gehalt von rund 3.200 Euro brutto im Monat. Sie steigen mit 2.000 bis 2.500 Euro in den Beruf ein. Zunehmende Berufserfahrung bringt Spitzengehälter von 3.700 Euro in Reichweite. In der Ausbildung können Galvaniseure mit einem monatlichen Einkommen zwischen 790 Euro und 1.1199 Euro rechnen – abhängig von Jahr und Arbeitgeber.
Galvaniseur werden kann man durch eine duale Ausbildung in einem Industrie- oder Handwerksbetrieb. Sie dauert drei Jahre und findet parallel in der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb statt. Formale Voraussetzungen für die Ausbildung gibt es nicht. In der Industrie werden Berufsanwärter mit mittlerer Reife bevorzugt, Hauptschüler haben vor allem im Handwerk sehr gute Chancen auf eine Lehrstelle. Gute Schulnoten in Chemie, Physik, Mathematik, Werken oder Technik sind grundsätzlich hilfreich.
Von den Ausbildungsanfängern zum Oberflächenbeschichter im Jahr 2020 in Industrie und Handel hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit…
Von den Ausbildungsanfängern zum Oberflächenbeschichter im Jahr 2020 im Handwerk hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit…
In der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter geht es um die Vermittlung folgender Inhalte:
Vor dem Ende ihres zweiten Ausbildungsjahres legen Galvaniseure eine Zwischenprüfung ab. Die Azubis müssen dabei in maximal sieben Stunden eine Arbeitsaufgabe durchführen und ein 15 Minuten langes Fachgespräch darüber führen. Nach dem dritten Lehrjahr steht die Abschlussprüfung an. Sie besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil.
In der schriftlichen Abschlussprüfung haben die Prüflinge insgesamt vier Stunden Zeit, um Fragen zu Verfahrenstechnik, Qualität und Umwelt, Wirtschafts- und Sozialkunde zu beantworten. Im Rahmen ihrer praktischen Abschlussprüfung führen Galvaniseure zwei Arbeitsaufgaben in höchstens zwölf Stunden durch und führen anschließend ein Fachgespräch von 30 Minuten. Nach IHK-Angaben haben im Sommer 2021 von allen Prüflingen zum Oberflächenbeschichter 79 Prozent ihre Abschlussprüfung bestanden.
Oberflächenbeschichter kommen in der Ausbildung auf die folgenden monatlichen Bruttovergütungen. Das Gehalt ist abhängig von Bundesland und Betrieb. In der Industrie liegen die Ausbildungsgehälter höher als im Handwerk.
Galvaniseure finden offene Stellen und Beschäftigung in Galvanisierwerkstätten, Feuerverzinkereien, Entlackungsbetrieben, Schlossereien und Betrieben, die Werkstücke eloxieren. Die Beschäftigungsmöglichkeiten sind grundsätzlich gut. Die Galvano- und Oberflächentechnik ist eine Querschnittstechnologie, die in unterschiedlichen Branchen zur Anwendung kommt. Zu den wichtigsten Abnehmern zählen Automobilhersteller, Maschinenbau, Bauindustrie, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie die Elektro- und Verpackungsindustrie.
Die Zahl der Auszubildenden ist jedoch seit Jahren rückläufig.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks sank sie von 844 im Jahr 2010 auf 548 im Jahr 2020. Vor allem im Handwerk werden immer weniger Oberflächenbeschichter ausgebildet. Hier droht die Azubi-Zahl erstmals unter die 100er-Marke zu fallen, 2020 zählten die Handwerksbetriebe nur noch 102 Azubis.
Wer sich nach seiner Lehre in seinem Beruf spezialisieren will, dem stehen verschiedene Wege offen. Eine attraktive Option ist die Ausbildung zum Galvaniseurmeister. Sie ist für jeden geeignet, der später Azubis ausbilden und eine leitende Funktion ausfüllen möchte. Der Meisterbrief berechtigt auch zum dem Schritt in die Selbstständigkeit. Auch ein Studium nach der Ausbildung ist für Oberflächenbeschichter unter Umständen möglich. Spannend ist ein Abschluss in Werkstoffwissenschaft oder Werkstofftechnik.