Jobprofil: Gerichtsmediziner

Gerichtsmediziner sind die heimlichen Stars im Tatort und anderen Krimiserien. Auch im echten Leben untersuchen sie Leichen und ermitteln dadurch Todesursache und Todeszeitpunkt. Ihre Arbeit ist für Polizei und Justiz von unschätzbarem Wert. Überdies führen Rechtsmediziner auch Drogenscreenings oder Vaterschaftstests durch. Der Beruf zählt sicherlich zu den spannendsten, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Er hat aber auch seine Schattenseiten.

Gerichtsmediziner Beruf

Rechtsmediziner gehören in Krimis wie „Soko“, „Barnaby“ oder „Marie Brand“ zum Inventar. In manchen Serien wie „Tatort“, „Bones“ oder „Rizzoli and Isles“ zählen sie zu den Rollen, die mit besonderen und oftmals etwas schrägen Charakteren besetzt sind. Zweifellos kommt diese Vorstellung nicht von ungefähr. Denn bei dem Jobprofil hat man es mit Inhalten zu tun, die dem Ottonormalarbeitnehmer eine Menge Vorstellungskraft abverlangen.

Obduktionen durchführen:

Aber wie sieht es in dem Bereich der Gerichtsmedizin wirklich aus? Fachärzte für Gerichtsmedizin führen rechtsmedizinische Untersuchungen und gerichtliche Obduktionen inklusive der nötigen histologischen Analysen durch. Sie werten die Untersuchungsergebnisse aus, dokumentieren sie und erstellen Gutachten. Vor Gericht erstatten sie mündlich Bericht.

Leichenschau übernehmen:

Die Gerichtsmediziner kommen immer dann zum Einsatz, wenn es um die Klärung nicht natürlicher Todesfälle geht. Hier übernehmen sie die Leichenschau, führen Sektionen durch und erforschen die mutmaßlichen Ursachen, die zum Tod führten. Im Fall von Tötungsdelikten untersuchen sie Verstorbene direkt am Tatort und ziehen die Art und Weise, wie eine Leiche gefunden wurde und die Ergebnisse der Spurensuche in ihre Untersuchungen ein.

Todeszeitpunkt ermitteln:

Sie ermitteln darüber hinaus Alter, Körpermaße und den Todeszeitpunkt. Neben dem körperlichen Zustand geben die Messung der elektrischen Erregbarkeit der Muskulatur, der chemischen Erregbarkeit der Pupillen und der Hirntemperatur Aufschluss über den Zeitpunkt des Todes. Ein weiterer Anhaltspunkt kann das Entwicklungsstadium von Insekten in und auf dem Leichnam sein.

DNA analysieren:

Rechtsmediziner nehmen gewebliche und chemisch-toxikologische Untersuchungen vor, um Rückstande von Alkohol, Betäubungsmitteln, Giften und anderen Stoffen im Blut zu analysieren. Sie untersuchen lebende Opfer von kriminellen Handlungen auf Gewalt-, Blut-, Sperma- und Speichelspuren. Auch führen Gerichtsmediziner DNA-Analysen zur Feststellung von Vaterschaft oder Verwandtschaft, Alkoholanalysen oder Untersuchungen von Haaren, Blut und Urin durch.

Täter fassen:

Mindestens über ein dickes Fell sollte man als Gerichtsmediziner verfügen, was Anblicke bei Tatorten und Gerüche angeht. Ebenso sollte man keine Schwierigkeiten haben, Toten sehr nahe zu kommen. Die Work Life Balance ist durchwachsen. Müssen Gerichtsmediziner zu einem Tatort, gibt es kein Wochenende, Abendruhe oder Feiertage. Auch sind in dringenden Fällen Überstunden gängig. Zum Beispiel, wenn es darum geht, einen Wiederholungstäter zu fassen. Mitunter hängen Menschenleben von einer hohen Reaktanz des Gerichtsmediziners ab.

Gerichtsmediziner Aufgaben

Gerichtsmediziner arbeiten Polizei, Justiz und Behörden zu, Versicherungen und Berufsgenossenschaften, Ärzten und Krankenhäusern sowie Privatpersonen. Für Letztere führen sie Drogenscreenings, Facharztgutachten oder Vaterschaftstests durch. Für Polizei und andere Auftraggeber erstellen Rechtsmediziner medizinische, molekularbiologische und forensische Gutachten, Abstinenzkontrollen oder Blutspurenanalysen.

Rechtsmedizin Fähigkeiten

Fachliches Wissen und eine fundierte Ausbildung sind für Gerichtsmediziner die Basis. Diese Kompetenzen helfen ihnen zudem, um einen guten Job zu machen:

  • Nervenstärke
  • Kein Problem mit Körperausscheidungen, unangenehmen Anblicken oder Gerüchen
  • Flexibilität
  • Geduld
  • Aufmerksamkeit
  • Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach wiederzugeben
  • Analysekompetenz
  • Belastbarkeit
  • Stressresistenz

Rechtsmediziner Gehalt

Das Gehalt von Rechtsmedizinern hängt vor allem vom Arbeitgeber ab. Die Einstiegsgehalt für Fachärzte der Rechtsmedizin liegen grundsätzlich zwischen ca. 3.500 Euro und 4.500 Euro brutto im Monat. Jedes Jahr Berufserfahrung bringt gemäß Tarifvertrag weitere Gehaltssteigerungen. Als Oberarzt können Gerichtsmediziner auf monatliche Bruttogehälter von bis zu 9.700 Euro kommen.

Jobs als Gerichtsmediziner für Sie:

Gerichtsmediziner werden

Voraussetzung für die Arbeit als Rechtsmediziner ist ein erfolgreich absolviertes allgemeines Medizinstudium. Studienplätze sind an einen Numerus clausus (NC) gebunden. Außerdem müssen Kandidaten wieder den einst abgeschafften Medizinertest bestehen. Das Studium hat eine Regelstudienzeit von zwölf Semestern.

Vorklinischer Teil:

Die angeeigneten Theorien wenden Studenten in Praktika und sogenannten Präparierkursen an – hierzu gehört auch das Sezieren von Leichen. Nach dem vierten Semester endet der vorklinische Teil des Medizinstudiums. Er schließt mit der ersten ärztlichen Prüfung ab.

Klinischer Teil:

Daran schließt der klinische Teil Studiums an. Im Fokus stehen in dieser Zeit die Diagnose und das Behandeln von Krankheiten. Der Lehrplan umfasst nun Disziplinen wie Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Chirurgie, Dermatologie, Humangenetik, Innere Medizin, Neurologie, Orthopädie oder Pathologie.

Praktisches Jahr:

In den Semestern elf und zwölf folgt das Praktische Jahr, das die Mediziner im Krankenhaus in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und in einem selbst gewählten Gebiet absolvieren. Danach schließt das Medizinstudium mit dem zweiten Teil der ärztlichen Prüfung ab.

Facharztausbildung:

Hieran schließt sich eine fünfjährige Weiterbildung im Gebiet der Rechts- oder Gerichtsmedizin in den Bereichen Pathologie, Psychiatrie, Psychotherapie oder forensische Psychiatrie an. Die Facharztausbildung findet an Universitäts- oder Hochschulkliniken oder an rechtsmedizinischen Instituten statt. Die Die Facharztausbildung endet mit einer Facharztprüfung. In dieser Zeit stehen die folgenden Inhalte auf dem Lehrplan:

  • Leichenschau
  • Sektionstechnik
  • Bewertung makroskopischer und mikroskopischer Befunde
  • Ermittlung des Kausalzusammenhangs bei der Todesermittlung
  • Erstellung von schriftlichen und mündlichen Gutachten
  • Auswertung und Beurteilung von Spuren
  • Beurteilung von Intoxikationen bei Lebenden und Toten
  • Forensische Molekulargenetik
  • Strafrechtliche, verkehrs- und versicherungsmedizinische Fragestellungen
  • Befunddokumentation

Rechtsmediziner Jobs

Gerichtsmediziner arbeiten im gerichtsärztlichen Dienst, Landes- oder Bundeskriminalamt, in rechtsmedizinischen Instituten von Universitäten, Krankenhäusern, Forschung und Lehre. Zu den größten Arbeitgebern zählen Klinikbetreiber wie Helios, Asklepios, Sana und Damp.

Gerichtsmedizinern bieten sich aber auch andere Karrierepfade an. Sie können sich zum Beispiel durch einen weiterführenden Studiengang wie Kriminologie, Medizinische Informatik oder Gesundheitsökonomie spezialisieren.

Wer sich für eine Karriere in dem Bereich Forschung und Lehre entscheidet, strebt zunächst die Promotion und schließlich die Habilitation an. Nach der erfolgreichen Berufung zum Professor sind Gerichtsmediziner unter anderem für die Ausbildung des universitären Nachwuchses verantwortlich.

In der Wirtschaft stehen Gerichtsmedizinern führende Positionen an forensischen Instituten offen. Eine weitere Alternative ist die Führung eines Labors. Laborleiter planen, koordinieren und überwachen technisch-organisatorische sowie betriebswirtschaftliche Abläufe in Laboratorien und arbeiten in Unternehmen nahezu aller Wirtschaftszweige.

[Bildnachweis: Microgen by Shutterstock.com]

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