„Warum haben Sie gekündigt?“ „Also das ist ganz einfach. Mein Chef war ein Vollpfosten, die Kollegen unerträglich, die Firma ohnehin ein Ort des Wahnsinns und die Lage im Gewerbegebiet gruselig. Ach ja, und das Gehalt war genauso mies wie das Kantinenessen.“ Fraglich, ob Bewerber mit dieser Antwort Punkte auf ihr Konto einzahlen. Besser, Sie antworten auf folgende Art und Weise…
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Sie wollen wissen, warum Sie wechseln wollen. Und auch, wie hoch Ihre Frustrationstoleranz ist. Denn angenommen, Sie wollen Ihren Arbeitgeber wegen vermeintlicher Petitessen verlassen, wie werden Sie sich dann am neuen Arbeitsplatz verhalten, sobald erste Schwierigkeiten auftreten?
Arbeitgeber wollen keine Job-Hopper, sondern Mitarbeiter, die sich committen. Darum fragen Sie manchmal auch indirekt: Wie lange sind Sie schon auf Jobsuche?Warum suchen Sie aktuell eine neue Stelle?Was hat Ihnen an Ihrem letzten Arbeitsplatz nicht gefallen?
So kann der Interviewer klären, ob Sie freiwillig oder unfreiwillig gehen – und wo mögliche Konfliktfelder lauern. Die Frage ist für Sie als Bewerber ausgesprochen heikel. Besser, Sie manövrieren sich nicht in eine ausweglose Situation. Dafür ist es wichtig, sich vorab hieb- und stichfeste Antworten zu überlegen. Ehrlich und authentisch sollten die aber schon sein…
Es gibt zahlreiche Kündigungsgründe. Aber nicht alle sind gute. Manche sollten Sie in der Bewerbung lieber verschweigen, wenn Sie gefragt werden: Warum haben Sie gekündigt? Zum Beispiel diese schlechten Kündigungsgründe:
Ein altes Business-Bonmot besagt: Mitarbeiter kommen für den Job und gehen wegen des Chefs. Das stimmt auch sehr häufig. Aber laut sagen sollten Sie es nicht. Kritik am früheren Boss ist eine Lästerei. Und Lästern ist schlechter Stil, illoyal und charakterschwach. Erstens begeben Sie sich damit selbst in die Rolle des Opfers. Zweitens weckt es Zweifel an Ihrer Loyalität dem neuen Arbeitgeber gegenüber. Werden Sie später auch schlecht über ihn reden? Wahrscheinlich ja.
Sie haben den Großteil der Arbeitszeit damit verbracht, vor dem Rechner Solitaire zu spielen? Wäre definitiv eine witzige Antwort, aber sicher nicht zu Ihrem Vorteil. Natürlich gibt es langweilige Jobs und Aufgaben und Zeitabschnitte. Manch einer steht vielleicht sogar vor dem Boreout. Aber dann stellt sich die Frage: Wieso haben Sie nicht schon viel früher gekündigt? Zweite Frage: Warum wird ein vermeintlicher Leistungsträger wie Sie nicht intensiver in die wichtigen Prozesse des Unternehmens eingebunden? Und drittens: Weshalb haben Sie nicht selbst versucht, an diesem Zustand etwas zu ändern? Denn seinen Job kann man auch selbst mitgestalten, formen und spannender machen. Das nennt sich Job Crafting.
Die Vorgesetzte war ein Biest, der Kollege ein Lästermaul und die Neue eine Intrigantin. Die Harmonie im Team hat nicht gestimmt. Sie haben darunter am meisten gelitten, wurden vielleicht sogar gemobbt. Sehr nachvollziehbar, dass Sie kündigen wollen. Trotzdem stehen Sie vor einem Dilemma: Die Disharmonie im Team fällt auf Sie zurück – unabhängig davon, ob Sie sich wirklich in irgendeiner Weise etwas haben zu Schulden kommen lassen oder nicht. Ein Team besteht aus seinen einzelnen Mitgliedern. Und Sie waren eines davon. Dass es gekracht hat, muss auch an Ihnen gelegen haben. So ist jedenfalls der Eindruck, den man als neutraler Beobachter gewinnt. Zudem wäre es souveräner gewesen, wenn Sie sich durchgebissen und weitergemacht hätten – trotz Ihrer Meinungsverschiedenheiten. Denn die wird es im neuen Unternehmen garantiert auch geben…
Der alte Job war die Hölle, die Arbeitsbelastung einfach viel zu hoch. Sie mussten für zwei schuften, weil eine vakante Stelle langfristig nicht besetzt werden konnte. So viel Druck, so viel Stress. Ganz schlimm das alles! Mag sein, aber ein guter Kündigungsgrund ist dies ebenfalls nicht. Stressresistenz ist eine Grundvoraussetzung in vielen Berufen und Branchen. Und von einem Mitarbeiter erwartet man nun einmal Mehreinsatz und die ein oder andere Überstunde, wenn Not am Mann ist. Der Arbeitgeber will Sie einstellen, weil sie belastbar, leistungsfähig und motiviert sind.
Mitarbeiter wollen auch mal gelobt werden. Andernfalls schalten Sie irgendwann einen Gang zurück und schieben nur noch Dienst nach Vorschrift, wenn überhaupt. Eine Dauerbelobigung indes kann niemand erwarten. Zu negatives Feedback und zu viel Kritik – das sollten Sie auf keinen Fall als Kündigungsgrund nennen. Erstens könnte ja in der Kritik ein wahrer Kern stecken, wer weiß. Und zweitens wirken Sie so wie jemand, der nicht mit Kritik umgehen kann – und sich nicht weiterentwickelt.
Sie sehen: Als Bewerber können Sie vieles sagen, was Ihren Gesprächspartner auf eine ungünstige Fährte lockt. In Wahrheit kann er Ihnen sogar ALLES negativ auslegen. Jede Antwort, die Sie geben, bleibt suboptimal. Warum? Weil Sie die Vergangenheit, das Negative und die Fehler in den Fokus holen.
Dann wirkt es so, als würden Sie sich immer nur auf die schlechten Seiten des Jobs konzentrieren. Der Arbeitgeber wird sich die Frage stellen, ob dies im neuen Job nicht wieder genauso sein wird. Sie wollen sich ja nicht als Jammerlappen präsentieren, sondern als zuversichtlicher Möglichmacher.
Es ist empfehlenswert, dass Sie die Frage ganz nüchtern und professionell aufnehmen und den Blick sogleich wieder nach vorne richten. Tenor: Ich bin in dieser Position unter meinen Möglichkeiten geblieben – dieses Gefühl hatte ich jedenfalls – und habe keine Herausforderung mehr gesehen und keine Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln.
Verkneifen Sie sich Seitenhiebe und Lästereien – selbst, wenn das Betriebsklima in Ihrem alten Unternehmen wirklich auf dem Nullpunkt angekommen sein sollte. Was Sie zum Beispiel sagen können: Unser Team ist umstrukturiert und komplett neu ausgerichtet worden. Dabei ist mir klar geworden, dass dies nicht die richtige Position für mich ist. Und dann ist es besser – für BEIDE Seiten besser – wenn man diesen Zustand überdenkt.
Sie sehen: Man muss keineswegs immer rosa Puderzucker über alles streuen. Wenn etwas negativ war, dann müssen Sie es nicht als paradiesisch umetikettieren. Ehrlichkeit, Selbstreflexion und Souveränität kommen so zum Ausdruck. Und das ist nicht verbittert, sondern zukunftsorientiert.
Nichtsdestotrotz lautet die Devise: Niemals über alte Arbeitgeber lästern! Das zeugt von Charakterschwäche. Und es sagt mehr über Sie aus als über denjenigen, über den Sie lästern.
Führen Sie möglichst sachliche Gründe an, mit denen Sie den geplanten Jobwechsel begründen: Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, neue Branche, neue Herausforderung. Hier sind ein paar Formulierungsbeispiele: