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Betriebe müssen sich heute mit einer zunehmenden Anzahl von rechtlichen Fragestellungen auseinandersetzen. Das liegt mitunter daran, dass sich Haftungsrisiko für Vorstände und Manager erheblich verschärft hat. Immer öfter werden sie zum Ziel von Schadensersatzklagen. Dabei kann es schnell um horrende Summen gehen. Es sei denn, den betroffenen Managern steht ein guter Unternehmensjurist, auch Legal Counsel genannt, zur Seite.
Unternehmensjuristen sind bei einem Betrieb angestellt, fungieren hier aber wie ein interner Dienstleister. Ihnen obliegt die Betreuung aller rechtlichen Themen und Aufgaben, die sich im Alltag stellen. Dabei geht es nicht allein um Schadenersatzansprüche. Das Gebiet von Unternehmensjuristen ist extrem vielfältig.
Sie arbeiten und verhandeln mit Geschäftspartnern Verträge aus, haben einen Blick auf die Verträge mit Mitarbeitern und externen Dienstleistern und vertreten das Unternehmen gegenüber Behörden. Außerdem betreuen sie interne Betriebserweiterungen, Umstrukturierungen oder Betriebsübernahmen aus juristischer Sicht.
Unternehmensjuristen haben häufig eine vertiefte Experten in den folgenden Gebieten:
Überdies übernehmen Unternehmensjuristen auch Aufgaben im Bereich des Personal- oder Steuerwesens. Wie breit gefächert das Aufgabengebiet eines Unternehmensjuristen ausfällt, hängt aber nicht zuletzt von der Unternehmensgröße seines Arbeitgebers ab.
In größeren Rechtsabteilungen jenseits fünf Mitarbeitenden sind mehrere fachlich hochspezialisierte Unternehmensjuristen angesiedelt, während in kleineren Unternehmen eher Generalisten zu finden sind, die eine ganze Bandbreite an Themen bearbeiten.
Das Berufsbild des Unternehmensjuristen ist zwar extrem abwechslungsreich. Jobanwärter sollten aber nicht unterschätzen, dass die Work Life Balance nicht immer ausgewogen ist. Oftmals sind Überstunden die Regel, auch Verhandlungen zu später Stunde oder Geschäftsreisen an Feiertagen oder am Wochenende sind keine Ausnahme.
Hinzu kommt, dass sich Unternehmensjuristen mit einer Vielzahl kritischer Fälle auseinandersetzen müssen, die auch für sie persönlich aufreibend sind. Bei Schadenersatzklagen stehen nicht selten Beträge in Millionenhöhe zur Debatte. Ebenso die Reputation und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens.
Bei Entlassungswellen, die ein häufiger Nebeneffekt von Umstrukturierungen oder Betriebsänderungen sind, geht es oft an die Persönlichkeit. Es ist nicht leicht, Personalabbaupläne zu verabschieden und umzusetzen. Mitunter sind Mitarbeiter betroffen, die man schon lange kennt und denen man sich verbunden fühlt. Für all das die Verantwortung zu übernehmen, kann an die Substanz gehen. Der Arbeitsmarktmeint es aber vergleichsweise gut mit Unternehmensjuristen.
Ein abgeschlossenes Jurastudium mit bestandenem zweiten Staatsexamen setzen Firmen in der Regel bei Unternehmensjuristen voraus. Das Studium umfasst eine Regelstudienzeit von neun Semestern und gliedert sich in ein Grund- und Hauptstudium, eine Phase der Examensvorbereitung sowie die erste juristische Prüfung.
Im Grundstudium stehen folgende Fächer auf dem Lehrplan:
Im Hauptstudium geht es schwerpunktmäßig um die folgenden Disziplinen:
Auch das Zivilrecht und Strafrecht stehen erneut auf dem Lehrplan. In Aufbau- und Vertiefungskursen werden die Rechtsgebiete aus dem Grundstudium wiederholt und vertieft. Danach steht eine etwa eineinhalbjährige Phase zur Examensvorbereitung an, die mit dem ersten Staatsexamen abschließt.
Immer noch nicht fertig! Dann kommt noch das Rechtsreferendariat. Das ist eine zweijährige praktische Ausbildung für Juristen, die mehrere Stationen umfasst. Dazu gehören:
An das Referendariat schließt sich das zweite Staatsexamen an, das aus Klausuren und einer mündlichen Prüfung besteht. Danach können Absolventen als „Volljuristen“ arbeiten. Wer nicht den klassischen Weg einschlägt und als Anwalt, Richter oder Notar arbeitet, sondern in der freien Wirtschaft durchstarten möchte, sollte ein Faible für wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen.
Ein fundiertes betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen ist Pflicht. Das beinhaltet Bereiche wie:
Doch solche Inhalte sind für Volljuristen in der Regel Neuland. Also gilt es, erneut die Seminarbank zu drücken und sich weiterzubilden. Manche wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet BWL-Kurse für Juristen an.
Auch über private Seminarangebote können sich Nachwuchsjuristen das nötige Know-how aneignen. Wer es noch fundierter angehen möchte, dem ist ein wirtschaftlich ausgerichtetes Aufbaustudium anzuraten.
Unternehmensjuristen sind in allen möglichen Wirtschaftsbereichen tätig. In großen Unternehmen arbeiten sie meist in einer eigenen Rechtsabteilung. In kleineren Firmen arbeiten Unternehmensjuristen als Single im Management, im Controlling und in der Projektleitung.
In punkto Gehalt müssen sich Unternehmensjuristen keine Sorgen machen. Sie gehören zu den Spitzenverdienern in der deutschen Wirtschaft. Aber natürlich hängt das tatsächliche Einkommen von Fall zu Fall ab. Vor allem Berufserfahrung, die Größe des Unternehmens und Region haben Einfluss darauf, was Monat für Monat aufs Konto fließt.
Im Schnitt gestaltet sich das Gehaltsgefälle von Unternehmensjuristen wie folgt:
Die Einstiegschancen für Unternehmensjuristen stehen nicht schlecht. Allerdings werden grundsätzlich Volljuristen bevorzugt. Wer direkt nach dem ersten Staatsexamen in die Wirtschaft gehen will, hat die deutlich schlechteren Perspektiven. Vor allem bei den DAX-gelisteten Unternehmen sind zwei überdurchschnittlich gut abgeschlossene Staatsexamina plus Zusatzwissen Pflicht.
Wer sich als Unternehmensjurist bewirbt, sollte folgende Fähigkeiten und Qualifikationen auf sich vereinen:
Für Unternehmensjuristen bieten sich verschiedene Perspektiven, die Karriere voranzubringen. Je nach Unternehmensgröße und Branche ist nach einigen Jahren Berufserfahrung der Aufstieg zum Abteilungsleiter möglich. Unternehmensjuristen können auch leitende Positionen im Vertrieb, im Finanzwesen oder in der Personalabteilung bekleiden. Eine weitere Option stellt der Einstieg ins Upper Management dar.