Orthopäden sind Fachärzte. Sie behandeln angeborene Fehlbildungen, chronische Erkrankungen und Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparats. Zu den typischen Sportverletzungen, die Orthopäden therapieren, gehören beispielsweise der Außenbandriss, Meniskusschaden und Tennisarm. Der Weg in den Beruf führt über ein Medizinstudium und eine anschließende Facharztausbildung. Bis zur Zulassung vergehen mindestens zwölf Jahre.
➠ Inhaltsverzeichnis
Orthopäden und Unfallchirurgen gelten als Handwerker der Medizin. Ein Klischee? Nicht unbedingt. Denn bei der Behandlung ihrer Patienten greifen die Fachärzte mitunter zu schwerem Gerät: Säge, Meißel oder Bohrer gehören zur Grundausstattung, wenn es darum geht, Patienten zu behandeln, deren Knochen, Muskeln, Bänder und Sehnen nur noch eingeschränkt funktionieren. Oft hilft hier nur noch ein chirurgischer Eingriff, bei dem zum Beispiel defekte Gelenke gegen neue aus Titan ausgetauscht werden.
Operationen und Massagen:
Die Gründe für Einschränkungen des Bewegungsapparates sind unterschiedlich. Meist sind Unfälle oder Alters- und Verschleißerscheinungen das Problem oder Muskel- oder Knochenerkrankungen. Doch nicht immer muss es eine Operation (OP) sein, um Beschwerden zu mindern. Auch manuelle Therapien wie Massagen, genau angepasste Einlagen oder Medikamente können eine Lösung sein. Oftmals arbeiten Orthopäden daher mit Physiotherapeuten Hand in Hand. Die Physiotherapeuten bekommen eine genaue Behandlungsanweisung durch den Arzt.
Gespräche und Diagnosen:
Für eine genaue Diagnose sind für Orthopäden Röntgen- und Ultraschallbilder unerlässlich, wobei es eines geschulten Auges bedarf, die Aufnahmen zu deuten. Auch ein intensives Anamnesegespräch mit dem Patienten ist unerlässlich, um sämtlichen Ursachen für ein Krankheitsbild auf die Spur zu kommen. Manchmal tragen vermeintliche Kleinigkeiten wie ein falsches Schuhwerk oder die falsche Ernährung, aber auch verdeckte psychische Probleme zu einer Verschlimmerung bei. Diese Aspekte gilt es aufzudecken und umfassend zu behandeln.
Aussichten und Vorteile:
Orthopäden müssten daher pro Patient viel Zeit investieren, damit ihnen wichtige Details nicht verborgen bleiben. In der Praxis geht das allerdings nicht immer: Fachärzte sind knapp und die Wartezimmer voll – das geht nicht nur zu Lasten des einzelnen Patienten. Orthopäden können sich über einen krisensicheren, sinnvollen und lukrativen Job freuen. Allerdings ist der Beruf stressig, weil immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit behandelt werden müssen. Das gilt vor allem für den Berufsalltag in Kliniken.
Orthopäden behandeln eine Vielzahl chronischer und akuter Erkrankungen und Verletzungen. Dazu zählen:
Diese Kompetenzen bringen gute Orthopäden mit:
Nach der Facharztprüfung entscheidet sich ein großer Teil der Orthopäden für den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet eine eigene Praxis oder eine Gemeinschaftspraxis. Im Ranking der Top-Verdiener unter den niedergelassenen Fachärzten liegt der Orthopäde dabei auf Rang drei – nur hinter Radiologe und Augenarzt. Der Reinertrag je Praxisinhaber liegt bei Orthopäden laut Statistischem Bundesamt bei 223.000 Euro im Jahr. Ermittelt wird der Reinertrag, indem von den Einnahmen Aufwendungen wie Personal- und Sachkosten abgezogen werden. Außerdem müssen vom Reinertrag noch Versicherungs- und Vorsorgebeiträge oder Kredite für eine Praxisübernahme gezahlt werden.
An kommunalen Krankenhäusern und anderen öffentlichen Trägern richtet sich das Einkommen nach dem Tarifvertrag für Ärzte. Hier liegt die Gehaltsspanne insgesamt zwischen ca. 4.800 Euro und 10.100 Euro brutto im Monat. Gehaltssprünge sind insbesondere beim Aufstieg vom Assistenzarzt zum Facharzt, dann zum Oberarzt und schließlich zum Leitenden Oberarzt bzw. Chefarzt möglich.
Der Weg in den Beruf führt über ein universitäres Studium der Medizin. Daran schließt sich die Facharztausbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie an. Das Medizinstudium dauert mindestens sechs Jahre und drei Monate und endet mit dem Staatsexamen. Die Weiterbildung zum Facharzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie dauert weitere sechs Jahre. Jeweils sechs Monate davon werden in der Notfallaufnahme und in der Intensivmedizin abgeleistet. Bis zu zwölf Monate können die Studierenden in anderen Gebieten tätig sein.
Medizinstudium:
Das Medizinstudium setzt sich aus einem vorklinischen Abschnitt, dem klinischen Teil und einem praktischen Jahr zusammen. Nach jedem der drei Abschnitte steht ein Abschnitt der ärztlichen Prüfung an.Mit erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums erhalten die Nachwuchsmediziner ihre Approbation, also die Zulassung zum Arztberuf. Für ein Studium in Medizin müssen Kandidaten häufig einen Numerus Clausus erfüllen. Medizin kann man an zahlreichen Hochschulen überall in Deutschland studieren.
Facharztausbildung:
Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist noch vergleichsweise jung. 2005 wurden das Fachgebiet der Orthopädie und die Unfallchirurgie zu einem neuen Fachgebiet zusammengelegt. Die Weiterbildung umfasst zunächst eine 24 Monate dauernde Basisweiterbildung, von denen angehende Orthopäden sechs Monate in der Notfallaufnahme, sechs Monate in der Intensivmedizin oder in einem anderen Gebiet verbringen. Es folgen zwölf Monate Chirurgie, wovon sechs Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden können. Daran schließt sich eine vierjährige Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an. Die Weiterbildung schließt mit einer Facharztprüfung ab.
Die Facharztausbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie vermittelt diese Kenntnisse:
Nach ihrer Facharztausbildung können Orthopäden in verschiedensten Spezialgebieten arbeiten, zum Beispiel in der Handchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Notfallchirurgie oder Sportmedizin. Arbeitgeber finden sie in Forschung und Lehre, Kliniken und Hospitälern oder Gemeinschaftspraxen. Auch die Eröffnung einer eigenen Orthopädie-Praxis ist eine Option.
Die meisten Orthopäden pro Einwohner gibt es im Saarland, in Bayern und Schleswig-Holstein. Am niedrigsten ist der Versorgungsgrad in Bremen, Hamburg, Brandenburg, Berlin und Niedersachsen.
Der Arbeitsmarkt für Orthopäden ist günstig. In praktisch allen medizinischen Bereichen wird Personal gesucht. Aufgrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft ist davon auszugehen, dass die Beschwerden, die Orthopäden behandeln, radikal zunehmen, da diese meist mit steigendem Alter und körperlichem Verschließ verbunden sind.
Die guten Einstiegs- und Aufstiegschancen für Orthopäden bedeuten aber auch, dass der Job zunehmend stressiger wird. Denn auf eine immer kleinere Zahl an Ärzten kommt eine immer größere Anzahl an behandlungsbedürftiger Patienten.
Viele Orthopäden machen sich mit ihrer eigenen Praxis selbstständig. In Kliniken und Krankenhäusern haben sie diese Karriereoptionen