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Orthopäden und Unfallchirurgen gelten als Handwerker der Medizin“. Ein Klischee? Nicht unbedingt. Denn bei der Behandlung ihrer Patienten greifen die Fachärzte mitunter zu schwerem Gerät: Säge, Meißel oder Bohrer gehören zur Grundausstattung, wenn es darum geht, Patienten zu behandeln, deren Knochen, Muskeln, Bänder und Sehnen nur noch eingeschränkt funktionieren. Oft hilft hier nur noch ein chirurgischer Eingriff, bei dem zum Beispiel defekte Gelenke gegen neue aus Titan ausgetauscht werden.
Die Gründe für Einschränkungen des Bewegungsapparates sind unterschiedlich. Meist sind Unfälle oder Alters- und Verschleißerscheinungen das Problem oder Muskel- oder Knochenerkrankungen. Doch nicht immer muss es eine Operation (OP) sein, um Beschwerden zu mindern. Auch manuelle Therapien wie Massagen, genau angepasste Einlagen oder Medikamente können eine Lösung sein. Oftmals arbeiten Orthopäden daher mit Physiotherapeuten Hand in Hand. Die Physiotherapeuten bekommen eine genaue Behandlungsanweisung durch den Arzt.
Für eine genaue Diagnose sind für Orthopäden Röntgen- und Ultraschallbilder unerlässlich, wobei es eines geschulten Auges bedarf, die Aufnahmen zu deuten. Auch ein intensives Anamnesegespräch mit dem Patienten ist unerlässlich, um sämtlichen Ursachen für ein Krankheitsbild auf die Spur zu kommen.
Manchmal tragen vermeintliche Kleinigkeiten wie ein falsches Schuhwerk oder die falsche Ernährung, aber auch verdeckte psychische Probleme zu einer Verschlimmerung bei. Diese Aspekte gilt es aufzudecken und umfassend zu behandeln.
Orthopäden müssten daher pro Patient viel Zeit investieren, damit ihnen wichtige Details nicht verborgen bleiben. In der Praxis geht das allerdings nicht immer: Fachärzte sind knapp und die Wartezimmer voll – das geht nicht nur zu Lasten des einzelnen Patienten.
Auch die Work Life Balance von Orthopäden ist vorsichtig ausgedrückt nicht ganz optimal. Zwar können sich Orthopäden über einen krisensicheren Job freuen, allerdings ist der Beruf stressig, weil immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit behandelt werden müssen. Das gilt vor allem für den Berufsalltag in Kliniken. Das heißt: Immer volle Konzentration.
Wie bei allen ärztlichen Berufen ist die Ausbildung zum Orthopäden langwierig. Zwingende Voraussetzung ist das Abitur, denn nur mit der damit verbundenen Hochschulreife ist es angehenden Orthopäden möglich, an einer Universität Medizin zu studieren, um anschließend die Facharztausbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie zu beginnen.
Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie dauert nach dem Studium der Allgemeinmedizin noch einmal rund sechs Jahre.
Aber zurück zur universitären Ausbildung. Gute Studienmöglichkeiten bieten zum Beispiel folgende Universitäten:
Weil die Inhalte des Medizinstudiums sehr anspruchsvoll sind und die Studienplätze knapp, ist die Vergabe an einen Numerus Clausus (NC) gebunden: Je besser die Abiturnote, umso größer die Chance für den einzelnen Bewerber. Seit zehn Jahren müssen angehende Mediziner überdies wieder den einst abgeschafften Medizinertest bestehen.
Das Studium erstreckt sich auf mindestens zwölf Semester. In Vorlesungen, Seminaren und Kursen bekommen Medizinstudenten die Grundlagen vermittelt, die zum späteren Beruf als Orthopäde befähigen. Dazu gehören fundierte Kenntnisse in:
Nach dem vierten Semester endet der vorklinische Teil des Medizinstudiums. Er schließt mit der ersten ärztlichen Prüfung ab.
Daran schließt der klinische Teil an. Im Fokus stehen in dieser Zeit die Diagnose und das Behandeln von Krankheiten. Der Lehrplan umfasst folgende Disziplinen:
In den Semestern elf und zwölf folgt das Praktische Jahr, das im Krankenhaus in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und in einem selbst gewählten Gebiet absolviert wird. Danach schließt das Medizinstudium mit dem zweiten Teil der ärztlichen Prüfung ab.
Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist noch relativ jung. 2005 wurden das Fachgebiet der Orthopädie und die Unfallchirurgie zu einem neuen Fachgebiet zusammengelegt.
Die Weiterbildung umfasst zunächst eine 24 Monate dauernde Basisweiterbildung, von denen angehende Orthopäden sechs Monate in der Notfallaufnahme, sechs Monate in der Intensivmedizin oder in einem anderen Gebiet verbringen. Es folgen zwölf Monate Chirurgie, wovon sechs Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden können.
Daran schließt sich eine vierjährige Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an.
In dieser Zeit erlernen angehende Orthopäden folgende Fähigkeiten:
Dazu bedienen sich die Experten folgender Behandlungsmethoden:
Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie schließt mit einer Facharztprüfung ab.
Nach ihrer Facharztausbildung können Orthopäden in verschiedensten Spezialgebieten arbeiten:
Arbeitgeber finden sie in folgenden Bereichen:
Bei Orthopäden ist die Höhe des Einkommens abhängig von Aspekten wie der Berufserfahrung, der Größe des Arbeitgebers und dem Standort, an dem man arbeitet.
Das erste Gehalt fließt bereits während der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufs Konto und richtet sich bei öffentlichen Trägern nach dem Tarifvertrag für Ärzte. Hier gibt es erhebliche Unterschiede: Je nach Tarifgebiet und Einstufung liegt das monatliche Bruttoeinkommen in dieser Zeit zwischen 3.400 Euro und 4.800 Euro.
Nach der Facharztprüfung entscheidet sich ein großer Teil der Orthopäden für den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnen eine eigene Praxis oder eine Gemeinschaftspraxis. Einschätzungen des Gehalts selbstständiger Orthopäden sind kaum möglich: Es gibt keine validen Erhebungen dazu.
Allerdings ist davon auszugehen, dass sich das Einkommen mindestens in dem Bereich bewegt, in dem sich das Gehalt eines Orthopäde im Angestelltenverhältnis bewegt. Richtwerte hierzu liefert der Tarifvertrag für Ärzte in kommunalen Krankenhäusern.
Demzufolge können Orthopäden nach der Ausbildung mit einem Gehalt zwischen 4.800 und 6.000 Euro brutto im Monat rechen. Die Skala ist je nach Karriereverlauf nach oben offen. Mit der Ernennung zum Ober- oder Chefarzt sind noch einmal deutliche Einkommenssprünge möglich.
Der Arbeitsmarkt für Orthopäden ist günstig. In praktisch allen medizinischen Bereichen wird Personal gesucht, insbesondere in ländlichen Gebieten sind Ärzte extrem knapp. Tendenz steigend.
Aufgrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft ist davon auszugehen, dass die Beschwerden, die Orthopäden behandeln, radikal zunehmen, da diese meist mit steigendem Alter und körperlichem Verschließ verbunden sind.
Die guten Einstiegs- und Aufstiegschancen für Orthopäden bedeuten aber auch, dass der Job zunehmend stressiger wird. Denn auf eine immer kleinere Zahl an Ärzten kommt eine immer größere Anzahl an behandlungsbedürftiger Patienten.
Angehende Orthopäden sollten bestimmte Fähigkeiten mitbringen und in ihren Bewerbungsunterlagen vermerken. Sie sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Karriere:
Orthopäden bieten sich neben der Option, sich selbstständig zu machen, mehrere Karriereperspektiven. Wer sich stattdessen im klinischen Bereich engagiert, kann folgende Stufen erklimmen: