Jobprofil: Binnenschiffer

Binnenschiffer steuern Schiffe über Kanäle oder durch Häfen. Sie laden die Fracht ein und aus oder nehmen Passagiere an Bord. Auch warten, reinigen und reparieren sie die das Schiff. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Abschlussprüfung hat es allerdings in sich. Auch ein Quereinstieg zum Binnenschiffer ist möglich.

Binnenschiffer Beruf Steckbrief Profil

Binnenschiffer Beruf

Binnenschiffer haben selten festen Boden unter den Füßen. Ihr Zuhause befindet sich auf Güterschiffen, Schleppkähnen oder Flusskreuzfahrtschiffen. Auf diesen sind sie häufig wochenlang oder sogar monatelang unterwegs, um schwere Fracht oder in selteneren Fällen auch Passagiere zu transportieren. Das macht den Job des Binnenschiffers körperlich anspruchsvoll.

Anpacken:

Immerhin gilt es gerade beim Be- und Entladen von Gütern immer wieder tatkräftig mit anzupacken, auch wenn vieles inzwischen unter Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel erleichtert wird. Dieser Fakt und die Tatsache, dass man in dem Job so gut wie nie zuhause ist, können die Work-Life-Balance im Alltag trüben. Aber der Beruf hat auch viel Interessantes zu bieten.

Ablegen:

Binnenschiffe sind bis zu hundert Meter lang und tragen mehrere tausend Tonnen Fracht. Einen solchen Koloss zu steuern, verlangt schon einiges an fachlichem Know-how ab. Das geht schon mit dem Ablegen los, das ohne Elektronik nicht funktionieren würde. Mit 
hydraulischen Ankerwinde machen Binnenschiffer ihren Kahn los und starten auf Tour.

Navigieren:

Danach navigieren sie das Schiff durch Binnengewässer. Dazu bedienen sie sich verschiedener nautischer Instrumente und Navigationshilfsmittel, um sicher durch die mitunter knapp bemessenen Fahrrinnen zu kommen. Dabei geht es fast schon zu wie im Cockpit eines Flugzeugs: Autopilot, Radar und Sprechfunk gehören zu den täglichen Hilfsmitteln bei der Steuerung eines Schiffes.

Transportieren:

All das hilft, die transportierten Güter sicher von A nach B zu bringen. Die meisten Binnenschiffer transportieren Baustoffe, Erze, Kohle, Container, Chemikalien oder Gas. Damit mit dem Transport alles reibungslos klappt, arbeiten Binnenschiffer vorab genaue Lade- und Staupläne aus. Außerdem rechnen sie das Gewicht der Ladung aus, damit es zu keiner Überladung kommt, was den Transport gefährden könnte, weil das Schiff nicht mehr gut zu navigieren wäre.

Aufpassen:

Ohnehin müssen sich Binnenschiffer mit den vielen Vorschriften auskennen, die bei dem Transport von Gütern zu beachten sind, gerade, wenn Gefahrgut an Bord ist, ist besondere Sorgfalt geboten. Immerhin könnte das Auslaufen schädlicher Stoffe Gewässer und Umwelt schwer belasten.

Befördern:

Seltener sind Binnenschiffer in der Personenschifffahrt tätig – zum Beispiel auf Fähren oder Ausflugsschiffen. Hier Steuern sie das Schiff, betreuen Fahrgäste und kontrollieren Fahrscheine. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind gut.

Schiffe

Diese Schiffe können Binnenschiffer in Deutschland steuern:

  • Motorgüterschiffe
  • Tankmotorschiffe
  • Schubleichter
  • Tankschubleichter
  • Schleppkähne
  • Tankschleppkähne
  • Bunkerboote
  • Schlepper
  • Schubboote
  • Tagesausflugsschiffe
  • Fahrgastkabinenschiffe

Binnenschifffahrt Arbeitszeiten

Eine Arbeitszeit von zehn Stunden pro Werktag und eine durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden ist für Binnenschiffer gesetzlich zulässig. Geregelt ist die durchschnittliche wöchentliche und maximal zulässige werktägliche Arbeitszeit für Arbeitnehmer in der Binnenschifffahrt ist im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) in den Paragraphen 3, 6 und 11.

Auch die Ruhepausen sind im ArbZG in Paragraph 4 zeitlich festgelegt. Bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden müssen Binnenschiffer ihre Arbeit durch eine halbstündige oder zwei viertelstündige Pausen unterbrechen. Insgesamt 45 Minuten müssen die Pausen betragen, wenn die Arbeitszeit mehr als neun Stunden dauert.

Abweichende Regelungen zu Arbeitszeit und Ruhepausen können durch einen Tarifvertrag, getroffen werden.

Fähigkeiten

Binnenschiffer sollten diese Stärken und Fähigkeiten mitbringen und in ihren Bewerbungsunterlagen vermerken:

  • Vertieftes Verständnis für technische Zusammenhänge
  • Gute Beobachtungsgabe
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Schnelle Reaktionsfähigkeit
  • Flexibilität
  • Selbstständiges Denken
  • Eigenverantwortung
  • Teamfähigkeit

Binnenschiffer Gehalt

Binnenschiffer verdienen im Schnitt rund 3.000 Euro brutto im Monat. Die Einstiegsgehälter liegen zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Mit entsprechender Berufserfahrung, Zusatzqualifikationen und der Verantwortungsübernahme als Kapitän kann man auf Top-Gehälter von bis zu 6.500 Euro brutto monatlich kommen. In der Ausbildung verdienen Binnenschiffer – abhängig von Arbeitgeber und Ausbildungsjahr – zwischen 911 und 1.209 Euro.

Binnenschiffer Gehalt Lohn Einkommen Verdienst

Binnenschiffer Gehaltsvergleich

Jobs als Binnenschiffer für Sie:

Die duale Ausbildung zum Binnenschiffer findet parallel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt. Sie nimmt drei Jahre in Anspruch. Formale Voraussetzungen gibt es nicht. Arbeitgeber bevorzugen aber Bewerber, die mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Gute Schulnoten in Mathematik, Werken, Technik, Erdkunde oder Geografie werten eine Bewerbung ebenfalls auf. Auch ein Quereinstieg ist möglich. Für die Umschulung zum Binnenschiffer benötigen Bewerber in der Regel einen erfolgreichen Berufsabschluss in einem anderen Ausbildungsberuf und/oder ausreichend Berufserfahrung.

Von den Ausbildungsanfängern im Jahr 2019 hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit…

  • 13 Prozent die Hochschulreife
  • 40 Prozent einen mittleren Bildungsabschluss
  • 38 Prozent einen Hauptschulabschluss
  • 2 Prozent keinen Hauptschulabschluss (7 Prozent Sonstiges)

Ausbildungsinhalte

Das lernen Binnenschiffer in der Ausbildung:

  • Schiffe los- und festmachen
  • Ankermanöver
  • Regeln des europäischen Wasserstraßennetzes
  • Bedeutung von Fahrwasserzeichen und Fahrregeln
  • Umgang mit unterschiedlichen Ladungsarten
  • Staupläne erstellen
  • Umgang mit gefährlichen Gütern
  • Verhalten an Schleusen und Hebewerken
  • Gesetzliche Vorschriften zum Gütertransport und zur Personenbeförderung

Zudem lernen Binnenschiffer, wie sie beim Gütertransport Ladungsgewichte berechnen und Ballast richtig nutzen können. Auch das richtige Absetzen von Funksprüchen ist ein Thema, ebenso wie die Unterscheidung von Schiffstypen sowie das Steuern und Navigieren eines Binnenschiffes mit Hilfe elektrischer und elektronischer Anlagen.

Abschlussprüfung

Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahrs legen die Azubis eine Zwischenprüfung ab. Am Ende der Lehre nach dem dritten Jahr steht die Abschlussprüfung an. Dabei müssen die Prüflinge eine praktische Arbeitsaufgabe lösen und Fragen zu Nautik, Schiffsbetriebstechnik, Maschinen- und Motorentechnik beantworten. Im Sommer 2021 haben nach IHK-Angaben 78 Prozent der Auszubildenden ihre Abschlussprüfung bestanden.

Ausbildung Gehalt

Binnenschiffer kommen in der Ausbildung – je nach Bundesland – auf diese monatliche Bruttovergütung:

  • 1. Ausbildungsjahr: 911 bis 936 Euro brutto im Monat
  • 2. Ausbildungsjahr: 1.042 bis 1.071 Euro
  • 3. Ausbildungsjahr: 1.176 bis 1.209 Euro

Binnenschiffer Jobs

Typische Arbeitgeber für Binnenschiffer sind:

  • Betriebe der Güter- und Personenbeförderung
  • Hafenbetriebe
  • Hafenbehörden
  • Wasser- und Schifffahrtsämter
  • Betriebe zum Hafen- oder Schiffbau
  • Vermieter von Wasserfahrzeugen

Weiterbildung

Ausgebildeten Binnenschiffern stehen einige Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Diese zum Beispiel:

  • Steuermann
    Der Job des Steuermanns setzt das Binnenschifferpatent voraus. Mit mindestens 21 Jahren, einer Berufserfahrung von vier Jahren und Reisenachweisen kann es bei einem Patentlehrgang erworben werden. Der Steuermann ist ein leitendes Mitglied der Besatzung, das für die Schiffsführung und die Navigation des Schiffes Verantwortung trägt.
  • Kapitän
    Der Kapitän ist der Chef an Bord. Er plant die Reiseroute und bedient die Steuer- und Navigationsanlage. Um Kapitän zu werden, muss man in Deutschland an einer Fachschule oder Fachhochschule das Befähigungszeugnis „Nautischer Wachoffizier“ erlangen. Darauf folgt eine Erfahrungsfahrzeit von mindestens zwei Jahren. Erst dann wird das Befähigungszeugnis zum nautischen Offizier/Kapitän verliehen.

Zukunftsaussichten

Die Einstiegschancen für Binnenschiffer stehen gar nicht mal so schlecht. Immerhin sind Binnenschiffer, die im Güterverkehr beschäftigt sind, Teil der Warenkette innerhalb der Logistik. Und gerade dieser Bereich boomt und wächst überproportional im Vergleich zum Gesamtmarkt.

Nichtsdestotrotz waren Menge und Transportleistung der Binnenschifffahrt in jüngerer Vergangenheit rückläufig.

So sank die Transportmenge nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt von rund 245 Millionen Tonnen im Jahr 2008 auf 188 Millionen Tonnen 2020. Die Zahl der Beschäftigten in der Binnenschifffahrt fiel zuletzt von 6.976 im Jahr 2018 auf 6.555 ein Jahr später. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Zahl der Unternehmen der gewerblichen Binnenschifffahrt von 784 auf 727.

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