Bewerbung zurückziehen – unangenehm, aber mitunter notwendig. Denn manchmal muss ein Unternehmen aus der Wunschliste gestrichen und aussortiert werden. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Doch wie ziehe ich eine Bewerbung zurück, ohne mein Gesicht zu verlieren oder meinen Ruf aufs Spiel zu setzen? Bewerbung zurückziehen: So einfach kann das sein…
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Wer eine Bewerbung zurückziehen möchte, muss sich in einer Luxussituation befinden. Er oder sie hat ganz offensichtlich eine bessere Alternative aufgetan, die entsprechende Stelle gar nicht mehr nötig. Könnte man jedenfalls meinen.
Doch gibt es weitaus mehr Szenarien, als man denkt, in denen es Sinn macht, die eigene Bewerbung für einen Job zu widerrufen. Bewerbung zurückziehen – hier sind 9 gute Gründe:
Und das sind nur einige Gründe; es gibt ganz sicher noch mehr. Aber egal, aus welchem Grund Sie Ihre Bewerbung zurückziehen wollen: Sie sollten Ihren Rückzieher offen und ehrlich kommunizieren. Einfach nicht zum Vorstellungsgespräch erscheinen oder auf Anfragen nicht reagieren, das wäre kein guter Stil. Das haben Sie überhaupt nicht nötig – und es spricht sich in der Branche vielleicht sogar herum. Nicht gut!
Aber wie teilen Sie dem Unternehmen Ihre Entscheidung mit? Karrieresprung hat folgende Vorschläge für Sie…
Natürlich kann es passieren, dass der Arbeitgeber verschnupft auf Ihren Rückzieher reagiert. Immerhin hat er Zeit und Mühe investiert, Ihre Bewerbung gesichtet, Sie vielleicht sogar schon zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Alles für die Katz!
Andererseits gehören Absagen zum Recruiting-Prozess dazu wie die Drehleiter zur Feuerwehr. Sie sind für Personaler das tägliche Brot. Und was wäre die Alternative? Die Füße still halten und nichts mehr von sich hören lassen? Dies würde das Personalbüro erst recht verärgern und überdies ebenfalls Arbeit verursachen. Und eine zweite Chance bekommen Sie in dem Unternehmen so schnell auch nicht mehr.
Sie könnten natürlich auch den Umweg über die Probezeit gehen. Sie nehmen Ihre Arbeit auf und kündigen dann gefahrlos in der Probezeit. Aber dies würde nur Zeit kosten und wäre unehrlich. Wozu das Theater?
Vor allem drei Gründe sprechen dafür, eine Bewerbung offen und ehrlich wieder zurückzunehmen…
Anstand, Manieren, Gepflogenheiten – klingt wie der Auszug aus einem Lehrbuch des 19. Jahrhunderts, ist aber aktueller, als wir manchmal glauben. Höflichkeit ist eine Tugend – auch heute noch. Es gehört sich schlicht und einfach, einem Unternehmen abzusagen, wenn man eine andere Stelle gefunden hat oder aus einem anderen Grund von der Bewerbung Abstand nehmen will. Das sollte als Grund doch eigentlich schon genügen, oder?
Kleiner Tipp: Es fühlt sich richtig gut an, höflich zu seinen Mitmenschen zu sein. Probieren Sie es mal aus!
Ihre Reputation wird massiv beschädigt, wenn Sie nicht souverän mit der Situation umgehen. Sie wissen ja: Man trifft sich immer zweimal im Leben. Das gilt gerade für kleine, überschaubare Branchen mit einer begrenzten Anzahl an Arbeitgebern. So etwas könnte sich herumsprechen – schlecht für Sie!
Außerdem werden Boomerang-Karrieren immer beliebter. Boomerang bedeutet: Man verlässt das Unternehmen im Guten, um anderswo eine neue Herausforderung anzunehmen. Gelingt die nicht so wie erwartet, kehrt man in die alte Firma zurück. Es wird jedenfalls nicht zu Ihrem Schaden sein, wenn man sich dort gerne an Sie erinnert.
Nicht jeder Sportler ist ein fairer Sportsmann. Aber die meisten sind es sehr wohl. Das merkt schnell, wer Judo oder Rugby, Handball oder Hockey spielt.
Auch zur Bewerbung gehört der Fairplay-Gedanke dazu. Wenn Sie absagen, geben Sie Ihren Mitstreitern eine Chance. Das ist nur fair – und richtig.
Vor allem in größeren Firmen gibt es eine einfache Möglichkeit, die Bewerbung zu stornieren. Sofern Sie sich über ein Online-Bewerberportal beworben haben, loggen Sie sich erneut mit Ihren Zugangsdaten ein und ziehen Ihre Bewerbung mit einem Mausklick zurück.
In einigen System genügt ein Klick auf den Zurückziehen-Button, in anderen müssen Sie Ihr ganzes Profil löschen. Und manchmal ist es nur möglich, eine Bewerbung zurückzuziehen, wenn die Bewerbungsfrist noch nicht abgelaufen ist.
Angst haben, dass Ihnen das Unternehmen den Rückzug krumm nimmt, müssen Sie in den meisten Fällen nicht. Dafür ist die Funktion ja da. Es gibt sogar Arbeitgeber, die wissen wollen, warum Sie Ihre Bewerbung zurückgezogen haben. So fragt Drogeriekonzern dm seine Ex-Bewerber explizit nach den Beweggründen und bittet um eine entsprechende Mail an die Personalabteilung.
Aber Achtung: Wer seine Bewerbung im Online-Bewerbersystem zurückzieht, kann sich unter Umständen nicht noch einmal auf die gleiche Stelle bewerben. Sie können es sich dann nicht nochmal anders überlegen.
Falls Sie die Möglichkeit nicht haben, Ihre Bewerbung im Bewerbersystem zurückzunehmen, haben Sie diese drei Optionen:
Karrieresprung empfiehlt Ihnen den Griff zum Telefon. Ein Anruf hat folgende Vorteile: Die Absage ist schnell erledigt. Sie können sicher sein, dass der Empfänger Ihre Absage erhalten hat und Sie aus dem Bewerbungsprozess nimmt. Sie müssen nicht auf eine Reaktion des Empfängers warten. Die kriegen Sie nämlich sofort. Außerdem wirkt es selbstbewusst, zum Hörer zu greifen und die Situation persönlich zu regeln. Es schindet Eindruck – wenigstens ein bisschen.
Eine Alternative ist der Absagebrief. Er zeugt von Stil und einem Mindestmaß an Mühe, die Sie sich extra gemacht haben. Immerhin mussten Sie Formulierungen finden, den Brief aufsetzen und zur Post bringen. Das ist sehr viel aufwändiger als nur eine kurze E-Mail in die Tasten zu hauen.
Die E-Mail-Absage ist selbstverständlich auch eine Option. Schließlich haben Sie die E-Mail-Adresse des Personalers vermutlich schon. Wenn Sie also eine E-Mail schreiben, kommt sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch an. Wenn nicht, wird Ihnen das hoffentlich in Form eines Abwesenheitsassistenten oder einer Fehlermeldung mitgeteilt. Aber investieren Sie ausreichend Zeit, um die richtigen Formulierungen zu finden und belassen Sie es nicht bei ein oder zwei Sätzen. Das wäre unhöflich.
Im Übrigen können Sie auch eine Mischform wählen. Erst eine Absagemail schreiben und hinterher noch einmal durchklingeln oder umgekehrt am Telefon erwähnen, dass Sie Ihre Absage auch noch schriftlich bestätigen. Ein Zeichen von Professionalität. Unternehmen schätzen das.
Haben Sie sich für eine schriftliche Variante entschieden? Sie können sie im Prinzip so ähnlich aufbauen wie ein Anschreiben:
Kein Personaler will sich lange Essays durchlesen, warum Sie den Job doch nicht wollen. Höchstens, um sich zu amüsieren. Den Gefallen sollten Sie ihm nicht tun. Bleiben Sie kurz und prägnant. Aber auch nicht ZU kurz. Ein Satz a la „Hiermit möchte ich meine Bewerbung für die Stelle as Controller zurückziehen. Mit freundlichen Grüßen“ wirkt wie ein höflicheres „Leck mich“. Sie sollen keine Rechtfertigungen, aber Begründungen liefern. Eine Begründung hat die Firma durchaus verdient.
Bauen Sie die Absage inhaltlich so auf:
Als Erstes bedanken Sie sich für die Möglichkeit, dass Sie sich im Unternehmen bewerben konnten beziehungsweise dass Sie schon zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden sind.
Nun führen Sie den Grund an, der für Ihre Absage ausschlaggebend ist. Mehr als zwei Gründe sollten es auf keinen Fall sein. Selbst wenn Sie mehrere gute Gründe für eine Absage haben, sollten Sie nicht alle aufzählen – nur den Hauptgrund. Andernfalls würde der Text wie eine einzige Rechtfertigung wirken und rechtfertigen müssen Sie sich nicht.
Drücken Sie Ihr Bedauern darüber aus, dass Sie dem Unternehmen Umstände bereitet haben, aber bitten Sie gleichzeitig um Verständnis für Ihre Entscheidung.
Bewerbung höflich zurückziehen – so könnten Sie Ihre Absage formulieren:
Sehr geehrte/r Herr/Frau Krämer,
haben Sie vielen Dank, dass ich mich vor einigen Wochen auf Ihre Stellenanzeige als Controller bewerben konnte.
Hiermit möchte ich diese Bewerbung aber wieder zurückziehen. Ich hatte zwar großes Interesse an der Stelle und bin weiterhin überzeugt, dass ich gut in Ihr Team gepasst hätte. Allerdings habe ich in der Zwischenzeit ein anderes Angebot erhalten. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass dieses noch besser mit meinen beruflichen Plänen vereinbar ist. Aus diesem Grunde möchte ich Ihnen absagen und bitte um Ihr Verständnis.
Wenn ich Ihnen Umstände bereitet haben sollte, bitte ich um Entschuldigung. Ich hoffe, Sie finden schnell den richtigen Mann oder die richtige Frau für die Stelle.
Für Ihr freundliches Entgegenkommen bedanke ich mich und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Tim Taler
So könnten Sie Ihre Absage formulieren, wenn Sie bereits eine Zusage des Unternehmens erhalten haben:
Sehr geehrte/r Herr/Frau Krämer,
ich freue mich sehr über Ihre Zusage für die Stelle als Marketingassistent und bedanke mich für Ihr Vertrauen.
Allerdings habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, die Stelle nicht anzutreten. In der Zwischenzeit habe ich ein anderes Angebot erhalten, was meinen beruflichen Plänen noch besser entspricht. Daher möchte ich meine Bewerbung hiermit zurückziehen.
Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen dadurch Umstände bereite, bitte Sie aber um Verständnis für meine Entscheidung. Die Wahl fiel jedenfalls nicht GEGEN Ihr Unternehmen, sondern FÜR ein anderes.
Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihr freundliches Entgegenkommen und hoffe, dass Sie die Stelle zügig neu besetzen können.
Mit freundlichen Grüßen
Tim Taler
Hier sind 5 weitere Formulierungen, die Sie nutzen können, um Ihre Bewerbung zurückzuziehen:
Die Bewerbung für einen Studienplatz können Sie an vielen Hochschulen problemlos zurückziehen. Loggen Sie sich in Ihren Online-Account ein und klicken Sie dort auf die entsprechende Schaltfläche.
Achtung: An manchen Hochschulen ist es dann nicht mehr möglich, im laufenden Bewerbungsverfahren einen erneuten Bewerbungsantrag für den gleichen Studiengang zu stellen – an anderen aber schon. Falls Sie Ihre Bewerbung nicht online zurückziehen können, wenden Sie sich an Ihr jeweiliges Studiensekretariat.
Eine Bewerbung in den zulassungsbeschränkten Studienfächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie können Sie im Bewerbungsportal von Hochschulstart oder bei dezentraler Bewerbungsabgabe auch über das hochschuleigene Bewerbungsportal zurückziehen.
Sie haben längst gemerkt: Der Ton macht auch bei einem Bewerbungsrückzieher die Musik. Das gilt umso mehr, wenn es sich um eine interne Bewerbung handelt. Sie werden den Personen im Flur über den Weg laufen, denen Sie zuvor einen Korb gegeben und Umstände bereitet haben.
Darum ganz wichtig: Begründung liefern, aufrichtig bedanken und bedauern. Am besten persönlich anrufen – oder im Büro vorbeischauen! So können Sie Missverständnisse aus dem Weg räumen und Ihre Beweggründe darlegen.