Hebammen helfen bei der Entbindung von Neugeborenen. Sie bereiten die Eltern auf die Geburt vor, betreuen die Säuglinge und versorgen die Mutter. In dieser Zeit sind sie neben dem Kinderarzt der erste Ansprechpartner für die Familie. Die Hebammenausbildung wurde 2020 grundlegend geändert. Seitdem führt der Weg in den Beruf über ein Hochschulstudium. Es gibt aber eine Übergangsfrist für Schülerinnen von Hebammenschulen, die noch bis 2027 dauert.
➠ Inhaltsverzeichnis
Hebammen haben wohl einen der schönsten – und sinnvollsten – Jobs auf dieser Welt: Sie helfen Tag für Tag Menschen dabei, das Licht der Welt zu erblicken. Dazu gehören Glücks- und Freudentränen genauso wie starke Schmerzen und Blut.
Eltern beraten:
Der Beruf ist außerordentlich vielfältig. Die Hebamme ist bereits vor der Geburt eines Babys eine wichtige Ansprechpartnerin für die werdenden Eltern. Sie übernimmt in dieser besonderen Zeit die Beratung und Vorsorge. In diesem Zusammenhang klärt sie über die richtige Ernährung, das richtige Verhalten, über verschiedene Geburtsarten und den Ablauf einer Geburt auf. Auch die Themen Partnerschaft und Sexualität kommen zur Sprache. Die Geburtsvorbereitung findet meistens in Kursen mit bis zu zehn Frauen oder Pärchen statt.
Schwangere betreuen:
Die Hebamme kann bei Einzelbesuchen auch die medizinische Betreuung einer Schwangeren übernehmen. Sie kontrolliert dann regelmäßig Gewicht, Blutdruck, Blut- und Urinwerte, Lage, Wachstum, die Größe des Babys und die Herztöne. Nur, wenn Komplikationen auftreten, sind ärztliche Untersuchungen angeraten.
Geburt begleiten:
Während der Geburt unterstützt die Hebamme die werdende Mutter, ihr Kind komplikationslos zu gebären. Dazu kontrolliert sie die Wehentätigkeit und die Herztöne des Kindes. Bei dem Geburtsvorgang unterstützt sie mit den richtigen Handgriffen. Ist das Baby auf der Welt, übernimmt die Hebamme die Erstversorgung des Babys und die Nachversorgung der Mutter. Das Kind wird auf einen intakten Gesundheitszustand untersucht, während bei der Mutter die Nachgeburt geholt wird. Die meisten Geburten finden im Krankenhaus statt, Hebammen sind aber auch dazu berechtigt, Hausgeburten anzuleiten.
Baby begutachten:
In den ersten Wochen nach der Geburt, dem so genannten Wochenbett, bleibt die Hebamme Ansprechpartnerin für die Eltern. Sie untersucht den Rückbildungsprozess der Mutter und hat einen Blick darauf, wie sich das Baby entwickelt. Außerdem gibt sie Tipps zum Stillen und zur richtigen Ernährung in der Stillzeit.
Arbeitsmarkt beobachten:
Auf dem Arbeitsmarkt haben Hebammen sehr gute Chancen. Die Expertinnen für Geburtsheilkunde werden händeringend gesucht. Allerdings ist der Beruf in den letzten Jahren unattraktiv geworden. Gerade freiberuflichen Hebammen machen ihre extrem hohen Pflichtversicherungen zu schaffen.
Schichten übernehmen:
Hinzu kommt, dass das Leben einer Hebamme dem Schichtdienst folgt. Im Krankenhaus sowieso, aber auch bei freiberuflichen Geburtshelferinnen klingelt durchaus nachts das Telefon: Zum Beispiel, wenn sich das Baby keine Zeit mehr lassen und dringend auf die Welt kommen will. Viele Hebammen betreuen nicht nur eine, sondern mehrere Mütter gleichzeitig. Trotz aller Schwierigkeiten gehen viele Entbindungshelfer in ihrem Beruf auf – und halten ihn weiterhin für den schönsten der Welt.
Mit diesen Fähigkeiten können Hebammen bei einer Bewerbung in Anschreiben und Vorstellungsgespräch punkten:
Das Gehalt von Hebammen hängt maßgeblich von Berufserfahrung, Standort, Arbeitgeber und Tarifvertrag ab. Als Angestellte verdienen sie in öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen in der Regel mehr als in privaten Kliniken und Geburtshäusern. Die Bandbreite an Gehältern von angestellten Entbindungspflegern bewegt sich zwischen 1.500 Euro und 4.200 Euro brutto im Monat. Darin inbegriffen sind auch mögliche Nacht-, Schicht und Sonderzuschläge. Die Gehälter in der Ausbildung liegen je nach Ausbildungsjahr und Standort zwischen 950 und 1.303 Euro brutto im Monat.
Das monatliche Gehalt von selbstständigen Hebammen richtet nach ihrem Arbeitspensum.
Ihre Leistungen werden nach festgelegten Sätzen der Krankenversicherung vergütet. Daher gilt: Je mehr sie arbeiten, desto mehr können sie verdienen. Somit können Freiberufler durchaus auf ein Einkommen von 6.500 Euro brutto im Monat kommen. Allerdings geht ein nicht unerheblicher Teil davon für die Berufshaftpflichtversicherung drauf.
Hebamme werden kann man heute über ein Bachelorstudium. Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland bieten das Fach Hebammenwissenschaft an. Die Studienzeit beträgt zwischen drei und vier Jahren. Daneben gibt es die Möglichkeit, das Fach in Teilzeit zu studieren. Grundlage ist das neue Hebammengesetz, das am 1. Januar 2020 in Kraft getreten ist und den Beruf akademisiert hat.
Wichtig!
Bis zum 31. Dezember 2022 gilt eine Übergangsfrist für die bisherige Hebammenausbildung nach dem alten Hebammengesetz von 1985. Bis zum 31. Dezember 2022 können Kandidatinnen auch weiterhin eine Ausbildung an einer Hebammenschule beginnen. Abgeschlossen haben müssen sie ihre Ausbildung zur Hebamme bis zum Jahr 2027.
Die klassische Ausbildung zur Hebamme findet an einer Hebammenschule statt. Innerhalb von drei Jahren müssen angehende Hebammen 1.600 Stunden theoretische und 3.000 Stunden praktische Ausbildung absolvieren. Schülerinnen können noch in der Übergangszeit bis zum 31. Dezember 2022 eine Ausbildung beginnen und müssen sie bis 2027 abgeschlossen haben. Danach führt der Weg in den Beruf ausschließlich über ein Hochschulstudium. Allerdings wird schon heute der berufsschulische Abschluss mittlerweile nicht mehr in allen EU-Ländern automatisch anerkannt. Dies ist besonders für Berufstätige wichtig, die als Hebamme im Ausland arbeiten möchten.
Voraussetzungen, um als Hebamme angenommen zu werden, sind der Realschulabschluss oder eine gleichwertige Schulbildung.
Hebammenschulen sind an Krankenhäuser gekoppelt, in denen der praktische Ausbildungsteil absolviert wird. Hier sammeln angehende Hebammen Erfahrungen im Kreißsaal, auf der Wochenstation, im Neugeborenenzimmer, auf der operativen und nichtoperativen Pflegestation, im Operationssaal oder in der Kinderklinik.
Das Bachelorstudium der Hebammenwissenschaft oder Hebammenkunde dauert zwischen drei und vier Jahren. In Deutschland gibt es aktuell rund 40 Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen. Auch ein Teilzeitstudium ist möglich. Die Akademisierung des Berufs wurde durch das neue neue Hebammengesetz, das am 1. Januar 2020 in Kraft trat, verwirklicht.
Das Hebammenstudium umfasst mindestens 2.200 Stunden Theorie und 2.200 Stunden Praxis in Kliniken und bei freiberuflichen Hebammen. Die Studierenden lernen an zwei Orten, darum handelt es sich um ein „duales praxisintegrierendes Studium“. Bewerberinnen müssen mit einer Klinik einen Studienvertrag abschließen. Die Klinik unterstützt sie dann während des Studiums und zahlt ihnen außerdem eine Vergütung. Dies gilt wohlgemerkt nur für Studiengänge, die nach dem neuen Hebammengesetz durchgeführt werden.
Voraussetzungen für ein Studium der Hebammenwissenschaft sind das Abitur, Fachabitur oder eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachfrau, Gesundheits- und Krankenpflegerin oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin.
Daneben müssen Bewerber ein Gesundheitszeugnis sowie ein aktuelles erweitertes Führungszeugnis vorlegen und Deutschkenntnisse auf B2-Niveau vorweisen. Die einzelnen Hochschulen können darüber hinaus weitere Vorgaben machen. So verlangen viele etwa eine Bescheinigung über ein mindestens vierwöchiges Praktikum in diesem Berufsfeld.
Hebammen arbeiten in Krankenhäusern, Geburtshäusern, gynäkologischen Arztpraxen und pädiatrischen Arztpraxen. Viele sind selbstständig tätig. Der Beruf gehört zu den Heilberufen und damit zu den Freien Berufen. Das bedeutet, dass selbstständig tätige Hebammen kein Gewerbe anmelden müssen. Auch die Eröffnung einer eigenen Praxis zur Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung ist eine Möglichkeit.
Auf der einen Seite ist Hebamme ein zeitloser Beruf. Werdende Eltern wollen nichts dem Zufall überlassen. Professionelle Hilfe vor, während und nach der Geburt ist daher eine Dienstleistung, für die es immer Bedarf geben wird. Darum steigt die Zahl der Hebammen und Entbindungshelfer in Deutschland kontinuierlich – von rund 16.000 im Jahr 2000 auf ca. 26.000 im Jahr 2019.
Auf der anderen Seite werden in Deutschland und der gesamten westlichen Welt immer weniger Babys geboren. Das macht die Zukunftsaussichten nicht besser. Allein in Deutschland sank die Zahl der Krankenhäuser mit Geburtshilfe von 781 im Jahr 2011 auf nur noch 672 im Jahr 2017.
Auch machen den Hebammen die rasant gestiegenen Haftpflichtprämien zu schaffen. Wer den Beruf ergreifen will, sollte dies jedenfalls aus innerem Antrieb, nicht aus Geschäftstüchtigkeit tun. Möglicherweise wertet ihn die Akademisierung nachhaltig auf. Wie sich der Beruf und die Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren entwickeln werden, bleibt aber abzuwarten.