Vorstellungsgespräch: Alle Fragen, Tipps und No-Gos

Jedes Vorstellungsgespräch ist anders. Und trotzdem ähneln sie sich. Sie als Bewerber sollen sich in wenigen Minuten von Ihrer besten Seite zeigen, Eloquenz, Wissen und clevere Rückfragen mitbringen. Dabei stehen Sie unter Hochdruck und Dauerstress. Keine leichte Aufgabe! Wenn Sie sich gewissenhaft vorbereiten, steigen Ihre Chancen. So kommen Sie gut durchs Vorstellungsgespräch

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Worauf es im Vorstellungsgespräch wirklich ankommt

Vorstellungsgespräche sind der Goldstandard im Bewerbungsprozess. Laut Personalvermittler Randstad wählen noch immer 98 Prozent der Personaler neue Mitarbeiter in einem klassischen Vorstellungsgespräch aus.

Erfreulich aus Bewerbersicht: Jobsuchende in Deutschland versenden im Schnitt nur zehn Bewerbungen, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Aus zwei Jobinterviews wiederum folgt ein Vertragsangebot. Das hat die Jobplattform Stepstone im Jahr 2019 herausgefunden.

Doch ein Selbstläufer ist die Bewerbung nicht. Ohne überzeugendes Vorstellungsgespräch kein Job. Darauf kommt es im Bewerbungsgespräch an:

  • Professionalität

    Wer vorbereitet ins Vorstellungsgespräch geht, zeigt Professionalität. Wer unvorbereitet ist, signalisiert dagegen mangelndes Interesse. Eine gründliche Vorabrecherche ist zwingend vonnöten, um im Vorstellungsgespräch glänzen zu können. Nein, Sie müssen nicht jedes klitzekleine Detail über die Firma kennen. Aber den Grundriss und die Basisdaten schon: Historischer Background, Branche, Produktpalette, Standorte, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen. In Zeiten des Internets ist es nicht schwer, die wichtigsten Infos zu sammeln.

  • Kompetenz

    Dass Sie die Muss-Anforderungen der Stelle erfüllen, sollte im Vorstellungsgespräch zum Ausdruck kommen. Da sind zum Einen die harten Skills: ein Softwareentwickler sollte programmieren, ein Biologe im Labor arbeiten und ein Taxifahrer ein Auto fahren können. Darüber hinaus sind aber auch die Soft Skills wesentlich. Motivation, soziale Intelligenz, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit. Ihre Grundeinstellung, Ihr Arbeitsethos sollte einwandfrei – und nach außen sichtbar sein. Wie wichtig dieser Punkt ist, verdeutlicht eine Umfrage von Linkedin: 68 Prozent der Personaler verlassen sich demnach hauptsächlich auf die im Vorstellungsgespräch gesammelten Eindrücke über die Soft Skills eines Bewerbers.

  • Passgenauigkeit

    Auf neudeutsch heißt das heute: Cultural Fit. Personaler interessiert vor allem, ob ein Bewerber (vermutlich) ins Team passen wird oder nicht. Dabei lässt er sich zugegebenermaßen oft von seiner Intuition leiten – und von Sympathien. Am besten, es gibt so viele Übereinstimmungen zwischen Unternehmen und Bewerber wie möglich. Wenn die Denkweise, Arbeitsauffassung, Werte und Interessen ähnlich sind, stimmt die Chemie. Versuchen Sie dem Personalmanager im Vorstellungsgespräch klar zu machen, dass Sie ein Teamplayer sind, mit dem die Kollegen gerne zusammenarbeiten. Hilfreich sind natürlich auch eine Affinität zur Branche oder ein direkter Bezug zum Unternehmen.

vgwort

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Vorstellungsgespräch Aufbau

Bewerber können im Vorstellungsgespräch eine Menge falsch machen. Dass es schlecht läuft, erkennen sie unter anderem dann, wenn es schnell wieder vorbei ist. Zwischen 30 und 60 Minuten dauert ein Vorstellungsgespräch üblicherweise. Gute Vorstellungsgespräche ziehen sich länger hin, miese sind flugs wieder beendet – oft schon nach 30 Minuten.

Für Bewerber gibt es unendliche viele Möglichkeiten, sich selbst aus dem Rennen zu kegeln. Wenn sie zum Beispiel Info an Info aneinanderreihen, die nur leider allesamt völlig irrelevant für den Job sind.

Oder wenn sie zu viel preisgeben und das Bild vom High Potential zerstören. Darum ist eine gute Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch so wichtig. Gehen Sie nie unvorbereitet ins Jobinterview – dann können sie es auch direkt sein lassen.

Ein Vorstellungsgespräch gliedert sich normalerweise in fünf Phasen:

  1. Gesprächsphase: Begrüßung und Smalltalk

    Für viele beginnt der Horror ohne Verzögerung. Die Smalltalk-Phase soll Verspannungen lösen, ist für Nervenbündel aber Stress pur.

    Das bekannte Problem: Schon der erste Eindruck entscheidet maßgeblich darüber, ob wir jemanden mögen oder nicht. Und der Smalltalk am Anfang eines Vorstellungsgesprächs prägt den ersten Eindruck ganz entscheidend mit. Unterschätzen Sie den Einstieg also bitte nicht – egal, ob der Personaler mit Ihnen übers Wetter plaudern will oder fragt, wie Ihre Anreise so war.

    Am besten, Sie sind dabei ganz ruhig und gelassen. Der Hinweis, wie nervös Sie sind, nimmt Ihnen der Personaler normalerweie aber auch nicht übel. Also ruhig mit offenen Karten spielen.

    Gehen Sie zunächst nicht mit der ausgestreckten Hand voraus ins Büro. Warten Sie, bis Ihnen Ihr Gesprächspartner die Hand anbietet und greifen Sie dann kurz, aber fest zu. Namentlich vorstellen, in die Augen sehen, dabei lächeln – so stellen Sie sich kurz selbst vor. Selbstbewusstsein ausstrahlen, also aufrecht stehen und gehen und nicht zu leise reden. Aber auch nicht zu laut – und nicht übertreiben.Selbstdarsteller kommen nicht gut an.

  2. Gesprächsphase: Kennenlernen und Selbstpräsentation

    „Erzählen Sie doch mal ein bisschen über sich!“ „Wie ist Ihr Werdegang?“ Damit leitet der Personaler oft die Kennenlern-Phase im Vorstellungsgespräch ein. Er will mehr über Sie, Ihre Person und Ihre Stationen erfahren.

    Am besten, Sie üben Ihre Selbstpräsentation vor dem Vorstellungsgespräch zuhause ein – aber nicht so perfekt, dass sie wie aufgesagt klingt. Eine gute Selbstpräsentation dauert nicht länger als drei bis fünf Minuten. Sie nennen zunächst Ihren Namen und Ihr Alter und gehen dann auf Ihre Ausbildung, Erfahrungen und beruflichen Schwerpunkte ein.

    Gehen Sie davon aus, dass Ihr Lebenslauf bereits bekannt ist. Rattern sie also nicht Ihre Stationen herunter, sondern setzen Sie Schwerpunkte. Die Erfolge und Qualifikationen, die besonders wichtig sind, stellen sie nach vorne – und Ihre Persönlichkeit.

  3. Gesprächsphase: Präsentation des Arbeitgebers

    Jetzt ist der Arbeitgeber an der Reihe. Was macht er, was erwartet er, wie arbeitet er? Darüber sollte er jetzt Aufschluss geben – zumindest ansatzweise.

    Bitte jetzt nicht die Ohren auf Durchzug stellen – auch dann nicht, wenn sie schon gut im Bilde sind. Pluspunkte gibt es für Sie, wenn Sie intelligente Zwischenfragen stellen oder sinnvolle Anmerkungen machen.

    Signalisieren Sie, dass Sie zuhören und sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben – ohne Ihren Gesprächspartner zu unterbrechen!

  4. Gesprächsphase: Rückfragen

    Das Ende des Vorstellungsgesprächs naht allmählich. Jetzt kommt die klassiche Frage des Personalers: Haben Sie noch Fragen an uns?

    Ihre Antwort sollte in jedem Fall lauten: Ja. Wenn Sie keine Rückfragen stellen, könnten Sie sich sogar schon disqualifiziert haben. Mit Rückfragen beweisen Sie, dass Sie ernsthaft am Unternehmen und an der Stelle interessiert sind.

    Allerdings ist nicht jede Rückfrage automatisch eine gute. Es gibt auch echte Killerfragen, die man sich besser spart: Stellen Sie bitte keine Rückfragen zu Sonderleistungen oder Urlaubsregelungen – sie würden kein gutes Licht auf Sie werfen.

  5. Gesprächsphase: Abschluss und Verabschiedung

    Das war’s, Ihr Vorstellungsgespräch ist beendet.

    Verabschieden Sie sich höflich, aber nicht, ohne sich nach dem weiteren Verlauf zu erkundigen, wann Sie mit einer Antwort rechnen können und auf welchem Wege man Sie kontaktiert.

    Sehr empfehlenswert: Bedanken Sie sich am Ende des Vorstellungsgesprächs noch einmal bei Ihrem Gastgeber. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben. Es hat mich sehr gefreut. So oder so ähnlich. Ein Dank drückt Wertschätzung aus – und gute Manieren.

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Vorstellungsgespräch Tipps

Eine gute Vorbereitung ist extrem wichtig. Aber hüten Sie sich davor, das komplette Bewerbungsgespräch auswendig zu lernen.

Wenn Sie Ihre gelernten Punkte nur aufsagen, durchschaut das der Personaler sofort. Ihre Antworten und Argumente dürfen im Vorstellungsgespräch nicht wie einstudiert wirken.

Die Kunst ist es, die richtige Mixtur aus Selbstdarstellung und Eigenwerbung zu mischen und gerne noch einen Schuss Spekulationsmasse unterzurühren. Sie wollen fachlich überzeugen, aber vor allem auch persönlich. Ihr Charakter ist es, der Ihre Gegenüber interessiert. Die Fakten aus dem tabellarischen Lebenslauf sind ja bereits bekannt.

So machen Sie im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck:

  • Anekdoten erzählen

    Ein paar schöne Anekdoten dürfen Sie sich vor dem Jobinterview ruhig zurechtlegen. Denn die passende Frage kommt bestimmt. Aber erzählen Sie sie so – auch wenn es schwierig ist – als ob sie Ihnen ganz spontan in den Sinn gekommen ist. Möglichst bildhaft und lebensnah.

  • Fragen stellen

    Sagen Sie nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Bringen Sie knappe und prägnante Beispiele. Und bringen Sie einen Dialog in Gang, zum Beispiel, indem Sie fragen: Soll ich Ihnen noch ein Projekt nennen, das ich geführt habe?

  • Körpersprache beobachten

    Der Blick Ihres Gesprächspartners schweift ab oder er macht sich kaum Notizen? Mögliche Anzeichen von Langeweile. Wenn Sie dies während des Vorstellungsgesprächs wahrnehmen, versuchen Sie verbal einen Gang nach oben zu schalten und in die Offensive zu gehen.

Vorstellungsgespräch Schwächen

Eine Frage sticht aus der Kanonade heraus: die Frage nach den Schwächen. Sie ist die wohl berühmteste, vielleicht auch die gefürchtetste. Was sind Ihre größten Schwächen?

Aber sie ist eine, auf die sich Bewerber im Laufe der Jahre natürlich längst eingestellt haben. Die Antworten ähneln sich mittlerweile und lauten oftmals so: „Ich bin zu ungeduldig.“ „Ich bin zu perfektionistisch.“ „Ich bin ein Workaholic.“ Nicht gut!

Das sind nicht mehr als Phrasen, die unseligen Ratgeberbüchern entstammen. Bitte antworten Sie nicht so! Damit zeigen Sie lediglich, dass Sie den Personaler an der Nase herumführen wollen und nicht zu Ihren Schwächen stehen. Denn dass Sie welche haben, ist unausweichlich, weil menschlich.

Schwächen und Unzulänglichkeiten hat jeder Mensch. Und das weiß auch jeder Personaler dieser Welt. Tun Sie im Vorstellungsgespräch also gar nicht erst so, als hätten Sie keine. Außerdem hat oder hätte ein Personaler, der die pure Perfektion von einem Bewerber erwartet und serviert bekommen möchte, seinen Job verfehlt.

Unser Ratschlag daher: Antworten Sie im Vorstellungsgespräch ehrlich, aber koppeln Sie die Ehrlichkeit an einen guten Vorsatz.

Sie dürfen also ruhig eine Schwäche offenbaren (so lange es nicht Trinksucht oder notorische Faulheit ist), aber sagen zugleich, wie Sie diese Schwäche in den Griff bekommen.

Beispiel:

Ich bin ehrlich gesagt immer ziemlich nervös, wenn ich jemanden anrufen muss, den ich nicht kenne. Und auch wenn Telefonieren hier nicht zu meinen Hauptaufgaben zählen wird, arbeite ich konsequent an diesem Problem.

Vorstellungsgespräch Fragen

Natürlich werden Sie nicht mit jeder einzelnen Frage konfrontiert. Aber wenn Sie diesen Fragenkatalog durchgehen und auf jede Frage eine gute Antwort finden, haben Sie gute Karten.

Das sind die häufigsten Fragen im Vorstellungsgespräch:

Gesprächsöffner

  • Warum haben Sie sich bei uns beworben?
  • Warum sollten wir Sie nehmen?
  • Was können Sie, was andere nicht können?
  • Erzählen Sie etwas über sich.

Motivation

  • Was wissen Sie über unser Unternehmen?
  • Und was über unsere Branche?
  • Warum sind Sie momentan arbeitslos?
  • Welche Ziele verfolgen Sie im Job?
  • Wie hoch war Ihr letztes Gehalt?
  • Welches Gehalt möchten Sie bei uns verdienen?
  • Würden Sie für die Stelle umziehen?

Persönlichkeit, Stärken und Schwächen

  • Wo liegen Ihre Stärken?
  • Wo liegen Ihre Schwächen?
  • Wie würden Ihre Kommilitonen Sie beschreiben?
  • Welche Ideen haben Sie schon umgesetzt?
  • Wovor haben Sie am meisten Angst?
  • Was war Ihr größter Fehler und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Welche Charaktereigenschaften würden Sie sich wünschen?
  • Was mögen Sie an anderen Menschen nicht?
  • Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
  • Was war Ihr größter Erfolg außerhalb des Berufs?
  • Welchen großen Traum haben Sie im Leben?

Arbeitsweise

  • Woraus ziehen Sie Ihre Motivation?
  • Welche Tools und Techniken nutzen Sie?
  • Wie bauen Sie innerhalb eines Team Vertrauen auf?
  • Wie reagieren Sie, wenn Sie ein Nein als Antwort erhalten?
  • Wie kann ich mir Ihren Arbeitsstil vorstellen?
  • Wie gehen Sie mit Veränderungen um?
  • Welches Problem war für Sie zu schwer und was haben Sie dann getan?
  • Was möchten Sie im ersten Monat in Ihrem neuen Job schaffen?

Alle Fragen, alle Antworten!

Vorstellungsgespräch FragenSie wollen sich auf mögliche Fragen und Rückfragen im Vorstellungsgespräch so gut wie möglich vorbereiten? Hier sind alle weiterführenden Infos, die Sie dafür brauchen:

Vorstellungsgespräch Rückfragen

Ein wesentlicher Punkt im Vorstellungsgespräch ist es, Rückfragen zu stellen. Dies sollten Sie in jedem Fall beherzigen.

In der Rückfragen-Phase des Vorstellungsgesprächs haben Sie die Gelegenheit dazu. Der Interviewer wird Sie aller Voraussicht nach aktiv darum bitten. Nutzen Sie diese Chance unbedingt!

Ein guter Personaler erkennt an Ihren Rückfragen, wie professionell Sie sich vorbereitet haben, was Sie schon über das Unternehmen wissen und vielleicht sogar, welche Prioritäten Sie setzen.

Hier sind weitere Gründe, warum Sie im Vorstellungsgespräch immer (gute) Rückfragen stellen sollten:

  • Sie zeigen Interesse.
  • Sie zeigen, dass Sie vorbereitet sind.
  • Sie gewinnen mehr Informationen über den Job und das Unternehmen.
  • Sie unterstreichen Ihre Intelligenz.
  • Sie können das Gespräch führen.

Aber welche sind eigentlich gute Rückfragen? Zum Beispiel diese:

  • Was ist die größte Herausforderung in dieser Stelle?

    Erstens zeigt die Frage, dass Sie sich inhaltlich schon mit der Position befasst haben und auf der Suche nach Lösungen sind. Und zweitens kriegen Sie Wind – wenn Sie zwischen den Zeilen lesen – von möglichen Schwachstellen im Unternehmen. Sind Ihre Fähigkeiten und Stärken für die Stelle wirklich passend?

  • Warum ist die Position frei?

    Wenn es sich um eine neu geschaffene Position handelt, können Sie direkt mit einer Folgefrage anknüpfen: Warum wurde sie geschaffen? Wenn das Unternehmen wächst, konnte die Belegschaft die Arbeit womöglich nicht mehr bewältigen. Stressalarm! Sollte Sie aber schon länger frei sein, dann wurde der passende Kandidat ganz offensichtlich noch nicht gefunden. Warum nicht? Diese Frage können Sie dem Interviewer stellen – aber auch sich selbst.

  • Was zeichnet Ihre besten Mitarbeiter aus?

    So verlangen Sie vom Unternehmen eine Definition von Talent und Leistung. Und Sie wollen wissen, was der Arbeitgeber in Zukunft von Ihnen erwartet. Auch offenbart sich in der Antwort meist Erhellendes über die Unternehmenskultur.

Hier gibt’s 500 Euro für jeden Bewerber

Vorstellungsgespräch Kosten TippsGeld für ein Vorstellungsgespräch bekommen? Klingt nach einem schlechten Aprilscherz, ist aber die neue Masche der Deutschen Familienversicherung.

Das Versicherungsunternehmen aus Frankfurt sorgte Anfang 2020 für Aufsehen, weil es jedem Bewerber, der es ins Vorstellungsgespräch schaffte, Geld anbot. Für die Teilnahme am Bewerbungsgespräch gibt es 500 Euro, für die Teilnahme am Assessment Center 1.000 Euro und bei Einstellung sogar 5.000 Euro.

Das Unternehmen zeigte sich überzeugt, dass sich die Idee auf breiter Front durchsetzt. Immerhin können sich Unternehmen so den Umweg über Headhunter und Personalberater sparen, die ja auch nicht umsonst arbeiten.

Außerdem zeigt die Episode, dass sich der Arbeitsmarkt immer mehr zum Kandidatenmarkt entwickelt. Unternehmen wollen Bewerber überzeugen, nicht umgekehrt. Für Bewerber dürfte das Vorstellungsgespräch so seinen Schrecken endgültig verlieren…

Vorstellungsgespräch Kleidung

Zunächst mal: Das perfekte Outfit fürs Vorstellungsgespräch gibt es nicht. Es muss vielmehr zum Arbeitgeber passen.

In konservativen Branchen erscheinen Sie besser förmlich, in kreativen darf es ausgefallener sein. Aber vielleicht auch nicht, das hängt immer vom jeweiligen Unternehmen ab.

Diese Grundregeln sollten Sie in jedem Fall beachten:

  • Ihr Outfit sollte gepflegt sein, unabhängig von der Branche. Motto: Wer sich schlampig kleidet, arbeitet vermutlich auch so.
  • Das Outfit darf Ihre Individualität unterstreichen. Aber: Es geht mehr um die Frage, ob Sie zum Unternehmen passen. Achten Sie also eher auf Passgenauigkeit denn auf Individualität. Soll heißen: Passen Sie sich – ein Stück weit – an.

Profi-Tipp: Bringen Sie stets Ihre Bewerbungsunterlagen mit zum Vorstellungsgespräch – möglichst in mehrfacher Ausführung.

Die können Sie im Fall der Fälle aus dem Hut zaubern, sollte einer der Anwesenden seine Unterlagen vergessen haben.

Für Sie als Bewerber hat das nur Vorteile: Sie stellen Ihre Sorgfalt unter Beweis, sammeln Sympathiepunkte, hinterlassen einen geordneten Eindruck. Falls Sie die Kopien nicht benötigen, bleiben sie eben in der Tasche.

Vorstellungsgespräch Körpersprache

Sie können noch so überzeugend parlieren. Wenn Ihre Körpersprache im Vorstellungsgespräch negativ aus dem Rahmen fällt, schwinden Ihre Chancen auf den Job.

Und Ihr Körper redet immer – auch dann, wenn Ihr Mund verschlossen bleibt. Wenn Sie sich beispielsweise in Ihrer Haut unwohl fühlen, strahlen Sie das auch aus – und werden vielleicht genau daran scheitern.

Die nonverbalen Signale, die Sie im Vorstellungsgespräch aussenden, können der Hauptgrund für Ihr schlussendliches Aus sein. Laut Umfrage gefallen folgende Bewerber-Gesten Personalern im Vorstellungsgespräch überhaupt nicht – in dieser Reihenfolge:

  • Kein Blickkontakt
  • Kein Lächeln
  • Herumgezappel
  • Schlaffe Körperhaltung
  • Schlapper Händedruck
  • Verschränkte Arme
  • Herumgefummel im Gesicht oder Spielereien mit den Haaren
  • Fuchtelei mit den Händen

Die Körpersprache ist im Vorstellungsgespräch mitentscheidend. Sie beginnt in dem Moment, in dem der Bewerber das Firmengelände betritt und endet, wenn er es wieder verlassen hat.

Vorher und hinterher dürfen Sie so viele merkwürdige Bewegungen machen, wie Sie wollen, aber mittendrin sollten Sie sich zusammenreißen – wenn Sie den Job haben wollen.

Und noch ein Tipp: Seien Sie auch auf dem Weg zum Personalerbüro zu jedermann höflich und zuvorkommend. Es soll schon Personaler gegeben haben, die den Pförtner nach seinem Eindruck gefragt haben. War der Bewerber höflich, schnippisch oder gar herrisch?

Denken Sie daran, sich das Hemd rechtzeitig in die Anzughose zu stopfen, die Krawatte zu richten und die Bluse zurecht zu zupfen – und nicht erst, während Sie den Raum betreten, in dem das Vorstellungsgespräch stattfindet.

Dann stellen Sie sich höflich vor und bedanken sich für die Einladung zum Vorstellungsgespräch, aber setzen Sie sich noch nicht hin. Erst wenn Sie dazu aufgefordert werden.

Und: Behandeln Sie Ihre Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch – sofern es um mehr als einen geht – gleichberechtigt. Das bedeutet konkret: Schauen Sie nacheinander alle an, wenn Sie antworten und kehren zum Schluss zu der Person zurück, die die Frage gestellt hat.

All das bringt Ihnen aber gar nichts, wenn Sie eine wesentliche Sache vergessen: Lächeln!

Lächeln Sie viel im Vorstellungsgespräch, das bringt Sympathiepunkte. Natürlich nicht unentwegt und so, dass es albern oder künstlich wirkt.

Schlechte Gesprächsthemen im Vorstellungsgespräch

Sie können im Vorstellungsgespräch viel über sich erzählen, gute Rückfragen stellen, sollten aber im Gegenzug auch den einen oder anderen Aspekt unter den Tisch fallen lassen.

Unter anderem diese:

  • Kündigung

    Manche Personaler fragen gezielt danach. Lügen sollten Sie dann zwar nicht, könnten eine Kündigung aber durchaus relativieren. Vielleicht wurden Sie ja tatsächlich Opfer von Sparmaßnahmen oder betriebsbedingten Kündigungen. Aktiv ansprechen aber sollten Sie eine Kündigung im Vorstellungsgespräch nicht. Warum auch?

  • Bezahlung

    Das liebe Geld – es umtreibt die Menschen wie kaum etwas anderes. Im Jobinterview aber sollten Sie die Bezahlung aussparen. Jedenfalls so lange, bis der Interviewer selbst darauf zu sprechen kommt. Wenn der neue Arbeitgeber Ihre Gehaltsvorstellungen abklopft, dann nennen Sie immer eine Spanne und keinen Einzelbetrag. Nennt der Arbeitgeber von sich aus das Gehalt, das er zu zahlen bereit ist, kommentieren Sie das nicht weiter, sondern nehmen es erst einmal nur zur Kenntnis. Vorsichtig nach Boni oder Dienstwagen können Sie aber ruhig fragen. Vor allem dann, wenn Ihnen das Angebot zu gering erscheint. Übereilt absagen aber sollten Sie auch dann nicht – Sie könnten es bereuen.

  • Privatleben

    Was Sie in Ihrer Freizeit treiben, ist Ihre Privatsache. Darum sollten Sie im Vorstellungsgespräch auch nicht darüber reden. Und außerdem: Punkte sammeln lässt sich auf diese Weise meist nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Personaler die gleichen Vorlieben und Hobbys hat wie Sie, ist eher gering. Ausnahme: Sie haben ein Hobby, das Ihre Fähigkeiten für den Job perfekt unterstreicht.

  • Negative Erfahrungen

    Wenn Sie mit Ihrem Ex-Chef nicht auf einer Wellenlänge oder mit den Kollegen im Dauerclinch lagen – dann ist das nichts, worüber Sie im Vorstellungsgespräch reden sollten. Im besten Fall gelten Sie als Tratschtante, im schlimmsten Fall als jemand, der üble Nachrede betreibt. Stellen sie immer das Positive an Ihren früheren Jobs heraus. Schließlich wird ja Ihr künftiger irgendwann auch Ihr ehemaliger Arbeitgeber sein – und dann auch nicht wollen, dass Sie ihn schlechtreden.

Vorstellungsgespräch Fehler

Geheimnisse ausplaudern, alte Chefs schlechtreden, zu viel Belangloses erzählen – im Vorstellungsgespräch kann man viel falsch machen.

Aber Ihnen können auch dicke Patzer unterlaufen, wenn Sie nicht den Mund aufmachen. Nicht jeder Fehler im Interview ist ein verbaler. Diese drei Missgeschicke ersparen Sie sich bitte:

  1. Handy anlassen

    Keine Todsünde, aber unangenehm. Zeugt ein wenig von mangelhafter Vorbereitung. Wenn das Handy im Vorstellungsgespräch klingelt, dann heißt es flott: Entschuldigung sagen, Anruf wegdrücken und Handy ausschalten.

  2. Gestik unterschätzen

    Seien Sie Herr Ihrer Sinne – und Ihres Körpers. Bitte während des Vorstellungsgesprächs nicht die Arme verschränken, mit dem Fuß auf dem Boden tippeln oder an den Fingernägeln kauen. Ganz schlimm: Höhnisch lachen oder die Augen verdrehen – es drückt Arroganz aus. Übrigens gilt das auch für Jobinterviewer.

  3. Uhrzeit checken

    „Nichts wie raus hier!“ Dieses Signal senden Sie dem Personaler, wenn Sie auf die Uhr schauen. Faustregel fürs Vorstellungsgespräch: Niemals die Uhrzeit checken. Nicht aufs Handy schauen, nicht heimlich zur Wanduhr schielen. Sie sind gerne hier – der Blick zur Uhr drückt das Gegenteil aus.

Geheimtipp: Zweiten Termin nehmen!

Vorstellungsgespräch Tipps TermineWenn Ihnen der Personaler zwei Alternativtermine für das Vorstellungsgespräch anbietet, nehmen Sie den zweiten!

Juroren geben in Wettbewerben erwiesenermaßen besser Noten, je weiter der Wettbewerb voranschreitet. Achten Sie doch mal bei den Olympischen Spielen darauf: im Turnen, Wasserspringen oder Dressurreiten zum Beispiel.

Kein Wunder, denn man will sich schließlich noch Spielraum erhalten, Luft nach oben lassen. Dass dieser Effekt auch für Vorstellungsgespräch gilt, haben Psychologen herausgefunden.

Darum: Zweiten Termin nehmen, gründlich vorbereiten, vor Ort überzeugen – und den Traumjob bekommen. Wir wünschen viel Erfolg!

Vorstellungsgespräch beenden

Ein kluges deutsches Sprichwort lautet: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Genauso verhält es sich auch im Vorstellungsgespräch.

Sie können einen fantastischen Eindruck hinterlassen haben, bis Sie im Abgang alles versauen. Das Vorstellungsgespräch ist erst gelaufen, wenn Sie den Raum verlassen haben.

Sie reichen Ihrem Gesprächspartner zum Schluss noch einmal die Hand (kräftiger Händedruck!), blicken ihm in die Augen und verabschieden sich höflich mit einem „Auf Wiedersehen“, das wörtlich so gemeint ist. Am besten bedanken Sie sich für das gute Gespräch (unabhängig davon, ob es der Wahrheit entspricht).

Dann noch dies: Aufrecht das Gebäude verlassen – und erst entspannen, wenn Sie außer Sichtweite sind. Dann können Sie sich nach Belieben ausschütteln, kräftig auspusten, seufzen, stöhnen oder einen Blick zurück werfen – aber bitte auch erst dann.

Was Sie sich überlegen können: Ob Sie am Ende des Gesprächs noch betonen, dass Sie die Stelle auch wirklich wollen. Damit signalisieren Sie Interesse, Willen, Selbstbewusstsein.

Aber Vorsicht: Wenn Sie dabei zu offensiv auftreten, kann es auch nach Bedürftigkeit klingen. Nach dem Motto: Bitte, lieber Personaler, gib’ mir den Job, ich brauche ihn unbedingt!

So könnten Sie sich ausdrücken:

Variante 1:

Das ist der Job, den ich ich haben möchte. Ich bin mir jetzt sicher. Kann ich noch etwas dafür tun, um Sie davon zu überzeugen, dass ch die beste Besetzung bin?

Variante 2:

…darum denke ich, dass ich die optimale Besetzung für diese Position wäre. Brauchen Sie noch weitere Informationen?

Variante 3:

Am liebsten würde ich schon nächste Woche bei Ihnen anfangen. Haben Sie noch Fragen an mich, die Ihre Entscheidung erleichtern könnten?

Variante 4:

Ich bin sehr an dieser Stelle interessiert. Wie kann ich Sie dazu bringen, mir ein Angebot zu machen?

Variante 5:

Sie kennen nun meine Stärken und Schwächen. Ich würde mich freuen, wenn ich für Sie arbeiten dürfte – und wenn Sie das auch wollen.

Variante 6:

Ich bin von der Stelle und Ihrem Unternehmen sehr angetan. Ich hoffe, bald eine positive Nachricht von Ihnen zu erhalten!

Dabei handelt es sich selbstverständlich nur um Formulierungsvorschläge. Was Sie zum Schluss sagen, sollte an den Inhalt des Vorstellungsgesprächs anknüpfen. Es muss passen.

Und klar ist auch: Sie sollten am Ende nur dann noch mal auf Ihr Interesse hinweisen, wenn Sie die Stelle tatsächlich haben wollen – und nicht, weil Sie glauben, man würde es so von Ihnen erwarten.

Nach dem Vorstellungsgespräch

Nach einem guten Vorstellungsgespräch wartet man erst einmal ab. Die Nervosität steigt von Tag zu Tag. Aber was, wenn sich das Unternehmen einfach nicht bei Ihnen meldet?

Abwarten und Tee trinken? Mehr bleibt Ihnen ja gar nicht übrig. Falsch! Sie müssen nicht im Wartemodus verharren, sondern können aktiv werden. Sie können an der einen oder anderen Stellschraube drehen, um den Bewerbungsprozess positiv zu beeinflussen oder zu beschleunigen.

Zum Beispiel so:

  • Dankesschreiben

    In anderen Ländern wie den USA gehört ein Dankesschreiben mittlerweile de-facto zu einer Bewerbung dazu. Wer sich bedankt, hat gleich mehrere Vorteile: Sie heben sich damit von anderen Bewerbern ab. Sie können den Gesamteindruck noch ein Stückchen zum Positiven verändern.

    Das können Sie einfach per E-Mail machen. Sie schreiben etwa, wie anregend Sie das Vorstellungsgespräch fanden und dass Sie weiterhin großes Interesse an der Position haben. Auch können Sie mögliche offene Fragen, die im Vorstellungsgespräch aufgeworfen wurden, beantworten.

    Bedanken Sie sich für die Aufmerksamkeit und freuen sich auf eine baldige Antwort – aber auf nicht mehr als einer halben Seite.

  • Fristen

    Vielleicht haben Sie vergessen, im Vorstellungsgespräch danach zu fragen. Dann tun Sie es jetzt!

    Haken Sie nach, wie lange der Bewerbungsprozess normalerweise dauert und wann Sie mit einer Entscheidung rechnen können.

    Sofern drei Werktage seit dem Vorstellungsgespräch verstrichen sind, können Sie sich auch telefonisch erkundigen. Besser, weil souveräner: eine Woche warten.

    Wenn Sie drei Wochen nach dem Vorstellungsgespräch immer noch nichts vom Unternehmen gehört haben, dürfen Sie ruhig ein wenig forscher auftreten. Wenigstens eine kurze Eingangsbestätigung können auch Sie als Bewerber erwarten.

    Bei allem Enthusiasmus sollten Sie dem Personaler nicht auf die Nerven gehen. Übertreiben Sie es also nicht.

  • Alternativen

    Was Sie nicht machen sollten: Alles auf eine Karte setzen. Das wäre unklug. Hören Sie sich also nach einem Vorstellungsgespräch weiter nach potenziellen Arbeitgebern und offenen Stellen um.

    So verlieren Sie keine Zeit und haben im besten Fall mehrere Angebote, aus denen Sie auswählen können. Nehmen Sie also weiterhin Einladungen zu Vorstellungsgesprächen an und schreiben auch weiterhin Bewerbungen.

    Ihre Chancen auf den Traumjob werden dadurch definitiv nicht sinken.

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