Langzeitarbeitslose Bewerbung: So finden Sie einen Job

Langzeitarbeitslose Bewerbung: Auf dem Arbeitsmarkt gelten Langzeitarbeitslose nicht gerade als Juwelen. Ihnen fehlt die Erfahrung und – das zumindest glauben viele Arbeitgeber – auch die Einstellung. In Wahrheit verbessern sich ihre Perspektiven momentan rasant. Der Mangel an Fachkräften und geeignete Fördermaßnahmen sind zwei der Gründe. Einfach aber ist es deswegen nicht, nach einer langen Auszeit wieder beruflich durchzustarten. Bei ihrer Bewerbung sollten Langzeitarbeitslose einen Punkt ganz nach vorne stellen…

Langzeitarbeitslose Bewerbung

Langzeitarbeitslose Bewerbung: Gegen diese Vorurteile kämpfen Sie

Für Langzeitarbeitslosigkeit gibt es viele Gründe. Psychische Probleme oder Krankheiten zum Beispiel. Häufig sind es aber die selbst verschuldeten Gründe, die in der öffentlichen Wahrnehmung dominieren. Wenn jemand, so drückt es der Volksmund gerne aus, mit seinem A… nicht hoch kommt. Langzeitarbeitslose müssen daher mit diesen (Vor-)Urteilen leben:

  • Sie sind faul und haben keine Lust zu arbeiten.
  • Ihnen fehlen grundlegende Charaktereigenschaften wie Ehrgeiz, Disziplin und Lernbereitschaft.
  • Sie haben keine oder kaum verwertbare Qualifikationen und sind auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht zu gebrauchen.
  • Sie sind nicht teamfähig und ihnen fehlen soziale Skills.

Klar ist: Für Langzeitarbeitslose gibt es ein soziales Sicherungsnetz. Hartz IV war – und ist – hoch umstritten, aber trotz allem ein Auffangnetz, das vor dem Schlimmsten bewahrt. Mit Hartz IV verbinden viele aber Drangsalierung, Stigmatisierung, Erniedrigung und Demütigung. Höchste Zeit, also, um aus diesem System auszubrechen.

Denn die wichtigste Erkenntnis lautet: Aus Langzeitarbeitslosigkeit kann man entkommen. Und psst! Sogar dann, wenn Sie vorher wirklich zu faul waren…

Dazu ist es wichtig, dass Sie als Langzeitarbeitsloser all die negativen Zuschreibungen, die an Ihnen haften, nicht akzeptieren. Viele Arbeitgeber werden Ihnen mit Vorurteilen begegnen.

Beschränken Sie sich nicht darauf, sich für Ihre lange Auszeit zu rechtfertigen. So bleiben Sie stets in der Defensive. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten (und wenn es nur Ihr unbändiger Wille ist, endlich wieder arbeiten zu gehen und eigenes Geld zu verdienen) und richten Sie den Blick in die Zukunft. Das ist ganz wichtig. Mit einer durchdachten und authentischen Bewerbung können Sie auch als Langzeitarbeitsloser potenzielle Arbeitgeber von sich überzeugen…
vgwort

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Langzeitarbeitslose Bewerbung: So arbeiten Sie mit dem Jobcenter zusammen

Für Jobcenter-Kunden sind die Auflagen teilweise sehr umfangreich. Wer sich nicht an sie hält, dem drohen Rückzahlungen. Allein im Jahr 2018 haben die Jobcenter in Deutschland fast 2,6 Milliarden Euro von Hartz IV-Empfängern zurückverlangt.

Für Bewerber ist es wichtig, Engagement zu zeigen und durchgängig mit dem zuständigen Sachbearbeiter im Jobcenter zu kommunizieren.

Das sind die wichtigsten Punkte, die Sie beachten sollten:

  • Sortieren Sie alle Unterlagen, die für das Jobcenter relevant sind, und legen Sie sie gut geordnet ab.
  • Dokumentieren und kopieren Sie alle Anträge, die Sie abgegeben haben.
  • Lassen Sie sich die persönliche Abgabe von Anträgen bestätigen – und zwar schriftlich.
  • Reden Sie mit Ihrem Sachbearbeiter von Anfang an offen und ehrlich über Ihre Situation und Ambitionen.
  • Lesen Sie sich die Flyer und Infomaterialien durch, die im Jobcenter ausliegen.
  • Fragen Sie Ihren Sachbearbeiter schon zu Beginn, welche Nachweise er benötigt.
  • Klären Sie vorab, was Ihr Sachbearbeiter von Ihnen erwartet.
  • Besprechen Sie Ihre Strategie und Ausrichtung mit Ihrem Sachbearbeiter.
  • Bewahren Sie alle Bewerbungen auf.
  • Informieren Sie Ihren Sachbearbeiter über alle Vorstellungsgespräche, die Sie führen.
  • Geben Sie alle Veränderungen, die sich für Sie ergeben, schnell an Ihren Sachbearbeiter weiter.
  • Sprechen Sie ab, wie und über welche Kanäle Sie für das Jobcenter erreichbar sein sollen.
  • Informieren Sie sich über mögliche Förderungen und sprechen Ihren Sachbearbeiter darauf an.
  • Suchen Sie regelmäßig den Kontakt zu Ihrem Sachbearbeiter.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Lebenspartner das Vorgehen.

Denn darauf kommt es letztlich an: Arbeiten Sie mit Ihrem Sachbearbeiter zusammen. Er oder sie hat ein Interesse daran, Sie wieder in Arbeit zu bringen. Gemeinsam kann es funktionieren. Aber, und das gehört auch zur Wahrheit: Verlassen Sie sich bitte NICHT darauf, dass Ihr Sachbearbeiter das schon regeln und Ihnen einen neuen Job aus dem Hut zaubern wird.

Denn selbst wenn er oder sie hochmotiviert ist – und das sind entgegen mancher Vorurteile in der Tat sehr viele Mitarbeiter – fehlen oft die Kapazitäten. Ein Jobcenter betreut viele Arbeitslose und kann nicht immer individuell auf jeden Einzelnen eingehen. Nicht jeder Job, der Ihnen angeboten wird, passt zu Ihnen. Also ist es besser, Sie ergreifen selbst die Initiative.

Das fängt schon bei der Informationsbeschaffung an. Vertrauen Sie nicht darauf, dass Ihr Sachbearbeiter Ihnen alle relevanten Informationen im Gespräch mitteilen wird. Das übersteigt seine Möglichkeiten. Vermutlich wird er Sie auf die ausliegenden Broschüren oder auf die Homepage der Bundesagentur für Arbeit verweisen.

Das wäre also Schritt eins: Informieren Sie sich eigenhändig. Welche Fördermaßnahmen gibt es? Wo kann ich nach Jobs suchen? Welche Bewerbungsstrategien sind erfolgversprechend? Wie kann ich meine Perspektiven verbessern? Welche Optionen habe ich? Und was passiert, wenn ich zwischenzeitlich die Lust verliere und gar nicht mehr mitwirke? Wer seine Rechte und Pflichten kennt, wird später nicht auf dem falschen Fuß erwischt.

Nehmen Sie sich die Infobroschüren aus der BA mit nach Hause und lesen Sie sie in einer ruhigen Minute durch. Surfen Sie auf die offizielle Webseite der Bundesagentur für Arbeit. Und natürlich helfen auch wir bei Karrieresprung Ihnen bei der Jobsuche. Sie können auch gerne in allen möglichen Online-Foren stöbern, sollten sich aber auf die Infos nicht verlassen. Sie sind oft sehr subjektiv und von Einzelfällen geprägt, die man nicht immer verallgemeinern kann.

Darum finden Langzeitarbeitslos wieder einen Job!

Langzeitarbeitslose Bewerbung Darum finden Langzeitarbeitslos wieder einen JobGrundsätzlich sind 44 Prozent der Betriebe in Deutschland bereit, einen Langzeitarbeitslosen einzustellen. 34 Prozent würden einen Bewerber in Erwägung ziehen, wenn er nicht länger als zwölf Monate ohne Job war. 14 Prozent würden einen arbeitslosen Bewerber gar nicht berücksichtigen. Das sagte eine Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus dem Jahr 2018. Damit ist die Bereitschaft, einen Langzeitarbeitslosen anzuheuern, innerhalb von fünf Jahren um elf Prozentpunkte gestiegen.

Langzeitarbeitslose Bewerbung: Diese Strategien versprechen Erfolg

Als Langzeitarbeitsloser stehen Sie vor drei wesentlichen Problemen:

  1. Vorurteile

    Sie müssen die Arbeitgeber von sich überzeugen – vor allem von Ihrer Motivation, überhaupt arbeiten zu wollen. Die Vorurteile gilt es zu durchbrechen. Sie müssen zeigen, dass Sie „heiß“ sind und endlich wieder auf eigenen Beinen stehen wollen.

  2. Leistungsfähigkeit

    Es geht nicht nur ums Wollen, auch ums Können. Sind Sie belastbar? Schaffen Sie es, acht Stunden am Stück durchzuhalten – jeden Tag? Nur wenn die Antwort Ja lautet, wird das Interesse des Arbeitgebers steigen. Wie Sie ihn überzeugen können: durch ehrenamtliches Engagement, Teilzeit- und 450-Euro-Jobs. Im Zweifel sollten Sie ihm private Projekte präsentieren, die Sie erfolgreich zu Ende gebracht haben, und sei es ein größeres Heimwerkerprojekt.

  3. Qualifikationen

    Vorausgesetzt, Sie verfügen über gute Qualifikationen. Einen Top-Job zu ergattern dürfte aufgrund Ihrer Langzeitarbeitslosigkeit dennoch schwierig werden. Sie müssen den Arbeitgeber überzeugen, dass Sie sich für die angebotene Stelle nicht zu schade sind. Dass Sie mit dem Einsteigerjob zufrieden sind und wieder Anschluss finden wollen – Überqualifizierung hin oder her.

Alle drei Probleme hängen miteinander zusammen. Man traut Ihnen möglicherweise nicht zu , den Job zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten ausfüllen zu können.

Sie sollten also erstens Ihre Motivation zum Ausdruck bringen. Zweitens sollten Sie Arbeitserfahrungen der jüngeren Zeit ins Spiel bringen. Welche das sind, ist erstmal zweitrangig. Es kann sich um Fördermaßnahmen, Mini-Jobs, ehrenamtliche oder private Projekte handeln. Hauptsache, Sie zeigen, dass Sie das Arbeiten nicht verlernt haben. Und drittens gilt es herauszuarbeiten, dass Sie den Einstieg unbedingt wieder schaffen wollen – auch wenn Sie für den Job formal überqualifiziert sein sollten.

Langzeitarbeitslose Bewerbung: Zuverlässigkeit schlägt alle!

Langzeitarbeitslose Bewerbung Zuverlässigkeit schlägt alleWenn Sie sich als Langzeitarbeitsloser bewerben, dann betonen Sie vor allem Ihre Zuverlässigkeit! Und beweisen Sie sie auch, indem Sie zum Beispiel pünktlich zum Vorstellungsgespräch erscheinen und Zusagen einhalten (z.B. zurückrufen, Unterlagen nachreichen). Zuverlässigkeit war den Arbeitgebern laut einer IAB-Umfrage von 2018 von allen Charaktereigenschaften und Kompetenzen am wichtigsten. An zweiter Stelle folgte Motivation, an dritter die fachliche Qualifikation.

Das ist Arbeitgebern bei Langzeitarbeitslosen am wichtigsten, in dieser Reihenfolge:

  1. Zuverlässigkeit
  2. Arbeitsmotivation
  3. Fachliche Qualifikation
  4. Engagement
  5. Teamfähigkeit
  6. Belastbarkeit
  7. Flexibilität
  8. Soziale Kompetenz
  9. Disziplin

Langzeitarbeitslose Bewerbung: Keine Geheimniskrämerei

Es nützt Ihnen gar nichts, die Langzeitarbeitslosigkeit zu verheimlichen. Sie sollten im Lebenslauf und Anschreiben offen damit umgehen. Das schließt keineswegs aus, die lange Zeit der Erwerbslosigkeit mit anderen Inhalten im Lebenslauf zu füllen. Möglicherweise haben Sie Praktika absolviert, Weiterbildungen oder Fördermaßnahmen besucht, ehrenamtlich in der Suppenküche geholfen. All das macht sich gut im Lebenslauf.

Ihre wichtigsten Erfolge und Projekte während der Langzeitarbeitslosigkeit können Sie im Anschreiben herausarbeiten. Und die Stationen, die Sie vor der Arbeitslosigkeit hatten, sollten ebenfalls einen prominenten Platz einnehmen. Der Arbeitgeber soll das Gefühl bekommen, dass hier ein Schatz darauf wartet, gehoben zu werden. Dass er mit Ihnen einen Glückstreffer landen kann – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gehen immer mehr Unternehmen unkonventionelle Wege.

Das gilt auch für Zeitarbeitsunternehmen. Diese können speziell für Arbeitslose und Langzeitarbeitslose eine echte Option sein. Viele spekulieren auf den Klebeeffekt. Der Grundgedanke dahinter: Wenn Sie im Unternehmen als Zeitarbeiter überzeugen, dann wird Sie die Firma irgendwann fest übernehmen.

Natürlich gibt es auch die Art von Unternehmen, die es nur auf billige Arbeitskräfte abgesehen hat und gar kein Interesse an einer Übernahme hat. Aber das ist vorher nicht immer einfach zu erkennen. Aber auch wenn es mit der Übernahme nicht klappt: Ihre Arbeitserfahrungen in der Zeitarbeit können Ihre Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Und noch ein Tipp: Wenn Sie wegen einer Krankheit langzeitarbeitslos gewesen sein sollten, dann legen Sie Ihren Bewerbungen ein ärztliches Attest bei, das Ihre Arbeitsfähigkeit und Belastbarkeit bescheinigt.

Auch könnten Sie einem interessierten Unternehmen von sich aus einen befristeten Vertrag anbieten. Damit signalisieren Sie: Ich will unbedingt wieder Fuß fassen. Wenn du, lieber Arbeitgeber, mir die Chance gibst, trägst du nur ein überschaubares Risiko – und kannst den Vertrag im Zweifel einfach auslaufen lassen. Im Erfolgsfall aber winkt die Entfristung.

Dieses neue Förderprogramm hilft Langzeitarbeitslosen

Langzeitarbeitslose Bewerbung Dieses neue Förderprogramm hilft LangzeitarbeitslosenVerstärkt will auch die Bundesagentur für Arbeit Langzeitarbeitslosen helfen. Die Große Koalition hatte 2018 die Voraussetzungen für das Programm Sozialer Arbeitsmarkt geschaffen und vier Milliarden Euro für fünf Jahre bereitgestellt.

Dabei handelt es sich um ein Kombilohnmodell. Der Arbeitgeber erhält Lohnkostenzuschüsse, wenn er Langzeitarbeitslose einstellt. Den Teilnehmern soll es als Jobbrücke dienen. Schon sechs Monate nach dem Start spricht die BA von einer „Erfolgsgeschichte“. Seitdem sei es gelungen, 21.300 Langzeitarbeitslose in öffentlich geförderte Jobs zu vermitteln. Insgesamt sollen sogar 150.000 Menschen von dem Programm profitieren.

[Bildnachweis: fizkes by Shutterstock.com]

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