Gehaltsvorstellung Bewerbung: Tipps, Beispiele, Fehler

Die Gehaltsvorstellung ist ein Teil der Bewerbung – und ein überaus wichtiger. Wer zu hoch pokert, kann sich schon früh ins Abseits manövrieren. Wer hingegen zu tief stapelt, bekommt nicht das, was er verdient. Die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: Wer keine genaue Zahl nennen will oder kann, greift einfach auf diese Formulierungstricks zurück…

gehaltsvorstellung formulieren

Gehaltsvorstellung: Zahl oder Spanne?

Sie haben generell zwei Optionen, wie sie Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung formulieren können:

  • Sie nennen eine fixe Zahl.
  • Oder Sie nennen eine Spanne von X bis Y.

Was für Variante 2 spricht: Sie signalisieren Verhandlungsbereitschaft. Ihre Position ist nicht so unverrückbar wie ein Obelisk. Mit Ihnen kann man reden. Das gefällt Personalern.

Andererseits verstehen sie eine Gehaltsspanne zugleich als Aufforderung, den Preis so weit wie möglich nach unten zu drücken. Das obere Ende der Spanne dürfte als Vertragssumme für Sie daher nicht mehr realistisch sein. Aus Arbeitgebersicht würde es sich schließlich wie eine Niederlage anfühlen. Und die gilt es zu vermeiden.

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Gehaltsvorstellung formulieren

Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung können Sie auf verschiedene Arten formulieren. Entscheiden Sie sich für den Ansatz, der am besten zu Ihnen, Ihrer Situation und Verhandlungsposition passt.

Konkret

Wenn Sie klare Ansagen bevorzugen, dann schreiben Sie zum Beispiel:

  • Meine Gehaltsvorstellungen liegen bei 52.000 Euro im Jahr.
  • Ein jährliches Gehalt von 36.500 Euro brutto entspricht meinen Vorstellungen.
  • Aufgrund meiner Qualifikationen halte ich ein Jahresgehalt von 55.000 Euro für angemessen.

Spanne

Sie können auch eine Gehaltsspanne nennen – von Summe X bis Summe Y. Oder Ihren Gehaltskorridor mit dem Wörtchen Bereich eingrenzen.

  • Meine Gehaltsvorstellungen liegen zwischen 38.500 und 42.500 Euro brutto im Jahr.
  • Meine Gehaltsvorstellungen liegen im Bereich von 45.000 Euro brutto im Jahr.

Ausweichend

Wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung nicht nennen WOLLEN, weil Sie zum Beispiel noch nicht im Bilde über Ihren Marktwert sind, dann formulieren Sie sie folgendermaßen:

  • Meine Gehaltsvorstellungen teile ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch mit.
  • Meine Gehaltsvorstellungen können wir bestimmt in Kürze bei einem persönlichen Gespräch klären.
  • Ich freue mich darauf, Sie in einem persönlichen Gespräch kennenzulernen und bin sicher, dass wir uns auch bei den Gehaltsvorstellungen einigen werden.

Geben Sie eine ungerade Zahl an!

Gehaltsvorstellung formulierenGeheimtipp für den Verhandlungspoker: Geben Sie als Wunschgehalt eine unrunde Zahl an!

Statt 32.000 Euro nennen Sie also lieber eine Gehaltsvorstellung von 34.570 Euro oder 32.330 Euro. Warum? Weil es indirekt signalisiert, dass Sie sich mit der Materie bis ins Detail auseinandergesetzt haben. Es wirkt, als ob Sie Ihren Marktwert ganz genau einschätzen können – und ihn nicht Pi mal Daumen berechnet haben.

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Gehaltsvorstellung ermitteln

Das Einstiegsgehalt hat enorme Auswirkungen auf Ihre weitere (finanzielle) Laufbahn. Wer zu niedrig einsteigt, kann den Rückstand oft nie wieder aufholen. Wer hoch pokert, kann sich dagegen eine exzellente Ausgangsposition erarbeiten.

Trotzdem – oder gerade deshalb – fällt sie jedem Berufseinsteiger schwer: die Formulierung der eigenen Gehaltsvorstellung. Manche Arbeitgeber erwarten ausdrücklich, dass Bewerber ihr Wunschgehalt angeben. Dabei war es noch nie so einfach, den eigenen Marktwert zu eruieren.

Es stehen einem mittlerweile unzählige Quellen zur Verfügung, die man als Bewerber anzapfen kann. Und das sollten Sie auch tun, bevor Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren.

Informieren Sie sich vorab, welche Gehälter für vergleichbare Positionen gezahlt werden. Nicht nur Ihr Fachgebiet ist von Interesse, sondern auch die Größe des Arbeitgebers und die Region, in der Sie sich bewerben. In Baden-Württemberg können Sie mehr verlangen als in Berlin, in großen Unternehmen mehr als in kleinen.

So nähern Sie sich Ihrem Marktwert auf dem Arbeitsmarkt:

  • Datenbanken

    Recherchieren Sie in Datenbanken und Vergleichsportalen: Davon gibt es mittlerweile eine ganze Menge im Internet. Eine gute Anlaufstelle ist die Plattform gehalt.de. Außerdem gibt es einschlägige Infos in Bewertungsportalen wie Glassdoor und Kununu. Branchendienste wie der Personaldienstleister Robert Half bieten Gehaltsreports für spezielle Berufsgruppen an, ebenso die Jobbörse Stepstone für Fach- und Führungskräfte. Tipp in eigener Sache: Eine gute Orientierung liefern auch die verschiedenen Jobprofile hier auf Karrieresprung. Für jeden Beruf nennen wir Einstiegs- und Spitzengehalt, so wie beispielsweise für den Systemadministrator.

  • Business-Netzwerke

    Business-Netzwerke wie Xing und Linkedin sind Herren über gewaltige Datenmengen. Da ist es naheliegend, diese Daten auch zur Gehaltsberechnung einzusetzen. Xing ist mittlerweile dazu übergegangen, in seinen Stellenangeboten Gehaltsspannen zu nennen. Diese erleichtern die Orientierung.

  • Freunde und Kollegen

    Fragen Sie auch bei Freunden oder Bekannten nach, die eine ähnliche Position bekleiden – sofern das Gehalt zwischen Ihnen kein Tabuthema ist. Auch spricht nichts dagegen, liebe alte Kollegen um Rat in punkto Gehaltsvorstellung zu fragen.

  • Statistik

    Ziehen Sie offizielle Statistiken zu Rate. Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt regelmäßig Durchschnitts- und Mediangehälter. Demnach lag das durchschnittliche Jahresgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland zuletzt bei 3771 Euro. Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit fächert Gehälter nach Berufen, Regionen, Altersgruppen und Geschlechtern auf.

  • Verbände

    Auch einzelne Berufsverbände erstellen Gehaltsreports. Ingenieure zum Beispiel können sich an der Einkommensstudie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) orientieren.

Alle Gehälter auf einen Blick

Die Gehaltsvorstellung eines Arbeitnehmers orientiert sich immer auch am Wettbewerb. Hier sind für Sie alle relevanten Gehälter, Zahlen und Daten aus Deutschland:

Gehaltsvorstellung im Anschreiben

Das sind die wichtigsten Regeln, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung im Anschreiben formulieren:

  • Geben Sie als Gehaltsvorstellung stets Ihr gewünschtes Brutto-Jahreseinkommen an. Kein Brutto-Monatseinkommen und auch keine Netto-Angaben!
  • Zusatzleistungen fließen in die Wunschsumme ein. Sie führen sie aber nicht separat auf. Darunter fallen zum Beispiel Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld, Boni und Prämien, Fahrtkostenzuschüsse, Kosten für Fort- oder Weiterbildungen, Versicherungen, Rabatte und Sachbezüge, Dienstwagen oder vermögenswirksame Leistungen. Sie können vorsichtshalber mitteilen, dass Ihre Gehaltsvorstellung all-inclusive ist. Zum Beispiel so: Meine Gehaltsvorstellungen liegen bei 65.000 Euro im Jahr (inkl. Sonderzahlungen etc.).
  • Sie orientieren sich bei der Berechnung Ihrer Gehaltsvorstellung immer auch an Ihrem aktuellen Jahresgehalt – sofern Sie den Job wechseln und kein Berufseinsteiger sind. Schlagen Sie nach eigenem Ermessen bis zu 20 Prozent drauf – aber nicht mehr.
  • Nennen Sie Ihre Gehaltsvorstellung ganz am Ende des Bewerbungsschreibens, also entweder im Schlusssatz oder in PS.

Generell kann Ihnen ein Jobwechsel einen großen Gehaltssprung bescheren. Auch die Absolventen lukrativer Studiengänge – Informatik oder Ingenieurwissenschaften zum Beispiel – können nach ihrem Abschluss mit einem fetten Zahltag rechnen. Aber Achtung: Halten Sie Maß!

Wenn Sie als Gehaltsvorstellung eine Hammer-Summe nennen, macht Sie dies für den Personaler zunächst mal zu einem Geldgeier. Unsympathisch! Insbesondere dann, wenn die Angaben mit dreisten oder unverschämten Aussagen garniert werden à la Weil ich es mir wert bin oder Einen Besseren als mich finden Sie nicht. Das liegt die Vermutung nahe, dass solch ein Bewerber fortwährend Ärger provozieren könnte. Niemand will einen Querulanten in seinem Team.

Aber nicht falsch verstehen: In Zeiten von Fachkräfteengpässen kann Selbstbewusstsein im Verhandlungspoker durchaus eine Erfolgsstrategie sein – aber nur für den, der es sich leisten kann. Speziell IT-Spezialisten, Ingenieure und andere Techniker müssen sich nicht unter Wert verkaufen. Es ist wie so oft im Leben: Der Grat ist schmal zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit.

Gehaltsvorstellung Tipps

Bedenken Sie folgendes, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren:

  • Wenn Sie eine vergleichsweise hohe Gehaltsvorstellung angeben, haben Sie mehr Spielraum nach unten. So kann der Arbeitgeber Ihren Preis im weiteren Verlauf der Bewerbung noch drücken, dadurch sein eigenes Gewissen beruhigen und Sie trotzdem noch mit einem Top-Gehalt ausstatten. Win-win! Andererseits steigt die Gefahr, dass er Sie vorzeitig aussortiert, weil Sie ihm zu teuer sind.
  • Wenn Sie eine vergleichsweise niedrige Gehaltsvorstellung angeben, verfügen Sie über keinen Spielraum mehr nach oben. Schlecht! Sie können nicht im Anschreiben eine Summe von 35.000 Euro nennen und dann im Vorstellungsgespräch 40.000 Euro fordern. Das enttarnt Sie als Windei. Auf der anderen Seite erhöhen Sie mit einer niedrigen Summe Ihre Chance, überhaupt zum Jobinterview eingeladen zu werden. Der Arbeitgeber wittert ein gutes Geschäft. Unternehmen schätzen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie wollen die Preise am liebsten immer drücken, das entspricht ihrem marktwirtschaftlichen Naturell. Wenn Sie als Bewerber also tief stapeln, dann erhöhen Sie bisweilen Ihre Chancen. Das könnten Sie strategisch einsetzen, wenn Sie den Job unbedingt haben wollen, aber sich gegen sehr viele Mitbewerber durchsetzen müssen.

Vermeiden Sie in jedem Fall die Extreme. Gehen Sie also nicht zu weit nach oben oder zu weit nach unten, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung nennen. Ersteres lässt Sie als geldfixierten Blutsauger dastehen, Letzteres als ahnungslosen Naivling, der seinen eigenen Marktwert nicht kennt. Und wer seinen eigenen Marktwert nicht kennt, kann so kompetent nicht sein, oder? Welcher Betrag allerdings zu hoch oder zu tief ist, kann nicht eindeutig definiert werden. Das macht die Sache so tricky.

Ist es darum vielleicht die Lösung, gar keine Stellung zu beziehen? Klare Antwort: nein. Verlangt das Unternehmen die Angabe von Gehaltsvorstellungen im Anschreiben, dann sollten Sie dem auch Folge leisten.

Andernfalls geben Sie unvollständige Bewerbungsunterlagen ab. Das verursacht Mehraufwand für das Personalbüro. Und es zeigt, dass Sie nicht auf ein ausdrückliches Anliegen des Arbeitgebers eingehen. Das kann sogar dazu führen, dass Sie vorzeitig draußen sind.

Ein Kompromiss wäre eine Formulierung wie:

Mein aktuelles Jahresgehalt beträgt 42.000 Euro.

Nein, eine konkrete Gehaltsvorstellung ist das nicht. Aber der Bewerber signalisiert, dass er die Aufforderung registriert hat. Immerhin. Auch hat der Personaler nun einen Richtwert, an dem er sich orientieren kann.

Noch besser wäre aber, Sie geben als Gehaltsvorstellung Ihre echte Wunsch-Zahl (oder Spanne) an. Dies erspart im Übrigen auch Ihnen selbst Zeit und Aufwand. Angenommen, Sie und das Unternehmen liegen gehaltstechnisch so weit auseinander, dass sich jedes weitere Gespräch erübrigt, dann können Sie sich fortan anderen Bewerbungen widmen.

Gehaltsvorstellung weglassen

Was, wenn das Unternehmen in der Stellenanzeige gar keine Angabe von Gehaltsvorstellungen fordert? Man könnte natürlich trotzdem darauf eingehen. Das gibt der Firma ja schließlich zusätzliche Informationen an die Hand, oder?

Nein. Die Gehaltsvorstellung ist prinzipiell nicht Bestandteil des Bewerbungsschreibens.

Wird sie nicht verlangt, dann schreiben Sie auch nichts darüber. Nur dann, wenn Sie ausdrücklich danach gefragt werden. Andernfalls erwecken Sie den Eindruck, als würden finanzielle Aspekte bei Ihnen im Vordergrund stehen. Oder was würden Sie denken, wenn Sie einen Bewerber nach seiner Motivation fragen und er Ihnen direkt seine Gehaltsvorstellung um die Ohren haut?

Im Vorstellungsgespräch (spätestens im zweiten Vorstellungsgespräch) kommt das Thema ohnehin noch auf die Agenda. Denn klar ist: Ohne finanzielle Einigung unterschreiben Sie den Vertrag nicht.

Gehaltsvorstellung Teilzeit

Wenn Sie sich für einen Teilzeitjob bewerben, dann ist es wichtig, Arbeitszeit und Gehaltsvorstellung in ein Verhältnis zu setzen. Andernfalls tauchen schnell Missverständnisse auf. Sie sollten also beide Größen nennen, zum Beispiel so:

  • Bei 20 Wochenstunden stelle ich mir ein Jahresgehalt von 12.500 Euro vor.
  • Bei einer 50-Prozent-Stelle stelle ich mir ein Jahresgehalt von 18.600 Euro vor.

Konkrete Zahlen sollten Sie auch dann nennen, wenn die Stellenanzeige, auf die Sie sich in Teilzeit bewerben, überhaupt keine Angabe von Wochenstunden enthält. So hat der Arbeitgeber eine wichtige Orientierungshilfe.

Das Prinzip können Sie übrigens auch anwenden, wenn Sie sich auf eine Vollzeitstelle bewerben. Die Gehaltsvorstellung könnte man in diesem Fall so formulieren:

  • Bei einer 40-Stunden-Woche stelle ich mir ein Jahresgehalt von 45.000 Euro vor.

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