Die Gehaltsvorstellung ist ein Teil der Bewerbung – und ein überaus wichtiger. Wer zu hoch pokert, kann sich schon früh ins Abseits manövrieren. Wer hingegen zu tief stapelt, bekommt nicht das, was er verdient. Die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: Wer keine genaue Zahl nennen will oder kann, greift einfach auf diese Formulierungstricks zurück…
➠ Inhaltsverzeichnis
Sie haben generell zwei Optionen, wie sie Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung formulieren können:
Was für Variante 2 spricht: Sie signalisieren Verhandlungsbereitschaft. Ihre Position ist nicht so unverrückbar wie ein Obelisk. Mit Ihnen kann man reden. Das gefällt Personalern.
Andererseits verstehen sie eine Gehaltsspanne zugleich als Aufforderung, den Preis so weit wie möglich nach unten zu drücken. Das obere Ende der Spanne dürfte als Vertragssumme für Sie daher nicht mehr realistisch sein. Aus Arbeitgebersicht würde es sich schließlich wie eine Niederlage anfühlen. Und die gilt es zu vermeiden.
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Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung können Sie auf verschiedene Arten formulieren. Entscheiden Sie sich für den Ansatz, der am besten zu Ihnen, Ihrer Situation und Verhandlungsposition passt.
Wenn Sie klare Ansagen bevorzugen, dann schreiben Sie zum Beispiel:
Sie können auch eine Gehaltsspanne nennen – von Summe X bis Summe Y. Oder Ihren Gehaltskorridor mit dem Wörtchen Bereich eingrenzen.
Wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung nicht nennen WOLLEN, weil Sie zum Beispiel noch nicht im Bilde über Ihren Marktwert sind, dann formulieren Sie sie folgendermaßen:
Geheimtipp für den Verhandlungspoker: Geben Sie als Wunschgehalt eine unrunde Zahl an!
Statt 32.000 Euro nennen Sie also lieber eine Gehaltsvorstellung von 34.570 Euro oder 32.330 Euro. Warum? Weil es indirekt signalisiert, dass Sie sich mit der Materie bis ins Detail auseinandergesetzt haben. Es wirkt, als ob Sie Ihren Marktwert ganz genau einschätzen können – und ihn nicht Pi mal Daumen berechnet haben.
Ungerade Gehaltsvorstellung – ein Psychotrick, den Verhandlungsexperten gerne empfehlen!
Das Einstiegsgehalt hat enorme Auswirkungen auf Ihre weitere (finanzielle) Laufbahn. Wer zu niedrig einsteigt, kann den Rückstand oft nie wieder aufholen. Wer hoch pokert, kann sich dagegen eine exzellente Ausgangsposition erarbeiten.
Trotzdem – oder gerade deshalb – fällt sie jedem Berufseinsteiger schwer: die Formulierung der eigenen Gehaltsvorstellung. Manche Arbeitgeber erwarten ausdrücklich, dass Bewerber ihr Wunschgehalt angeben. Dabei war es noch nie so einfach, den eigenen Marktwert zu eruieren.
Es stehen einem mittlerweile unzählige Quellen zur Verfügung, die man als Bewerber anzapfen kann. Und das sollten Sie auch tun, bevor Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren.
Informieren Sie sich vorab, welche Gehälter für vergleichbare Positionen gezahlt werden. Nicht nur Ihr Fachgebiet ist von Interesse, sondern auch die Größe des Arbeitgebers und die Region, in der Sie sich bewerben. In Baden-Württemberg können Sie mehr verlangen als in Berlin, in großen Unternehmen mehr als in kleinen.
So nähern Sie sich Ihrem Marktwert auf dem Arbeitsmarkt:
Recherchieren Sie in Datenbanken und Vergleichsportalen: Davon gibt es mittlerweile eine ganze Menge im Internet. Eine gute Anlaufstelle ist die Plattform gehalt.de. Außerdem gibt es einschlägige Infos in Bewertungsportalen wie Glassdoor und Kununu. Branchendienste wie der Personaldienstleister Robert Half bieten Gehaltsreports für spezielle Berufsgruppen an, ebenso die Jobbörse Stepstone für Fach- und Führungskräfte. Tipp in eigener Sache: Eine gute Orientierung liefern auch die verschiedenen Jobprofile hier auf Karrieresprung. Für jeden Beruf nennen wir Einstiegs- und Spitzengehalt, so wie beispielsweise für den Systemadministrator.
Business-Netzwerke wie Xing und Linkedin sind Herren über gewaltige Datenmengen. Da ist es naheliegend, diese Daten auch zur Gehaltsberechnung einzusetzen. Xing ist mittlerweile dazu übergegangen, in seinen Stellenangeboten Gehaltsspannen zu nennen. Diese erleichtern die Orientierung.
Fragen Sie auch bei Freunden oder Bekannten nach, die eine ähnliche Position bekleiden – sofern das Gehalt zwischen Ihnen kein Tabuthema ist. Auch spricht nichts dagegen, liebe alte Kollegen um Rat in punkto Gehaltsvorstellung zu fragen.
Ziehen Sie offizielle Statistiken zu Rate. Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt regelmäßig Durchschnitts- und Mediangehälter. Demnach lag das durchschnittliche Jahresgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland zuletzt bei 3771 Euro. Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit fächert Gehälter nach Berufen, Regionen, Altersgruppen und Geschlechtern auf.
Auch einzelne Berufsverbände erstellen Gehaltsreports. Ingenieure zum Beispiel können sich an der Einkommensstudie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) orientieren.
Die Gehaltsvorstellung eines Arbeitnehmers orientiert sich immer auch am Wettbewerb. Hier sind für Sie alle relevanten Gehälter, Zahlen und Daten aus Deutschland:
Das sind die wichtigsten Regeln, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung im Anschreiben formulieren:
Generell kann Ihnen ein Jobwechsel einen großen Gehaltssprung bescheren. Auch die Absolventen lukrativer Studiengänge – Informatik oder Ingenieurwissenschaften zum Beispiel – können nach ihrem Abschluss mit einem fetten Zahltag rechnen. Aber Achtung: Halten Sie Maß!
Wenn Sie als Gehaltsvorstellung eine Hammer-Summe nennen, macht Sie dies für den Personaler zunächst mal zu einem Geldgeier. Unsympathisch! Insbesondere dann, wenn die Angaben mit dreisten oder unverschämten Aussagen garniert werden à la Weil ich es mir wert bin oder Einen Besseren als mich finden Sie nicht. Das liegt die Vermutung nahe, dass solch ein Bewerber fortwährend Ärger provozieren könnte. Niemand will einen Querulanten in seinem Team.
Aber nicht falsch verstehen: In Zeiten von Fachkräfteengpässen kann Selbstbewusstsein im Verhandlungspoker durchaus eine Erfolgsstrategie sein – aber nur für den, der es sich leisten kann. Speziell IT-Spezialisten, Ingenieure und andere Techniker müssen sich nicht unter Wert verkaufen. Es ist wie so oft im Leben: Der Grat ist schmal zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit.
Bedenken Sie folgendes, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren:
Vermeiden Sie in jedem Fall die Extreme. Gehen Sie also nicht zu weit nach oben oder zu weit nach unten, wenn Sie Ihre Gehaltsvorstellung nennen. Ersteres lässt Sie als geldfixierten Blutsauger dastehen, Letzteres als ahnungslosen Naivling, der seinen eigenen Marktwert nicht kennt. Und wer seinen eigenen Marktwert nicht kennt, kann so kompetent nicht sein, oder? Welcher Betrag allerdings zu hoch oder zu tief ist, kann nicht eindeutig definiert werden. Das macht die Sache so tricky.
Ist es darum vielleicht die Lösung, gar keine Stellung zu beziehen? Klare Antwort: nein. Verlangt das Unternehmen die Angabe von Gehaltsvorstellungen im Anschreiben, dann sollten Sie dem auch Folge leisten.
Andernfalls geben Sie unvollständige Bewerbungsunterlagen ab. Das verursacht Mehraufwand für das Personalbüro. Und es zeigt, dass Sie nicht auf ein ausdrückliches Anliegen des Arbeitgebers eingehen. Das kann sogar dazu führen, dass Sie vorzeitig draußen sind.
Ein Kompromiss wäre eine Formulierung wie:
Mein aktuelles Jahresgehalt beträgt 42.000 Euro.
Nein, eine konkrete Gehaltsvorstellung ist das nicht. Aber der Bewerber signalisiert, dass er die Aufforderung registriert hat. Immerhin. Auch hat der Personaler nun einen Richtwert, an dem er sich orientieren kann.
Noch besser wäre aber, Sie geben als Gehaltsvorstellung Ihre echte Wunsch-Zahl (oder Spanne) an. Dies erspart im Übrigen auch Ihnen selbst Zeit und Aufwand. Angenommen, Sie und das Unternehmen liegen gehaltstechnisch so weit auseinander, dass sich jedes weitere Gespräch erübrigt, dann können Sie sich fortan anderen Bewerbungen widmen.
Was, wenn das Unternehmen in der Stellenanzeige gar keine Angabe von Gehaltsvorstellungen fordert? Man könnte natürlich trotzdem darauf eingehen. Das gibt der Firma ja schließlich zusätzliche Informationen an die Hand, oder?
Nein. Die Gehaltsvorstellung ist prinzipiell nicht Bestandteil des Bewerbungsschreibens.
Wird sie nicht verlangt, dann schreiben Sie auch nichts darüber. Nur dann, wenn Sie ausdrücklich danach gefragt werden. Andernfalls erwecken Sie den Eindruck, als würden finanzielle Aspekte bei Ihnen im Vordergrund stehen. Oder was würden Sie denken, wenn Sie einen Bewerber nach seiner Motivation fragen und er Ihnen direkt seine Gehaltsvorstellung um die Ohren haut?
Im Vorstellungsgespräch (spätestens im zweiten Vorstellungsgespräch) kommt das Thema ohnehin noch auf die Agenda. Denn klar ist: Ohne finanzielle Einigung unterschreiben Sie den Vertrag nicht.
Wenn Sie sich für einen Teilzeitjob bewerben, dann ist es wichtig, Arbeitszeit und Gehaltsvorstellung in ein Verhältnis zu setzen. Andernfalls tauchen schnell Missverständnisse auf. Sie sollten also beide Größen nennen, zum Beispiel so:
Konkrete Zahlen sollten Sie auch dann nennen, wenn die Stellenanzeige, auf die Sie sich in Teilzeit bewerben, überhaupt keine Angabe von Wochenstunden enthält. So hat der Arbeitgeber eine wichtige Orientierungshilfe.
Das Prinzip können Sie übrigens auch anwenden, wenn Sie sich auf eine Vollzeitstelle bewerben. Die Gehaltsvorstellung könnte man in diesem Fall so formulieren: