Offenbach meidet das Rampenlicht. Die Stadt kann es einfach nicht mit ihrem großen Bruder Frankfurt aufnehmen, dessen Türme in der Sonne funkeln. Dabei hat die 130.000-Einwohner-Stadt ihren ganz eigenen Charakter. Früher hatte die Lederindustrie hier ihr Kraftzentrum, heute zieht sie immer mehr Dienstleister an. Viele Jobs in Offenbach werden von Designern besetzt. Und auch für Meteorologen scheint in Offenbach immer die Sonne…
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Frankfurts Bankentürme sind nur einen Katzensprung entfernt. Für Offenbach sind sie Fluch und Segen zugleich.
Der Offenbacher Stadtteil Kaiserlei ist Frankfurts City fast näher als der eigenen. Hier haben sich Finanzdienstleister und Hotels angesiedelt, um das Frankfurter Publikum zu bedienen.
Gleichzeitig zieht Mainhattan aber auch Unternehmen, Fachkräfte und Kaufkraft ab. Offenbach profitiert vom Frankfurter Flughafen, leidet aber ebenso unter seinem gewaltigen Lärmpegel. Offenbach liegt mitten in der Einflugschneise.
Den Kampf mit Frankfurt kann Offenbach nicht gewinnen. Zu drastisch ist die Wortwahl nebenbei bemerkt nicht. Die Konkurrenz beider Städte ist historisch bedingt — und Legende. Ihren Ausdruck findet sie in der brodelnden Rivalität der Fanlager von Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach.
Ein Schmuckstück ist Offenbach nicht. Aber sie baut eines. Auf dem Hafengelände entstehen seit 2009 zahlreiche neue Miet- und Eigentumswohnungen in direkter Wasserlage. Hier wachsen Frankfurt und Offenbach regelrecht aufeinander zu.
Generell haben die Offenbacher keinen schlechten Geschmack. In Offenbach sitzt immerhin die Hochschule für Gestaltung. Die vielen Designer, die Offenbach beherbergt, arbeiten in den Bereichen Grafik und Webdesign, Fahrzeug- und Industriedesign.
Das Westend ist die beliebteste Wohngegend Offenbachs. Mit Fluglärm müssen sich aber auch seine Einwohner abfinden. Oder sie ziehen nach Rumpen oder Bürgel im äußersten Nordosten. Das sind die einzigen Stadtteile, die der Flughafen in Ruhe lässt. Ärzte schätzen den Bereich nördlich des Odenwaldrings um die Beethovenstraße. Bis zum Klinikum Offenbach sind es von hier nur wenige Meter.
Offenbach ist ein Sorgenkind. Die Stadt weist im September 2020 eine Arbeitslosenquote von 10,8 Prozent auf. Für ganz Hessen beträgt die Quote nur 5,8 Prozent.
Auch die anderen Städte in der Region sind weniger von Arbeitslosigkeit betroffen. In Darmstadt liegt die Arbeitslosenquote bei 6,9 Prozent, in Frankfurt bei 7,5 Prozent und in Wiesbaden bei 8,0 Prozent (Stand: September 2020).
Rechnet man aber die umliegenden Gemeinden mit ein, sieht die Situation gar nicht mehr so düster aus. Im Bezirk Offenbach der Bundesagentur für Arbeit beträgt die Arbeitslosigkeit nur 6,0 Prozent. Im benachbarten Main-Kinzig-Kreis sind es 5,9 Prozent, im Norden im Wetteraukreis sogar nur 4,8 Prozent (Stand: September 2020).
Vor allem gut Qualifizierte haben nach Angaben der örtlichen Agentur für Arbeit die Qual der Wahl. Freie Stellen in Offenbach sind für sie in nahezu allen Wirtschaftszweigen vorhanden.
Die meisten Unternehmen in Offenbach 2020 gibt es nach IHK-Angaben in den Bereichen (in dieser Reihenfolge):
Hessen ist die Nummer eins der Geldrangliste.
Fach- und Führungskräfte kommen hier laut Stepstone-Gehaltsreport 2020 pro Jahr auf 64.335 Euro brutto – damit liegt Hessen sogar relativ deutlich vor Bayern (62.243 Euro) und Baden-Württemberg (61.677 Euro). Die Xing-Gehaltsstudie 2019 geht sogar von einem Durchschnittsgehalt von 76.972 Euro brutto jährlich für hessische Fach- und Führungskräfte aus.
Das Durchschnittsgehalt aller Arbeitnehmer liegt laut Gehaltsplattform gehalt.de bei 51.345 Euro brutto pro Jahr. Als einziges Bundesland überspringt Hessen damit die 50.000-Euro-Marke.
Aber: Hessen ist nicht gleich Hessen.
Während die Spitzenverdiener in Frankfurt und Darmstadt sitzen, müssen sich andere mit deutlich weniger zufrieden geben – auch die Offenbacher. Ihr Medianeinkommen liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei 3.450 Euro brutto im Monat. So viel verdient ein Arbeitnehmer mit einer Vollzeitstelle in Offenbach. Deutschlandweit sind es 3.209 Euro.
In Frankfurt können Arbeitnehmer mit 4.182 Euro rechnen, in Darmstadt mit 4.185 Euro und in Wiesbaden mit 3.758 Euro. Immerhin liegt Offenbach vor dem Main-Kinzig-Kreis, der die Nachbarstadt Hanau umfasst. Dort kommen Arbeitnehmer auf 3.134 Euro im Monat. Auch Mainz liegt mit 3.554 Euro nur relativ knapp vor Offenbach.
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Das sind die größten Unternehmen, Organisationen und Einrichtungen der Stadt – bei diesen Arbeitgebern finden Sie Jobs in Offenbach:
Die besten Tipps für Ihre Bewerbung – So finden Sie die richtige Stelle in Offenbach:
Früher war Offenbach für seine Lederwaren bekannt. In den Siebzigerjahren wanderte die Industrie nach Fernost ab und leitete den Strukturwandel ein. Auch die bis dato starke Elektroindustrie kehrte Offenbach den Rücken. Heute arbeiten nur noch 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Offenbacher arbeiten im verarbeitenden Gewerbe.
Und dennoch ist Offenbach nicht untergegangen. Die Stadt steht noch. Und sie steht gar nicht mal auf so tönernen Füßen, wie man bei den diversen Negativschlagzeilen vermuten könnte.
Im Städteranking 2019 des Beratungsunternehmens IW Consult durfte sich Offenbach über Platz 30 von 71 deutschen Großstädten freuen – ein ziemlich gutes Ergebnis. In der Rubrik Lebensqualität landete Offenbach sogar auf Position 24.
Im Prognos-Zukunftsatlas 2019 belegte die Stadt Offenbach Platz 236 von 401 Regionen in Deutschland. In der Unterkategorie Arbeitsmarkt reichte es sogar für Rang 185. Der Landkreis Offenbach spielt sogar in der ersten Liga mit – und landete auf einem bärenstarken Platz 37.
Die Beschäftigungsentwicklung war zuletzt hervorragend. Viele Banken, Versicherungen und Unternehmensberatungen haben sich hier – in Schlagdistanz zur Finanzmetropole Frankfurt – angesiedelt.
Die deutsche Automobilindustrie hat Offenbach zwar nicht entdeckt – dafür aber die asiatische. Mit Honda, Hyundai und Reifenhersteller Kumho sitzen gleich drei Asiaten im Offenbacher Stadtteil Kaiserlei.
Geradezu magnetisch wirkt Offenbach auf Designer. Die Stadt hat eine hohe Dichte an Designbüros für Grafik und Industriedesign – und bildet selbst Designer an ihrer Hochschule für Gestaltung aus.
Auch Meteorologen fühlen sich bei Wind und Wetter wohl. Offenbach ist die Heimat des Deutschen Wetterdienstes, der insgesamt 2.500 Mitarbeiter beschäftigt.
Offenbach liegt im wirtschaftlichen Kraftzentrum Hessens. Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden sind direkte Nachbarn. Diese drei Städte sind ökonomisch stärker – und haben ein höheres Preisniveau als Offenbach.
Trotzdem ist Offenbach kein Ort, an dem Sparfüchse glücklich werden. Die Stadt ist spürbar teurer als etwa Kassel im Norden Hessens.
Von 2009 bis 2019 sind die Mietpreise in Offenbach nach Angaben der Plattform Immowelt um stolze 38 Prozent gestiegen. In Frankfurt betrug der Preisanstieg im gleichen Zeitraum sogar 44 Prozent, in Darmstadt 35 Prozent und in Wiesbaden 34 Prozent.
Die Medianmiete in Offenbach lag demnach in ersten Quartal 2020 bei 10,20 Euro pro Quadratmeter. Das ist im deutschlandweiten Vergleich nicht wenig. In Ostdeutschland, im Ruhrgebiet, am Niederrhein und in Norddeutschland gibt es zahlreiche Städte, in denen die Medianmiete zwischen 5,50 bis 7,00 Euro beträgt.
Im regionalen Vergleich aber kann Offenbach mit seinen Preisen punkten. Frankfurter mieten den Quadratmeter für 13,60 Euro, Darmstädter für 10,80 Euro und Wiesbadener für 10,10 Euro. Jenseits der Landesgrenze in Mainz werden 11,20 Euro fällig.
Käufer können in Offenbach dagegen nicht auf Schnäppchenpreise spekulieren. Der Kauf einer Immobilie belastet das Konto laut Immowelt mit 3.110 Euro pro Quadratmeter – ein hoher Wert. Getoppt wird dieser allerdings locker von Frankfurt (4.430 Euro). Darmstadt ist mit 3.280 Euro nicht sehr viel teurer, Wiesbaden kostet 3.350 Euro. Mainz liegt mit 3.140 Euro nur minimal über Offenbacher Niveau.
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