Gut vorbereitet ist halb gewonnen – das ist aus Bewerbersicht völlig richtig. Es gibt aber noch eine Möglichkeit, die eigenen Erfolgsaussichten kurz- bis mittelfristig in die Höhe zu treiben. Und die lautet: Ein Vorstellungsgespräch nachbereiten. Wer sich etwas Zeit nimmt, um über die guten und schlechten Aspekte seines letzten Jobinterviews nachzudenken, darf mit äußerst positiven Effekten rechnen.Vorstellungsgespräch nachbereiten – so geht’s Schritt für Schritt…
➠ Inhaltsverzeichnis
Die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch ist die halbe Miete. Wer sich smarte Fragen und Antworten überlegt und die Selbstpräsentation vor dem Spiegel übt, hebt seine Erfolgsaussichten auf ein höheres Level. Hat man das Jobinterview dann hinter sich, fallen einem Steine vom Herzen. Puh, geschafft!
Es ist wie nach einer Schulklausur. Alle Stifte und Hefte verschwinden schlagartig im Karton – und werden bis auf Weiteres nicht mehr angerührt. Für Bewerber kann das ein Fehler sein. Denn bedenken Sie: Jedes Jobinterview bietet Ihnen die Chance, zu lernen und zu wachsen. Dies sollten Sie nutzen – indem Sie das Vorstellungsgespräch nachbereiten.
Wer ein Vorstellungsgespräch professionell aufarbeitet, erhöht seine Erfolgsaussichten in der Zukunft – und spart am Ende womöglich auch noch Zeit. Die Lehren, die man zieht, helfen einem schnell weiter.
Am besten, die Nachbereitung des Jobinterviews erfolgt zeitnah. Denn kurz danach sind die Erinnerungen und Eindrücke noch ganz frisch. Sie wissen, was Sie gesagt haben, was Ihr Gesprächspartner gesagt hat und sogar was er oder sie anhatte und ob ein Teller mit Gebäck auf dem Tisch stand. Ein paar Wochen später sind all die Details vergessen.
Sortieren und analysieren Sie alles – folgende Fragen helfen Ihnen dabei…
Diese Fragen sollten Sie sich bei der Nachbereitung eines Vorstellungsgesprächs stellen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können Sie nachjustieren und das nächste Jobinterview noch besser meistern:
Lassen Sie sich bei der Beantwortung der Fragen ruhig ein wenig Zeit – und schreiben alle Pros und Cons auf eine Liste. Sie werden feststellen, dass Ihnen Einzelheiten einfallen, die Sie in der Zwischenzeit schon wieder irgendwo in den Untiefen Ihres Arbeitsgedächtnisses abgelegt hatten.
Wenn Sie die Notizen festhalten – vielleicht in einem Ordner auf Ihrem Laptop – können Sie sie immer wieder hervorholen. Sie geben Ihnen langfristig eine gute Orientierung.
Nach mehreren Jobinterviews erkennen Sie vielleicht sogar Muster. Ihnen hat jedes Mal Ihre eigene Selbstpräsentation missfallen? Dann arbeiten Sie daran. Sie kommen regelmäßig bei Stressfragen ins Stottern? Überlegen Sie sich doch mal ein paar ausweichende Floskeln, mit denen Sie während des Gesprächs Zeit gewinnen. Oder trainieren Sie Ihre Stressresistenz, zum Beispiel durch Rollenspiele mit Freunden.
Wer bei der Nachbereitung systematisch vorgeht, merzt Fehler zügiger aus und gelangt schneller wieder auf den Erfolgspfad. Hier sind noch mehr Tipps…
Wenn Sie ein Vorstellungsgespräch nachbereiten, dann stellen Sie sich am besten auch diese 7 Fragen über das Unternehmen. Sie können ebenfalls einen enormen Erkenntnisgewinn bieten:
Es sind im Wesentlichen zwei Vorteile, die die Nachbereitung eines Bewerbungsgesprächs mit sich bringt.
Zum Einen dient die Nachbereitung Ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Sie entdecken Ihre Defizite schneller, wenn Sie Jobinterviews nachbereiten. Und zweitens merken Sie auch, ob der jeweilige Arbeitgeber überhaupt der richtige für sie ist.
Allerdings sollten Sie auf der Hut sein. Während Ihres Gesprächs haben Sie nur einen mickrigen Ausschnitt des Unternehmens gesehen. Sie sollten also nicht Ihr ganzes Urteil darauf bauen.
Aber ein paar Hinweise gibt dieser Ausschnitt schon. Wenn sich beispielsweise die Angestellten angegiftet haben, lässt das grob nur zwei Schlüsse zu. Entweder ist die Atmosphäre und Kollegialität unterirdisch oder die wirtschaftliche Situation gerade extrem mies. Beides Warnsignale!
Oder Ihre Erfahrungen decken sich überhaupt nicht mit dem, wie Sie die Firma zuvor eingeschätzt hatten oder wie sie sich selbst nach außen verkauft. Dann lohnt ein näherer Blick – oder eine noch eingängigere Recherche im Internet.
Oder aber Ihr Gesprächspartner ist Ihnen dermaßen unsympathisch, dass Sie sich nicht ausmalen mögen, mit dieser Person – sofern es sich um Ihren direkten Vorgesetzten oder einen Mitarbeiter aus Ihrer künftigen Abteilung handelt – die nächsten Monate und Jahre zusammenzuarbeiten.
Warnsignale können Sie im zweiten Vorstellungsgespräch oder im Assessment Center noch einmal überprüfen.
Die Nachbereitung eines Vorstellungsgesprächs ist somit gleichzeitig – sehr oft jedenfalls – eine Vorbereitung. Gerade in großen Konzernen ist es nicht unüblich, Bewerber durch mehrere Runden zu jagen.
Schon aus diesem Grund macht es Sinn, nach dem ersten Jobinterview tief in sich zu gehen, es noch einmal Revue passieren zu lassen, zu reflektieren und zu analysieren. Die Fehler, die Ihnen im ersten Termin unterlaufen sind, sollen Ihnen kein zweites Mal passieren.
Darum: Eine gründliche Nachbereitung des ersten Bewerbungsgesprächs ist gleichzeitig eine strategische Vorbereitung auf das zweite – und gibt Ihnen noch mehr Sicherheit und Durchschlagskraft. Was Sie außerdem konkret tun können, ist folgendes…
In den USA ist es üblich, auf ein Jobinterview ein Dankschreiben folgen zu lassen. Credo: „Danke für Ihre Zeit. Hat mich sehr gefreut, Sie persönlich kennenzulernen. Ich bin weiterhin sehr an der Stelle interessiert.“ Keine schlechte Sitte!
Sie brechen sich auch hierzulande keinen Zacken aus der Krone, wenn Sie sich im Nachhinein noch einmal gebührend bedanken. Und viel Zeit kostet es Sie auch nicht, eine kurze E-Mail zu verfassen.
Vielmehr zeugt so ein Dankschreiben von sozialer Kompetenz. Damit die Mail ihre Wirkung nicht verfehlt, sollten Sie sie unbedingt persönlich an Ihren direkten Ansprechpartner adressieren. Zum Beispiel so:
Sehr geehrter Herr Jensen,
ich möchte mich noch einmal sehr herzlich für das angenehme Vorstellungsgespräch bei Ihnen bedanken. Die Arbeitsatmosphäre in Ihrem Unternehmen hat mich sehr beeindruckt und in der Überzeugung bestärkt, dass die Stelle genau die richtige für mich wäre. Es würde mich sehr freuen, wenn ich Sie in Zukunft mit vollem Einsatz unterstützen könnte.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Hansen
Sehr geehrte Frau Jensen,
ich möchte mich noch einmal bei Ihnen für das angenehme Gespräch am vergangenen Freitag bedanken. Mir hat die Atmosphäre bei Ihnen wirklich sehr gut gefallen, mein Eindruck von Ihrem Unternehmen war rundum positiv. Umso mehr würde ich mich freuen, wenn ich Sie und Ihr Team künftig als Produktmanager unterstützen könnte. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen die Entscheidung mit weiteren Referenzen, Arbeitsproben o.ä. erleichtern könnte.
Unabhängig davon bedanke ich mich sehr herzlich für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen und die Zeit, die Sie sich für mich genommen haben – und würde mich freuen, wenn wir uns demnächst in der Musterstraße 123 wiedersehen.
Beste Grüße nach Hamburg
Martin Mustermann
Das Ende ist immer auch ein neuer Anfang. Auch im Bewerbungsgespräch ist das der Fall. Denn zum Schluss wird normalerweise das weitere Prozedere erörtert. Als Bewerber können Sie aktiv danach fragen, wie es jetzt weitergeht. Dann sollte der Personalverantwortliche Ihnen auch eine zufriedenstellende Antwort geben.
Üblicherweise liegt die Frist zwischen einer und zwei Wochen nach dem Gespräch. In diesem Zeitraum dürfen Sie mit einer Nachricht des Unternehmens rechnen. Mit einer Nachricht wohlgemerkt, nicht zwangsläufig mit einer endgültigen Zu- oder Absage. Es könnte also sein, dass Sie zu einem zweiten Vorstellungsgespräch eingeladen werden oder dass man Ihnen mitteilt, dass Sie es in die nähere Auswahl geschafft haben – oder auch nicht.
In dieser Zeit sollten Sie auch nicht beim Unternehmen anrufen oder Mails schreiben (außer eines Dankesmail) und sich nach dem aktuellen Stand erkundigen. Das wirkt ungeduldig bis penetrant nervig. Erst nach einer Wartezeit von zwei oder drei Wochen sollten Sie erste Erkundigungen anstellen – wenn Sie wollen.
Dabei spielt auch die Größe des Arbeitgebers und die Anzahl der Bewerber eine Rolle. Je größer das Unternehmen, desto mehr Bewerber gibt es normalerweise und umso länger dauert das Auswahlverfahren.
Man bereitet sich auf Siege vor. Aber es sind die Niederlagen, die man nachbereiten muss. Dadurch verwandeln sich die Niederlagen von früher in die Siege von morgen.
Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre ersten Bewerbungen nicht zum Erfolg führen, ist hoch. Gerade Berufsanfänger starten aber mit hohen Erwartungen ins Berufsleben, manchmal mit überhöhten. Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn es nicht klappt. Davon sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Leichter gesagt als getan, natürlich, aber Sie können aus diesen ersten Pleiten viel mitnehmen. Eine Nachbereitung hilft.
Das ist nebenbei bemerkt auch bei Startup-Gründern so: Die Lernkurve ist unfassbar steil für alle, die direkt nach der Uni ein Unternehmen gründen. Das liegt an den vielen kleinen und großen Niederlagen entlang des Weges (Siege gibt es natürlich auch regelmäßig). Sehen Sie eine erfolglose Bewerbung also als etwas, das dazugehört.
Und vielleicht haben Sie sogar eine blitzsaubere Bewerbung und mächtig Eindruck hinterlassen. Nur war ein anderer Bewerber NOCH besser als Sie. Glück gehört natürlich auch dazu.
Also: Es ist sogar sehr rational, eine Niederlage nicht als solche anzuerkennen. Nehmen Sie eine Absage nicht persönlich, analysieren Sie ganz nüchtern, was gut und was schlecht lief, ziehen Sie Ihre Schlüsse. Aber lassen Sie sich um Gottes Willen nicht von einer Pleite unterkriegen.
Je mehr Erfahrungen Sie sammeln – auch schlechte – desto steiler ist Ihre persönliche Lernkurve. Die gleichen Muster werden Ihnen hinterher im Job auch wieder begegnen. Erfolglose Pitches, erfolglose Kundenakquise, erfolglose Projekte.
Und statistisch ist es so: Je häufiger Sie sich bewerben, desto mehr Absagen werden Sie bekommen. Aber irgendwann landet eine Zusage im Postkasten. Wer sich nicht bewirbt, erhält auch keine Absagen – aber auf die Zusage wird er ewig warten.
Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn Sie noch sehr unerfahren sind, können Sie das Unternehmen auch nach Feedback fragen. Was hat den Ausschlag gegen Sie gegeben? Nicht alle Unternehmen antworten ehrlich – schon allein aus Höflichkeit oder aus Angst, gegen das Antidiskriminierungsgesetz zu verstoßen – aber den einen oder anderen Anhaltspunkt könnte es Ihnen durchaus geben.
Was Sie nach einer Absage unbedingt tun sollten, sagen wir Ihnen jetzt…
Nach einer Absage will man die Unterlagen am liebsten in die Ecke pfeffern. Aus den Augen, aus dem Sinn! Das ist menschlich und nur allzu verständlich. Trotzdem der Rat: Reißen Sie sich nochmal kurz am Riemen und bereiten den Termin nach – trotz des negativen Ausgangs. Eine gute Nachbereitung hilft Ihnen ungemein.
Es ist wie beim Date: Wer fünf Körbe am Stück kassiert hat, sollte bei Date Nummer sechs vielleicht etwas ändern. Das Outfit, den Treffpunkt, die Tischmanieren, whatever.
Analysieren Sie das Bewerbungsgespräch von vorne bis hinten – und seien Sie vor allem ehrlich zu sich selbst. Wenn Sie sich selbst in die Tasche lügen, verlängert dies nur Ihre Leidenszeit. Woran könnte es gelegen haben, dass Sie den Job doch nicht gekriegt haben?
Diese Fragen helfen bei der Nachbereitung:
Wenn Sie sich die Fragen ehrlich beantworten, entdecken Sie vielleicht das eine oder andere Defizit. Was nicht schlimm ist, denn nur so können Sie Verbesserungen anstoßen oder Ihre Strategie verändern. Sie könnten beispielsweise Ihren Suchradius erweitern, Ihre Branchenschwerpunkt ändern oder auch ein Coaching absolvieren.
Fazit: Ein Vorstellungsgespräch nachzubereiten ist immer eine gute Idee – im Erfolg wie im Misserfolg. Viel Glück bei Ihrer nächsten Bewerbung!