Vorstellungsgespräch Schwächen und Stärken

Vorstellungsgespräch Schwächen: Vor kaum einer Frage zittern Bewerber mehr als vor der nach den eigenen Schwächen. Dabei sind Schwächen menschlich. Jeder hat sie – und zwar in Hülle und Fülle. Darum ist es auch keine gute Strategie, Schwächen im Vorstellungsgespräch partout verschweigen zu wollen. Ein bisschen Vorsicht sollten Bewerber nichtsdestotrotz schon walten lassen. Vorstellungsgespräch Schwächen: Welche sinnvoll sind – und welche weniger…

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Vorstellungsgespräch Schwächen: Darauf zielt die Frage ab

Die Frage nach den persönlichen Schwächen ist ein Klassiker im Vorstellungsgespräch. Ihr Gesprächspartner will dadurch herausfinden, wie reflektiert, ehrlich und selbstkritisch Sie sind, ob sie bereit sind, aktiv an Ihren Defiziten zu arbeiten — und letztlich, ob Sie ins Team und Unternehmen passen. Ihre Antworten auf die Frage helfen ihm oder ihr, Sie als Person richtig einzuschätzen.

Personalmanager wollen durch die Frage nach den Schwächen hingegen nicht in Erfahrung bringen, ob sie für die Stelle qualifiziert sind oder nicht. Das haben sie längst aus Ihrem Lebenslauf, aus Arbeitszeugnissen und Referenzen herausgelesen. Ein Softwareentwickler, der keinen Code schreiben kann oder ein Verkäufer, dem der Umgang mit Menschen nicht behagt oder ein Handwerker mit zwei linken Händen – mit dieser Art Schwäche hätten Sie sich ja erst gar nicht beworben.

Die Frage nach den Schwächen kann im Vorstellungsgespräch auf verschiedene Arten formuliert werden:

  • Was ist Ihre größte Schwäche?
  • Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?
  • Wie würde Ihr ehemaliger Chef Sie beschreiben?
  • Was würden Sie gerne an sich verändern wollen?
  • Welche Eigenschaft oder Fähigkeit würden Sie sich wünschen?

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Vorstellungsgespräch Schwächen: Wie antworten?

Auf die Frage nach Ihren größten Schwächen können Sie flunkern, beschönigen, ablenken oder ignorieren. Keine dieser Strategien ist empfehlenswert. Stehen Sie lieber zu Ihren Schwächen und Defiziten! Jeder kennt den Spruch: Nobody is perfect. Auch Ihr Gegenüber kennt den – und er erwartet keinen Arbeits-Roboter ohne jede menschliche Macke.

Schwächen machen Sie menschlich. Außerdem können Sie an Schwächen arbeiten. Sie sind gewissermaßen Entwicklungspotenziale. Wer im Vorstellungsgespräch Schwächen zu einer Herausforderung erklärt, signalisiert Einsatz, Willen und unerschlossene Potenziale. Und zeigt überdies, dass er eine gefestigte Persönlichkeit, emotional reif und reflektiert ist. Geben Sie also eine Schwäche guten Gewissens zu, aber verknüpfen Sie sie mit einem guten Vorsatz.

Diverse Studien haben gezeigt, dass Business-School-Absolventen in Bewerbungsgesprächen besser abschneiden, wenn sie auf Killerfragen und die Frage nach den Schwächen wahrheitsgemäß und nicht nur positiv antworten, dass Bewerber ihre Chancen um das Fünffache steigern, wenn sie im Vorstellungsgespräch selbstkritisch und authentisch sind und dass Personaler sich für die Kandidaten entscheiden, die eine echte Schwäche zugegeben und nicht eine Stärke zu einer Schwäche gemacht hatten.

Ein Unternehmen, dass Sie nur mit Ihren Stärken, aber nicht mit Ihren Schwächen will, hat Sie ohnehin nicht verdient. Das ist so ähnlich wie in einer Ehe. Den einen Prince Charming oder die perfekte Cinderella – sorry, wenn ich Sie enttäuschen muss – die gibt’s leider nicht.

Vorstellungsgespräch Schwäche Ungeduld

Die Taktik, eine Stärke zu einer vermeintlichen Schwäche umzuettiketieren, ist nicht mehr zeitgemäß. Personaler sind nicht dumm – sie durchschauen diese Vorgehensweise sofort. Von diesen Antworten sollten Sie daher absehen:

Ich bin ungeduldig.

Ungeduld ist eine negative Eigenschaft, Geduld hingegen eine Kardinalstugend – wer sie hat, geht nachweislich erfolgreicher durchs Leben. Sogar in der Schule haben Kinder große Vorteile, wenn sie einigermaßen geduldig sind. Darauf haben Studien bereits hingewiesen.

Böse Zungen könnten sogar behaupten: Ungeduld ist eine Eigenschaft infantiler Menschen. Sie korreliert darüber hinaus mit übersteigertem Ehrgeiz. Typ Lottogewinner: Das schnelle Geld – jetzt sofort! Aber bitte ohne den entsprechenden Einsatz. Erfolg ist aber ein Marathon, kein 100-Meter-Lauf. Erfahrung gewinnt man im Laufe seines Lebens – und sie bringt einen weiter. Ohne Geduld wiederum keine Erfahrung.

Ich bin zu perfektionistisch.

Perfektionismus könnte man als mangelnden Pragmatismus auslegen. Eine pragmatische Herangehensweise aber benötigt, wer ein Startup großmachen oder eine Unternehmenskrise überwinden will. Perfektionisten offenbaren zudem, dass sie nicht einmal zu eigenen Schwächen stehen und konstruktiv mit ihnen umgehen können.

Ich arbeite zu viel.

Keine Antwort ist leichter zu durchschauen als diese. Und keine ist schlechter. Vorausgesetzt, der Bewerber meint sie wirklich bierernst. Wer sie dagegen als ironischen Einwurf kenntlich macht, darf durchaus mit Sympathiepunkten rechnen.

Ich habe keine nennenswerten Schwächen.

Diese Antwort outet Sie augenblicklich als Großkotz. Das kommt bei niemandem gut an. Und es führt höchstwahrscheinlich dazu, dass Sie aus dem Rennen sind – denn keiner möchte einen arroganten Fatzke in sein Team holen.

Vorstellungsgespräch Schwächen Beispiele

Vorstellungsgespräch Schwächen: Diese Antworten sind empfehlenswert – wenngleich nicht für jeden…

  1. Ich bin kein wirklich guter Networker, obwohl ich einer werden will. Mir fällt es manchmal schwer, die richtigen Kontakte zu knüpfen und auf Dauer aufrecht zu erhalten. Aber ich arbeite daran und bin gerade dabei, mir eine Xing-Strategie zurechtzulegen.

    Diese Antwort ist kein Schweizer Taschenmesser, nicht jeder sollte von ihr Gebrauch machen. Zum Beispiel Vertriebsleiter oder Pressesprecher von Unternehmen. Für sie ist es elementar, ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. In anderen Positionen wäre diese Antwort dagegen gut, weil weniger relevant. Zudem handelt es sich um eine Schwäche, mit der sich so mancher identifizieren kann. Networking ist harte Arbeit, mühsam, manchmal auch lästig – und fällt vielen schwer.

  2. Ich mag es nicht, vor größerem Publikum zu sprechen. Dann bin ich oft sehr nervös und fühle mich nicht wohl. Aber ich möchte das in den Griff kriegen und habe mich daher für einen Rhetorikkurs angemeldet.

    Jemand, der beruflich viel und öffentlich reden muss, sollte auf diese Antwort verzichten. Aber wenn Sie ohnehin kaum vor vielen Zuhörern referieren, wäre das eine legitime Antwort für Sie. Sie könnte sich zum Beispiel für Sachbearbeiter oder IT-Fachkräfte anbieten. Klar ist aber auch, dass es sich um eine Schwäche handelt und es besser wäre, an ihr zu arbeiten. Wenn Sie signalisieren, genau das tun zu wollen, sammeln Sie Punkte.

  3. Ich bin kein Messie, aber manchmal etwas unorganisiert. Dann fällt es mir schwer, den Überblick zu behalten und Aufgaben zu priorisieren. Darum versuche ich jetzt, vermehrt mit To-do-Listen und Zeitmanagement-Tools zu arbeiten.

    Ein Eventmanager sollte ein guter Organisator sein, die meisten Führungskräfte ebenfalls. Für sie ist diese Antwort weniger geeignet. Für Kreative aller Art aber könnte sie brauchbar sein. Ihnen wohnt ein kreatives Chaos inne, zu viel Ordnung und Ordentlichkeit würgt es möglicherweise ab. Grafikdesigner oder Art Direktoren können so antworten.

  4. Ich liebe es, mich mit meinen Kollegen auszutauschen. Aber um effizient zu arbeiten, muss ich mich fokussieren können und brauche meine Ruhe.

    Jeder Arbeitgeber verlangt Team- und Kommunikationsfähigkeit. Setzen Sie diese Antwort daher strategisch ein. Wenn Sie zum Beispiel wissen, dass die Firma Home-Office-Optionen anbietet oder viele Einzelbüros oder Rückzugsmöglichkeiten hat. Wenn sie über all das nicht verfügt, deutet dies vielleicht darauf hin, dass permanente Lärmpegel und Teamarbeit an der Tagesordnung sind – und dass Sie das aushalten müssen.

  5. Meine Fremdsprachenkenntnisse sind eingerostet und daher ausbaufähig. Ich muss sie einfach häufiger sprechen. Genau das werde ich jetzt wieder tun. Ich habe mich für einen Tandemkurs im Internet angemeldet.

    Wenn Sie die Unternehmenspräsenz in Frankreich ausbauen sollen, dann sollten Sie Ihre Fremdsprachenkenntninisse lieber nicht in Frage stellen. In einem Job, in dem Sie ausschließlich auf deutsch kommunizieren, können Sie das schon eher. Natürlich ist Englisch die moderne Lingua franca und wird immer wichtiger. Wer sie nicht spricht, gerät ins Hintertreffen. Nennen Sie also lieber nicht Englisch, sondern eine andere Sprache.

  6. Ich habe sicherlich viele Schwächen wie xx, yy oder zz. Aber ehrlich gesagt konzentriere ich mich auf meine Stärken und versuche, mich noch weiter zu verbessern.

    Keine Antwort für Generalisten, sondern für Spezialisten. Wenn Sie wahrhaft ein Meister Ihres Fachs sind, dann ist Ihre Top-Eigenschaft Ihr Kapital. Was bringt es Ihnen, noch etwas völlig anderes zu lernen? Dennoch ist die Antwort gewiss sehr gewagt, weil sie extrem selbstbewusst – manchem vielleicht schon arrogant – erscheint.

  7. Meine praktische Erfahrung hält sich noch in Grenzen. Manchmal fällt es mir schwer, Nein zu sagen. Es kommt vor, dass ich zu viel rede, um meine Meinung klar zum Ausdruck zu bringen.
    Auch dies sind mögliche Antworten auf die Frage nach den Schwächen im Bewerbungsgespräch. Versuchen Sie, die jeweilige Schwäche mit einem guten Vorsatz zu verknüpfen.

Vorstellungsgespräch Schwächen Liste

Diese Schwächen sind grundsätzlich geeignet, um Sie im Vorstellungsgespräch zu nennen:

  • Lampenfieber/Nervosität
  • Fehlende praktische Erfahrung
  • Gutmütigkeit/nicht nein sagen können
  • Dickkopf
  • Ausgeprägtes Ruhebedürfnis
  • Vergesslichkeit
  • Introversion
  • Rauchen
  • Anfälligkeit für Multitasking
  • Lücken im Lebenslauf
  • Direktheit/fehlendes Fingerspitzengefühl
  • Ausbaufähige Deutschkenntnisse
  • Ausbaufähige Fremdsprachenkenntnisse
  • Kein Talent für Networking

Stärken im Vorstellungsgespräch

Die Frage nach den persönlichen Stärken ist im Bewerbungsgespräch das Gegenstück zu der nach den Schwächen. Was nicht heißen muss, dass sie weniger unangenehm wäre. Zwar gibt es Bewerber, die jetzt zur Hochform auflaufen und sich selbst wie einen jungen Gott bewerben. Andere rattern genau die Punkte herunter, von denen sie glauben, dass sie von ihnen erwartet werden.

Der Grat ist erstaunlich schmal: Bewerber sollen sich einerseits nicht übermäßig hochjubeln, andererseits aber auch nicht zu bescheiden auftreten. Beides hat ein Geschmäckle. Machen Sie es lieber so:

  1. Nicht übertreiben

    Ja, Sie sind ein 1-A-Bewerber. Ja, Sie sind sehr kompetent. Ja, Sie sind der oder die richtige für den Job. Aber nein, Sie sind weder Superman noch Wonder Woman. Loben Sie sich selbst also nicht in den Himmel, sondern bleiben Sie realistisch. Stellen Sie Ihre Stärken sachlich heraus.

  2. Beispiele liefern

    Teamfähig sind wir doch alle, nicht wahr? Aber wie äußert sich Ihre Teamfähigkeit denn im Arbeitsalltag? Das sollten Sie mit praktischen Beispielen belegen. Ebenso Ihre harten Skills wie EDV-Kenntnisse. Legen Sie dar, wann und wo Sie erfolgreich mit Business-Intelligence-Tools gearbeitet haben und warum Ihnen dies leicht fällt und sogar Spaß macht. Das klappt natürlich umso besser, je mehr Berufserfahrung Sie schon gesammelt haben. Junge Bewerber können auch Beispiele aus der Schule, Uni oder aus Nebenjobs in ihre Argumentation einflechten.

Stärken im Vorstellungsgespräch: Beispiele

Hier sind einige Beispiele für gute Stärken im Vorstellungsgespräch:

  • Ich bin belastbar und kann auch unter Stress gute Leistungen abrufen. So war es auch in meinem früheren Job eigentlich immer, wenn eine Deadline vor der Tür stand. Druck hat mich immer angespornt und noch ein paar Prozent aus mir herausgekitzelt.
  • Ich weiß genau, was ich will und bin sehr zielstrebig. Das ist nicht einfach so dahergesagt. Ich wollte damals nach der Schule unbedingt eine Ausbildung zum Mediengestalter machen, habe aber am Anfang nur Absagen erhalten. Trotzdem habe ich immer weitergemacht, an meinen Bewerbungsunterlagen und an meinem Auftreten im Interview gearbeitet und schlussendlich auch einen guten Ausbildungsplatz bekommen.
  • Ich bin sehr kreativ. Aber ich weiß auch, dass Kreativität harte Arbeit bedeutet. Man muss sich schon bemühen, um kreative Ergebnisse zu erzielen. Darum habe ich zuhause eine Routine entwickelt, bei der ich mir eine knifflige Aufgabe überlege und eine halbe Stunde lang intensiv nach Lösungen suche. Das mache ich einmal pro Woche, manchmal sogar am Wochenende.

Sie sehen: Es geht keineswegs darum, „richtige“ Antworten zu geben. Sondern darum, offen und selbskritisch mit sich ins Gericht zu gehen. Zu zeigen, dass man reflektiert ist und ach nach Lösungen und Verbesserungsmöglichkeiten sucht. Sie sollen vor allem zeigen, dass Sie jemand sind, mit dem man gerne zusammenarbeitet. Dann verzeiht Ihnen der Arbeitgeber (nahezu) jede Schwäche…

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